Hanoi

Stefan und ich haben mal wieder miserabel im Sleeper Bus geschlafen, Sophia dafür umso besser. Wir erreichen um 4 Uhr morgens statt um 6 Uhr Hanoi und werden unsanft geweckt. Die Stimmung der Fahrgäste ist ziemlich auf den Tiefpunkt, und einer erdreistet sich den Busfahrer zu fragen, ob er weiterschlafen könne, da die Ankunft viel zu früh ist, was der überhaupt nicht witzig findet. Noch im Halbschlaf sehen wir wie unser Gepäck ausgeladen und unsanft auf den Bürgersteig gelegt wird. Also steigen wir schnell aus. Sophia ist schlaftrunken, doch nach einer Minute sabbelt sie bereits putzmunter vor sich hin und stellt eine Frage nach der anderen.

Da wir alle wach sind, laufen wir zu Fuß zu unserem Hotel. Morgens um 4 Uhr ist es absolut ruhig und menschenleer in Hanoi. Wir laufen vorsichtshalber auf der Straße, um nicht wieder in ein Loch hineinzutreten und die Füße zu verletzen. Beim Hotel angekommen ist alles mit Rolltoren verrammelt. Eine Klingel finden wir nirgends, also klopfen wir einfach gegen das Tor. Kurz darauf öffnet uns ein völlig verschlafener junger Mann. Wir entschuldigen uns natürlich für unser frühes Erscheinen und sind froh, dass wir ein Ersatzzimmer erhalten, zwar mit ungemachten Betten und nicht geputzt, doch es ist uns völlig egal. Hauptsache wir können noch eine Runde schlafen. Um 11.00 Uhr erwachen wir und können unser eigentliches Zimmer beziehen.

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Parkplatz für Motorroller ist der Gehweg, Gehweg für Fußgänger ist die Straße

Wir wollen in die Altstadt. Durch den Hoteleingang treten wir auf die Straße und uns trifft fast der Schlag. Nachts wie ausgestorben und jetzt laut und chaotisch. Überall wimmelt es von Motorrollern. Die Gehwege dienen als Parkplätze, die Fußgänger laufen mit der größten Selbstverständlichkeit auf der Straße. Wir schauen gebannt auf dieses Chaos, fassen dann Mut und gehen ebenfalls auf der Straße, so als hätten wir nie was anderes getan.

Es gibt nichts, was auf einem Motorroller nicht transportiert werden kann
Es gibt nichts, was auf einem Motorroller nicht transportiert werden kann

Die Altstadt von Hanoi ist in verschiedene Viertel unterteilt und jeder dieser Bereiche hat seinen eigenen Schwerpunkt. Wenn du etwas brauchst, kannst du es ganz einfach finden. So befinden sich z.B. alle Uhrenläden in einer Straße, dann gibt es eine Straße für Klamotten, Spielzeug, Bücher, . . . Das finde ich echt toll und außerordentlich praktisch, weil man nicht durch die ganze Stadt rennen muss. Wir haben in der Straße für Baustoffe gewohnt.

Überwältigendes Angebot an frischen Früchten
Überwältigendes Angebot an frischen Früchten

Wir sind bis zum Ufer des Hoan Kiem-See gelaufen. Von dort sieht man den auf einer kleinen Insel stehenden Tempel Den Ngoc Son (Jadeberg-Tempel). Es dauerte nicht lange und zwei Jugendliche sprechen uns an. Sie wollen gerne mit uns Englisch reden, um es besser zu lernen. Da sind sie ja genau an die Richtigen gekommen, denn weder Stefan noch ich können es gut. Da sie nicht locker lassen, unterhalten wir uns mit ihnen. Zum Abschied möchten sie ein Foto mit uns zusammen für die Schule. Es war echt ganz nett. Und dann muss sich unsere Hilfsbereitschaft herumgesprochen haben, denn nach 5 Minuten kommen die Nächsten auf uns zu. Gleiche Prozedur wie vorher: Englisch reden, Foto für die Schule. Ich will etwas im Reiseführer lesen. Denkste, da biegen wieder welche um die Ecke. Also auf ein Neues. Langsam nervt es. Bevor wir es gleich mit der ganzen Klasse zu tun haben, verziehen wir uns in ein Café. Wir finden das supertolle „The Note“, wo der Kaffee lecker und die Wände mit bunten Zetteln verziert sind, auf denen die Besucher Lob oder Mitteilungen schreiben.

Mobiler Verkaufsstand
Mobiler Verkaufsstand

Die nächsten 2 Tage schlendern wir durch Hanoi. Man kann hier natürlich sehr viel unternehmen, es mangelt nicht an Angeboten. Auf unserer Reise haben wir jedoch viel erlebt und haben im Moment keine Lust auf noch mehr Tempel, Attraktionen oder Sightseeing. So komisch das jetzt klingen mag, doch wir sind gerade an einem Punkt, wo wir uns vom Reisen mal erholen und unsere vielen Eindrücke verarbeiten müssen. Alle 4 Wochen ein neues Land ist anstrengend, erfordert ein neues Einstellen auf Kultur und Menschen. Da musst man sich jedes Mal wieder aufs Neue sortieren.

Wir haben zum Glück noch Tickets für das Wasserpuppentheater ergattert. 2 Erwachsene zahlen 200.000 Dong (8,15 €). Nachdem sich Sophia 2 Tage darauf gefreut hat, ist es heute Abend soweit. Es ist witzig, wie die Figuren über das Wasser flitzen und obwohl wir die Sprache zur Handlung nicht verstehen, ist das Zuschauen interessant und total unterhaltsam. Sophia ist hingerissen und völlig begeistert vom Spiel. Wenn du in Hanoi bist, ist das Wasserpuppentheater auf jeden Fall ein „Muss“. Unbedingt hingehen.

Zum Flughafen fahren wir mit dem Shuttlebus, der für uns alle 120.000 Dong ( 4,90 € ) kostet.
Es klappt alles wunderbar und wir kommen rechtzeitig an. Stefan und ich erhalten die Ausreisestempel, bei Sophias Pässen kommt die Dame am Schalter ins Schleudern. Sie stutzt, schaut nochmal, bespricht sich mit Kollegen und dann haut sie den Stempel in Sophias Kinderpass hinein. Der wird jetzt sofort ganz weit weg gesteckt. Für die restliche Zeit kommt nur noch der Reisepass zum Einsatz.

Vorbei die Zeit in Vietnam. Bali – wir kommen.

Hier haben wir gewohnt:

Indochina Queen II Hotel, 3 Nächte incl. Frühstück für 46,00 €
Unser Zimmer ist sehr schön und sauber. Im Bad läuft wie so oft mal wieder das Wasser im ganzen Raum herum, da die Dusche einfach nur so hineingestellt wurde und eine Abdichtung zwischen Fliesen und Glaswänden bzw. Duschwanne fehlt.

Sapa, H’mongs und Reisfelder

Es ist sehr kalt in Sapa, deshalb ziehen wir uns gleich die dicksten Sachen an, die wir mithaben. Dann schlafen wir noch eine Runde nach der kurzen Nacht im Bus.

Im Bett ist es kuschelig warm und wir wollen gar nicht aufstehen, denn im Zimmer herrscht Kühlschranktemperatur. Nachdem wir uns überwunden haben, bitten wir unseren Vermietern um einen Heizofen. Bereitwillig geben sie uns ihren, füllen anschließend für sich einen Behälter mit Glut und setzen sich drumherum, um sich zu wärmen. Ich bin sprachlos, denn das Ganze findet auf einem Holzfußboden statt. Ich denke natürlich, typisch deutsch, gleich an die Brandgefahr. Doch hier handelt es sich um die normalen Heizmethoden in Sapa. Es gibt nur sehr wenige Häuser mit Heizung und deshalb steht mitten im Wohnzimmer, der Gaststube oder den Geschäften einfach ein Behälter mit Glut.

Ein Wasserbüffel
Ein Wasserbüffel

Dick vermummt und eingepackt in Regenkleidung gehen wir in die Stadt. Sapa ist der größte Touristenmagnet im Vietnams Norden, dabei hat der Ort nichts Großartiges zu bieten außer die Reisfelder der Umgebung. Es werden viele handgemachte Outdoor-Anziehsachen und Silberschmuck verkauft. Da wir den Tag irgendwie herumbekommen müssen trotz eisiger Kälte und starkem Regen, gehen wir gleich in ein Café. In der French Bakery wärmen wir uns bei gutem Kaffee und superleckeren Chocolate/Lemon Cake auf. Der ist ein Gedicht und absolut empfehlenswert. Endlich mal wieder richtiger Schokokuchen. Dort treffen wir auf Reisende aus Frankfurt. Beim Erzählen und Kaffeetrinken vergeht die Zeit wie im Flug.

Am nächsten Tag kommt die Sonne heraus. Gleich ist es viel wärmer. Wir laufen zum nahegelegenen H’mong Dorf Cat Cat. Auf den Weg dorthin begleitet uns eine H’Mong Frau und will uns handgefertigte Sachen verkaufen. Die Dorffrauen sind überaus eifrige Händlerinnen und sehr ausdauernd im Anbieten ihrer Waren. Das kann ganz schön nerven. Nachdem sie nicht locker lässt, drehen wir den Spiess um und bieten ihr Sachen von uns zum Verkauf an. Das findet sie sehr lustig und mit viel Lachen geht sie dann ihres Weges.

Im Cat Cat Dorf bei den H'mongs
Im Cat Cat Dorf bei den H’mongs

95.000 Dong (3,90€) kostet der Eintritt zum Cat Cat Dorf. Wir schauen uns die traditionellen Häuser der H’mong Frauen an. Am Wegesrand wachsen riesig hohe Bambussträucher, was sehr hübsch aussieht. Schaust du jedoch hinter die Sträucher oder auf die Abhänge bietet sich deinem Blick die reinste Müllkippe. Alles wird einfach den Berg hinuntergekippt. Wir laufen weiter zum Cat Cat-Wasserfall und überqueren eine gewagte Brückenkonstruktion. Auf dem Rückweg nach Sapa folgen wir ein paar H’mong Frauen, die auf einen Trampelpfad zu ihren Feldern laufen. Es ist ein sehr schöner Weg, den wir, abseits von Touristenpfaden, ganz für uns haben.

Cat Cat Wasserfall bei Sapa mit der sehr gewagten Brückenkonstruktion
Cat Cat Wasserfall bei Sapa mit der sehr gewagten Brückenkonstruktion

Aufgefallen ist uns, dass fast jede H’mong Frau ein Kind auf ihrem Rücken trägt. Sehr oft schleppen bereits Kinder von schätzungsweise 5 Jahren kleinere oder ältere Babys herum, was sicher nicht zum Wohl ihres Rückens ist. Geschäftstüchtig wie sie sind gibt es Fotos von den H’mong Frauen oder den roten Daos nur gegen Bezahlung oder indem du was kaufst.

H'mong Frauen bei der täglichen Arbeit
H’mong Frauen bei der täglichen Arbeit
Frau und Kinder kehren in ihr Dorf zurück
Frau und Kinder kehren in ihr Dorf zurück

Am nächsten Tag wollen wir mit einem geliehenen Moped (90.000 Dong = 3,65€) zum Thac Ba-Waterfall (Silberfall) und zur Wetterscheide. Bereits am Silberfall ist uns jedoch so kalt, dass wir umkehren see this here. Er ist ganz nett anzusehen, aber kein Muss und wir sind schnell mit der Besichtigung fertig. (15.000 Dong = 0,60€ Eintritt/Person)

Kurz vor Sapa versagt unser Moped wieder mal seinen Dienst. Nein, nicht schon wieder! Zum Glück geht es bergab und wir können uns rollen lassen. Erst in Sapa müssen wir laufen. Wir beschweren uns beim Ausleihstand. Der Mann erklärt uns, dass der Sprit alle ist und wir selber schuld sind. Wie kann das sein, die Tankanzeige zeigt noch 3/4 voll an? Nun, er hatte vergessen, uns auf den Defekt hinzuweisen. Er versteht unsere Aufregung gar nicht, denn wir sind doch gut in Sapa angekommen. Welch ein Glück. Nun, eher Pech, denn unser Geld erhalten wir natürlich nicht zurück. Es war vielleicht auch dumm von uns zu glauben, dass wir ein funktionierendes Moped erhalten. Wieder dazugelernt. Auf der Suche nach Essen, treffen wir Micha und Kathi, die wir in Phong Nha kennengelernt hatten. Mit ihnen wollen wir am nächsten Tag in die Reisfelder.

Blick auf die Reisterrassen bei Ta Van
Blick auf die Reisterrassen bei Ta Van

Eine Brückenkonstruktion bei Ta Van
Eine Brückenkonstruktion bei Ta Van

Wir haben gutes Wetter. Die Sonne scheint. Das Moped eines anderen Verleihers schnurrt einwandfrei. Am Hoang Lien Nationalpark müssen wir Eintritt zahlen, weil wir Ausländer sind. Was immer auch mit dem Geld geschieht, die Straßen werden davon jedenfalls nichts ausgebessert, obwohl die es dringend nötig hätten. Weiter geht es durch die grün leuchtenden Reisfelder bis zum Dorf Ta Van. Dort stürzen sofort Dutzende Einheimischer auf uns zu und wollen was verkaufen oder ein Homestay anbieten. Selbst vor Sophia machen sie keinen Halt und belagern sie. Was sie sich davon versprechen, wissen sie wohl selbst nicht. Weiter geht es die Berge hinauf. Zeitweise sind die Wege so schlecht, steil und steinig, dass ich absteigen und den Berg hochlaufen muss, da es das Moped sonst nicht schafft. Oben auf dem Berg gibt es eine kurze Pause und wir genießen die super Aussicht auf die Reisfelder. Mit ihrem Grün wirken sie so beruhigend.

Ta Van, umgeben von Reisterrassen
Ta Van, umgeben von Reisterrassen

Erst abends sind wir wieder zurück in Sapa und gehen mit Micha und Kathi in einem kleinen einheimischen Restaurants oberhalb der Phan Xi Lang Straße essen. Hier trennen sich unsere Wege. Die Beiden fahren weiter nach Laos und wir werden heute Abend mit dem Sleeper Bus nach Hanoi fahren. Das Ticket haben wir in einem der vielen Hotels für 675.000 Dong (27,50€) gebucht. Es ist sehr seltsam, dass wir jetzt 225.000 Dong (9,20€) weniger für das Ticket zahlen als von Hanoi nach Sapa. Es ist die gleiche Strecke, nur umgekehrt. Das soll Jemand verstehen.

Hier haben wir gewohnt:

Sapa Mini House, 3 Nächte mit Frühstück für 34,50 €
Zimmer und Bad sind völlig ok und ausreichend. Letzteres hat jedoch nur offene Fensterlöcher, deshalb ist ein extrem kurzer Badaufenthalt zu empfehlen sonst besteht die Gefahr zu erfrieren. Bei wärmeren Temperaturen bestens.

Von Ninh Bin über Hanoi nach Sapa

Wir laufen von unserem Hotel zum Busbahnhof. Dort kommt sofort ein Mann auf uns zugeeilt und fragt: „To Hanoi?“ Wir gehen mit ihm in ein Gebäude zum Ticketkauf. Sophia soll den vollen Preis zahlen. Wieso denn das? Stefan und ich reden laut auf den Mann ein und sagen ihm mehrmals, dass Sophia „a little child“ und bisher immer kostenlos gefahren ist. Wir haben hier gelernt, dass man souverän auftreten muss und so tun, als hätte man den totalen Durchblick, auch wenn man keinen blassen Schimmer hat. Am Ende erklärt er Sophia als „baby is free“. Na also, es geht doch. Wir zahlen dann 140.000 Dong (5,70€) für den lokalen Bus nach Hanoi.

Auf der Fahrt stoppt der Busfahrer sehr oft und schreit den Leuten, die draußen laufen oder stehen zu: „To Hanoi?“ Irgendwann landen wir in der Hauptstadt. Von hier wollen wir mit dem Sleeperbus für 900.000 Dong (36,70 €) nach Sapa weiterfahren. Wir hatten uns vorher über Zugverbindungen informiert, die aber viel teurer waren. Trotzdem nehmen viele Menschen den Zug. Vielleicht haben wir nur nicht das richtige Angebot gefunden. Leider kommen wir am falschen Busterminal an und müssen mit dem Taxi durch ganz Hanoi. Kaum steigen wir aus dem Bus, sind wir von einer ganzen Horde Taxifahrern umringt, die uns ihre Dienste aufdrängen wollen. Jetzt geht das Verhandeln wieder los. 200.000 Dong (8,15€) lautet das Angebot. Wir lehnen rigoros ab und gehen weiter bis wir die Summe von 140.000 Dong (5,70€) von einem hören und annehmen. Das ist immer noch mit Touristenaufschlag. Unser Hotelbesitzer in Ninh Bin informierte uns, dass die Fahrt 100.000 Dong kostet. Wir brauchen eine ganze Weile durch den absolut chaotischen Verkehr in Hanoi. Aber irgendwann kommen wir am anderen Busterminal an. Wir fahren wieder mal mit Camel Travel, die sich leider durch Unfreundlichkeit auszeichnen.

Eine der zahlreichen Straßenküchen
Eine der zahlreichen Straßenküchen

Wir haben noch zwei Stunden Zeit bis unser Bus abfährt und finden einen Straßenstand mit Noodlesoup. Der Junge kann zwar kein Englisch, doch er ist der Erste, der uns nach fast drei Monaten in Asien erklärt, wie man diese Suppe richtig isst. Zuerst quetscht man die Limettenhälfte über dem Löffel aus, damit die Kerne nicht in die Suppe hinein fallen. Dann kommt eingelegter Knoblauch in Essig hinein. Den Abfall schmeißt man einfach unter sich auf den Boden. Bisher haben wir diese Gewohnheit nicht übernommen, doch der Junge besteht darauf. Weil er sich solche Mühe mit unserer Einarbeitung in die vietnamesische Tischkultur gibt, folgen wir seinen Anweisungen. Zack, auf den Boden mit den Resten. Sophia ist vor Begeisterung völlig außer sich und sucht nun ständig nach Abfällen, um sie auf den Boden zu schmeißen.

Die nächste Instruktion: Die Nudeln aus der Suppe müssen am Stück in den Mund. Auf gar keinen Fall darf man sie abbeißen, denn das bedeutet, dass Unglück über einen kommt und man sogar ein kürzeres Leben hat. Hoffentlich können wir, wenn wir nach Hause kommen noch „anständig“ essen. Sophia passt sich den Gegebenheiten sofort an, hängt über ihrem Teller und schlabbert alles in sich hinein. Wir ernten mit unseren neuen Essmanieren zustimmendes Nicken und die Bedienung gerät außer sich vor Freude, als wir uns nach dem Kaffee zum Gruppenfoto versammeln.

Alles wird auf Motorrollern oder Fahrrädern transportiert
Alles wird auf Motorrollern oder Fahrrädern transportiert

Um 22 Uhr starten wir unsere Fahrt mit dem Sleepbus nach Sapa. Wir bekommen wieder die drei nebeneinander liegenden Plätze und zum ersten Mal schlafen Stefan und ich richtig gut während der Fahrt. In Sapa werden wir morgens um Punkt Sechs geweckt. Der Bus war schon viel früher angekommen, doch man hat uns netterweise schlafen lassen. Draußen regnet es in Strömen und ist eisig kalt. Nach der ganzen Hitze ist das sehr ungewohnt.

Ninh Binh und die trockene Halong-Bucht

Der Sleeper Bus sollte uns um 21:30 Uhr in Phong Nha abholen, doch wie so oft verspätet er sich und es wird 22.00 Uhr. Wir versuchen schnell einzuschlafen. Morgens um 5 Uhr treffen wir in Ninh Bin ein und werden an keiner Haltestelle abgesetzt sondern einfach irgendwo an einer Straße rausgelassen. Aber wenigstens sind drei Taxis da und deren Fahrer wollen Geld verdienen. Einen bekommen wir dann dazu, uns für 30.000 Dong (ca.1,20€) zu unserem Hotel zu fahren, die anderen Zwei finden es viel zu wenig und lehnen ab. Wir wissen, dass unser Hotel fast um die Ecke ist, doch um diese absurde Uhrzeit wollen wir nicht zu Fuß hinlaufen. Zum Glück bekommen wir gleich ein Zimmer, können einchecken und schlafen noch eine Runde.

Nach großen Aktionen ist uns nicht und so laufen wir später ein bisschen in Ninh Bin herum. Wir sehen einige Ochsenfuhrwerke, deren Tiere seelenruhig durch den chaotisch dichten Verkehr trotten, mitten auf der stark frequentierten Kreuzung stehen bleiben und von wütenden LKW-Fahrern angehupt werden. Sophia darf bei einem auf den Karren steigen und ein Stück mitfahren. Das findet sie superspannend.

Transportmittel der besonderen Art
Transportmittel der besonderen Art

Ninh Bin selbst ist nicht sehr schön. Man kann ein wenig shoppen, damit hat es sich. Wir haben ein hübsches Café mit dem Namen „Time“ gefunden, wo es leckersten Eiskaffee gibt und du gleichzeitig die belebte Straßenkreuzung beobachten kannst. Den ersten Abend essen wir an einem Straßenstand, an dem viele Einheimische speisen. Auf einem kleinem Grill in der Mitte des Tisches können wir uns selbst Gemüse, Fleisch und Brot braten. Es schmeckt sehr lecker und ist mal was anderes als Fried Rice oder Noodles. Wir genießen unsere besondere Mahlzeit.

In der Nacht geht es mir leider nicht gut und die Toilette ist mein bester Freund. Am nächsten Tag habe ich schlapp und müde das Bett gehütet, während Stefan Sophia beschäftigt und den Hotelaufenthalt verlängert. Nun bin ich zwar leicht kränkelnd, jedoch finde ich es eine super Bilanz. Wir sind bereits einige Zeit in Asien unterwegs und keiner von uns hat bisher an einem Magen-,Darminfekt gelitten. Und ein Tag ist gut zu verkraften. Da geht es anderen oftmals viel schlimmer. Die nächsten Abende essen wir im Trung Tuyet. Das haben wir über Trip Advisor gefunden und sie haben wirklich günstiges, wohl schmeckendes Essen. Man kann zwischen drei Größen (S/M/L) auswählen. Die kleine Portion ist so groß, dass wir sie nur mit Mühe und Not schaffen. Anscheinend ist das Lokal wohlgekannt bei Touristen, denn es ist knallvoll und jeden Abend sehen wir die gleichen Leute dort sitzen.

Schnell geht es mir wieder besser und wir machen mit dem Motorroller einen Tagesausflug nach Tam Coc, bekannt als die trockene Halong Bucht. Du musst Eintritt bezahlen, wenn du in den Ort hineinfährst. Für uns drei wären das 200.000 Dong (ca. 8,20 €) gewesen. Jedoch ist das Kassenhüttchen am Wegesrand so unscheinbar, dass wir es nicht als solches erkannt haben. Eine Frau winkt uns zu. Das passiert uns wegen der blonden Sophia sehr oft, so dass wir diesen Wink nicht als Zahlungsaufforderung sehen. Fröhlich zurückwinkend fahren wir einfach weiter. Erst als wir bei den Bootsanlegern sind, lese ich diese Information im Reiseführer. Gut, dann ist der Besuch eben für umsonst.

Blick auf die trockene Halong-Bucht
Blick auf die trockene Halong-Bucht

Wir fahren links an dem Bootsanleger vorbei zur Bich Dong-Grotte, die in den Felsen hinein gebaut wurde. Drinnen sehen wir drei schwarze Buddhafiguren. Wir sind weiter gelaufen und einfach links an der Grotte den Berg hochgestiegen. Es war ein steiler Aufstieg. Sophia ist hervorragend mitgeklettert. Da sich anscheinend kein Tourist herauftraut, stehen wir alleine hier oben, genießen die Ruhe sowie den fantastischen Ausblick über die trockene Halong Bucht und die Reisfelder. Es ist richtig schön.

Abenddämmerung in Tam Coc
Abenddämmerung in Tam Coc

Danach fahren wir weiter nach Ben Thuyen und machen dort eine Bootstour zum Preis von 170.000 Dong (ca.6,90€). Wir gleiten durch den Fluss, betrachten die wunderschöne Landschaft, sehen Wasserbüffel und fahren durch die Buddha Cave. Das war sehr schön entspannend.

Besonderes Geschick erfordert das Rudern mit den Füßen
Besonderes Geschick erfordert das Rudern mit den Füßen

Aufgrund einer Empfehlung fahren wir am nächsten Tag nach Trang An, bekannt durch die weiße Bergziege, welche auf vielen Speisekarten steht. Wir kommen an riesigen Karstfelsen und großen Flüssen vorbei. Hin und wieder begleitet uns ein Pferd ein Stück die Straße entlang. Auch in Trang An gibt es Bootstouren, aber zwei Mal hintereinander haben wir keine Lust dazu.

Stattdessen besuchen wir Chua Bai Dinh, den größten Pagoden- und Tempelkomplex Vietnams. Vom außerhalb liegenden gebührenpflichtigen Parkplatz fahren Minibusse zur Anlage. Klar kosten die ebenfalls was, deshalb laufen wir zu Fuß. Eintritt muss man nicht bezahlen. Der Komplex beinhaltet 4 Tempel. 3 davon stehen für Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft und der Vierte ist der Göttin der Barmherzigkeit gewidmet. Wir steigen die 500 Stufen hinauf. In die Wände eingelassen sind unzählige Schaukästen, in denen goldene Buddhafiguren stehen. Dieser Glanz wird noch übertroffen von den drei riesengroßen goldenen Buddhafiguren. Sie sind von verschiedenen bunten Lichtern angestrahlt und wir fühlen uns in eine phantastische Zauberwelt versetzt. Am Schluss stehen wir vor dem 100 t schweren „Bronzenen Buddha“ und blicken hinab auf die unter uns liegende Landschaft. Wir beenden unseren Rundgang, da wir bei der Hitze keine Lust haben, das gesamte Gelände abzulaufen.

Aufgang zum Tempelkomplex mit den vielen goldenen Buddhas
Aufgang zum Tempelkomplex mit den vielen goldenen Buddhas in den Seitennischen
Zauberhaft beleuchtete goldene Buddhas
Zauberhaft beleuchtete goldene Buddhas
Vor dem Bronzenen Buddha in Trang An
Vor dem Bronzenen Buddha in Trang An

Und dann bin ich mal den Motorroller gefahren. Zu Beginn war es nicht ganz einfach, das Gleichgewicht zu halten mit zwei Leuten hinten drauf. Doch nach einigem Üben läuft es wie am Schnürchen und ist klasse. Suchtpotential.

Hier haben wir übernachtet:

Canh Dieu Mountain Hotel, 4 Nächte mit Frühstück/51,91 €
Das Zimmer war sehr schick, jedoch hatten wir dauerhaften Besuch von Ungeziefer. Sehr nettes und hilfsbereites Personal. Ein Plus ist, dass wir von dort zu Fuß in die Stadt laufen können.

Wichtig zu wissen:
Durch das Verlängern des Aufenthalts bemerken wir zum inzwischen 4. Mal, dass es viel günstiger ist, wenn wir über Agoda buchen und bezahlen, trotz der Gebühren. Bei Buchungen direkt vor Ort wurde uns immer mehr berechnet. Andere Reisende haben die gleiche Erfahrung gemacht. Wir haben teilweise die Hotels direkt ausgesucht, sind dann raus gegangen und haben vor der Tür die Buchung über Agoda getätigt. Das ersparte uns zahlreiche Diskussionen mit den Inhabern.

Phong Nha und die Paradieshöhle

Um 13 Uhr werden wir vom Schlafbus abgeholt, wobei mir schleierhaft ist, warum der so heißt, denn er fährt ja tagsüber. Unsere Rucksäcke werden einfach unten rein geschmissen neben den Motorroller, der auch als Gepäck mitfährt. Der Busfahrer und sein Kollege zeichnen sich durch Ungeduld und Patzigkeit aus. Das kennen wir ja nun schon, es scheint Normalität in dieser Berufssparte zu sein. Während der ganzen Fahrt regnet es in Strömen. Spät abends kommen wir in Phong Nha an, essen zu Abend und dann fällt Sophia totmüde ins Bett. Wir lassen den Tag bei einem Getränk in der Bar ausklingen und lernen Micha und Kathi kennen. Er kommt aus Deutschland und sie aus Österreich. Beide sind auf großer Reise durch verschiedene Länder, jedoch ohne Zeitbegrenzung. Das fand ich total super und wir haben uns noch lange miteinander unterhalten.

Ankunft in Phong Nha
Ankunft in Phong Nha

Mit einem geliehenen Moped (100.000 Dong = 4 €) machen wir uns am nächsten Tag auf zur Paradise Cave (Thien Duong-Höhle). Gut gelaunt fahren wir auf fast lochfreier Straße dahin, als das Moped mit einen lauten Knall seinen Dienst versagt. Wir stehen mitten in der Pampa, um uns herum nur Regenwald. Ein paar Büffel starren träge zu uns herüber. Stefan versucht, das Schrottding wieder zum Leben zu erwecken. Es klappt und er fährt vergnügt eine Proberunde. Sophia und ich steigen zu und? Es blubbert zwei Mal – aus. Na gut. Ich steige wieder ab und, welch eine Frechheit, das blöde Ding geht daraufhin prompt wieder an. Sophia sieht die Sache ganz einfach und meint, dann müsse ich halt zu Fuß nach Hause laufen. Danke, liebe Tochter für diese grandiose Lösung. Irgendwann kommt ein Vietnamese vorbei und bietet seine Hilfe an. Wir führen ihm unser Problem vor, da er kein Englisch kann. Er findet es sehr lustig, doch außer freundlichen Grinsen weiß er auch keinen Rat. Dann die Lösung: Stefan fährt mit Sophia zurück zum Hostel und ich mit dem Vietnamesen. Unser Dankeschön drücken wir mit einem kleinen Obolus aus. Morgen werden wir mit einem anderen Moped einen neuen Versuch starten.

Die Landschaft bei Phon Nha ist wunderschön
Die Landschaft bei Phon Nha ist wunderschön

Neuer Tag, neues Moped und Verstärkung. Mit den neuen Bekannten Micha und Kathi fahren wir zur Paradise Cave. Unser Moped hält dieses Mal den Belastungen durch 3 Personen stand. Die Landschaft ist wunderschön. Wir fahren durch dichten Regenwald und es geht die Berge steil hinauf. Von oben haben wir eine fantastische Aussicht auf Flüsse und Berge. An der Höhle werden wir von Unmengen verkaufstüchtiger engagierter Menschen begrüßt. Der Eintritt ist erheblich. Wir bezahlen 625.000 Dong (25,47 €) für uns Drei. Den Eintrittspreis für Kinder berechnen sie hier nicht nach dem Alter sondern nach deren Größe, sprich Länge. Ganz kurios, denn es passiert, dass man für 4-jährige Kinder mehr zahlt als für 6-jährige.

Eingangstor zur Paradise Cave
Eingangstor zur Paradise Cave

Zuerst müssen wir einen Weg entlang laufen, dann folgt ein Bergaufstieg und schließlich einige Treppen bis wir zum Eingang der Höhle gelangen. Dann steigen wir Stufen hinab und kommen in die Tropfsteinhöhle. Sie ist gigantisch groß. Wir bestaunen riesige Stalaktiten und Stalagmiten. Es sieht einfach unbeschreiblich aus. 2010 wurde sie mit ihren 31 km zur längsten trockenen Höhle der Welt erklärt. Auf einem Holzsteg sind wir 1 km in die Höhle hinein gelaufen, danach ist sie abgesperrt und nur mit einer gebuchten Tour plus Kletterausrüstung zu begehen.

Mächtige Stalaktiten in der Paradise Cave
Mächtige Stalaktiten in der Paradise Cave
Innenansicht der Paradise Cave bei Phong Nha
Innenansicht der Paradise Cave bei Phong Nha

Wir sind nur kurz in Phong Nha geblieben, doch jede Stunde hat sich gelohnt. Die Höhlenbesichtigung möchte ich jedem bei einem Vietnambesuch ans Herz legen. Neben der Paradise Cave gibt es noch andere Höhlen wie z.B. die Dark Cave. Sie ist aber nicht für Kinder geeignet, da man dort tauchen muss.

Unsere nächste Station wird Ninh Bin sein. Wir buchen dafür noch ein Busticket in unserem Hostel. Die Reise von Micha und Kathi geht erst einmal woanders hin, doch in Sapa wollen wir uns treffen. Mal schauen, ob es klappt.

Hier haben wir gewohnt:

Greenland Hostel, 2 Nächte incl. Frühstück für 25,88 €
Wir haben im Nebenhaus gewohnt, insgesamt ordentlich und besonders erfreulich war das „Langschläferfrühstück“ bis Mittag.

Ein Tagesausflug nach Da Nang

Wir machen einen Ausflug von Hoi An nach Da Nang wie so oft sind wir mit einem geliehenen Moped unterwegs. Es ist sehr warm und Sophia hat keine Lust. Sie möchte lieber zum Strand und dementsprechend ist ihre Stimmung.

Zuerst fahren wir zu den Marmorbergen. Dort werden wir erschlagen von den vielen Läden ringsherum, wo man Souvenirs aus Marmor und riesige Skulpturen kaufen kann. Wir halten uns hier nicht lange auf und beschließen weiter zur „Buddhafrau“ zu fahren. Die Straße führt am Meer entlang und wir sehen einige Männer, die in ihren großen Reisschüsselbooten aufs Meer hinaus fahren zu ihren Schiffen. Das ist eine ganz schön wackelige Angelegenheit.

Danach geht es einen Berg hinauf, von dem wir eine wundervolle Aussicht auf Da Nang haben und weiter zu einer Gelände mit Tempeln und Skulpturen aus Marmor. Vor dem Haupttempel müssen wir uns natürlich wie immer die Schuhe ausziehen. Drinnen sitzen drei riesengroße goldene Buddhafiguren, die von hinten mit bunten Lichtern angestrahlt werden. Sophia ist ganz begeistert von diesem ganzen Glanz, vergessen die Lustlosigkeit vom Morgen. Schließlich gehen wir zur Hauptattraktion, der strahlend weißen Buddhafrau aus Marmor. Sie sieht sehr beeindruckend aus und blickt vom Berg auf das Meer und Da Nang.

Marmorstatuen im Tempel von Da Nang
Marmorstatuen im Tempel von Da Nang
Die wunderbare weiße Buddhafrau
Die wunderbare weiße Buddhafrau

Jetzt möchten wir gerne noch zum Monkey Mountain fahren. Da wir den Weg nicht kennen, fragen wir eine junge Frau, die mit einem Mönch unterwegs ist. Trotzdem sie wenig Englisch kann, ist sie sehr nett und macht uns deutlich, ihnen zu folgen. Wir freuen uns darüber und sind wieder mal begeistert über diese Hilfsbereitschaft. Es geht los. Wir fahren und fahren. Zeitweise denken wir, dass die beiden vielleicht vergessen haben, dass wir ihnen folgen. Ich schaue immer mal auf unsere Maps me-Karte, um zu wissen, wo wir uns befinden. Schließlich halten sie an und fragen Jemand am Straßenrand. Danach fahren wir noch ein Stück. Langsam bezweifele ich sehr stark, dass sie uns richtig führen. Aber was bringt es jetzt noch. Dann halten die beiden an und zeigen freudestrahlend auf eine Strasse, die am Fluss entlang führt und auf der wir nun entlang fahren sollen. Stefan und ich schauen uns völlig belämmert an. Wir fühlen uns total veräppelt, denn sie haben uns mitten ins Verkehrschaos der Innenstadt geführt. Wenigstens haben wir zur Belustigung der Beiden beigetragen, denn sie lachen begeistert, als wir losfahren.

Wir wollen uns erst einmal orientieren und am Besten geht das beim Essen. Also halten wir bei einem Restaurant an. Der Wirt freut sich und führt uns gleich zu einem Tisch. Die Karte, die wir bekommen, ist nur auf vietnamesisch. Super, dass auch noch. Wir verstehen durch Gesten und Mimik, dass es nur Fisch gibt, den man sich aus dem Wasserbecken aussuchen muss. Aber was sind das für Fische und wie werden sie zubereitet??? Der Mann sieht unsere Verzweiflung, ruft irgendwen an und gibt uns das Telefon. Ich verstehe nichts von dem, was mir am anderen Ende der Leitung in einem stark dialektgeprägten Englisch erzählt wird und die Lautstärke im Restaurant trägt nicht zur Verständigung bei. 5 Minuten später steht der Mann vom Telefon persönlich vor uns. Er erzählt „uns“ irgendwas, na ja eigentlich nur Stefan, denn mir schenkt er überhaupt keine Beachtung. Das bin ich inzwischen gewöhnt, dass man als Frau bei Einheimischen schlichtweg übersehen wird. Ich empfinde das jedes Mal als Unverschämtheit, wenn ich für Menschen quasi Luft bin und rege mich nach wie vor darüber auf. Wie in so vielen Ländern existiert die Gleichberechtigung auf in Vietnam nur auf dem Papier. Am Schluss bestellen wir einfach Krabbensuppe. Sie hat nicht sonderlich gut geschmeckt, jedoch den Bauch gefüllt.

Für die Monkey Mountains ist es inzwischen zu spät, wir gehen noch ein wenig an den Strand. Ich möchte dann später die Drachenbrücke gern nochmal in voller Beleuchtung sehen, wusste aber leider nicht, dass wir den Weg dann in der Hauptverkehrszeit zurücklegen müssen. Die Straßen wimmeln von Mopeds und das Hupkonzert ist ohrenbetäubend. Der Verkehr ist ein einziges Chaos und der arme Stefan kommt ganz schön ins Schwitzen. Ich könnte mich bei dem Durcheinander kaputt lachen. Zum Glück kommen wir wieder mal heil und wohlbehalten an. Nachdem wir uns von der Aufregung erholt haben, bestaunen wir die Brücken in ihrer ganzen Pracht. Ganz Da Nang erstrahlt von tausenden Lichtern und erweckt den Eindruck einer Weltmetropole. Es ist sagenhaft, unwirklich schön. Danach essen wir noch super lecker an einem Straßenstand. Spät abends kommen wir wieder in Hoi An an. Wieder einmal hat uns diese andere fremde Kultur in ihren Bann gezogen und sehr beeindruckt.

Hoi An ist eine Reise wert

Morgens klingelt der Wecker wieder frühzeitig. Die Begeisterung von Sophia hält sich in Grenzen. Um 9 Uhr sollen wir abgeholt werden. Unten im Foyer lernen wir Grit und Thomas aus Deutschland kennen, die ebenfalls nach Hoi An fahren wollen, jedoch mit einem Motorrad. Wir warten und warten, doch nichts passiert. Stefan ist langsam unruhig. Ich mache mir keinen Kopf, es ist wie gehabt: Pünktlichkeit ein Fremdwort, welches selten exakte Anwendung findet. Es wird schon werden. Um 10 Uhr, mit nur einem Stündchen Verspätung, erfolgt die Abholung. Na bitte.

Als wir beim Schlafbus ankommen, ist er schon fast voll besetzt, deshalb haben wir nicht die hinteren drei Liegeplätze. Damit niemand von uns allein sitzen muss, quetschen wir uns zu dritt auf zwei Sitze. Hätten wir es vorher gewusst, hätten wir uns das Ticket für Sophia sparen können. Einige Leute müssen dann auch im Gang sitzen, da keine Plätze mehr frei sind. Um 11:30 Uhr fahren wir los. Es ist wirklich unbequem, eng und heiß mit Sophia zusammen auf einem Platz.

Um 15 Uhr kommen wir an. Wir handeln mit einem Taxifahrer 35.000 Dong (1,43 €) für die Fahrt zum Hotel aus. Er fährt zuerst zu einer falschen Unterkunft, bis wir ihm klar machen, wo unsere Unterkunft ist. Wir haben 2 Nächte gebucht. Das machen wir meistens so. Wenn es uns gefällt, verlängern wir, wenn nicht, suchen wir uns eine andere Bleibe.

Am nächsten Tag brechen wir mit geliehenen Fahrrädern zum Strandtag auf. Wir kaufen Sandspielzeug sowie einen Ball, bauen Sandburgen und Dämme. Und wen treffen wir dann zufällig? Grit und Thomas. Wir haben uns dann noch lange mit ihnen unterhalten. Wir waren noch mehrmals am Strand. An den Straßenständen kaufen wir frisches Obst. Die Mangos und Litschis sind so unglaublich frisch, lecker und saftig hier, kein Vergleich zu denen in Deutschland.

Entspannung pur am Strand
Entspannung pur am Strand

Abends gehen wir in die Altstadt von Hoi An, die seit 1999 Weltkulturerbe ist. Wir sind alle völlig fasziniert, denn sie ist wunderschön. Überall hängen Laternen, die mit ihrem Leuchten eine Stimmung wie im Märchen erzeugen. Kunsthandwerker bieten ihre Erzeugnisse an. Beim Schneider kann man sich maßgeschneiderte Garderobe bestellen. Viele Asiaten lassen sich mit der Rikscha durch die Straßen fahren. Ein Muss ist, an einem der Straßenstände am Ufer die kulinarische Spezialität von Hoi An zu essen: Cao Lau. Sie besteht aus etwas Fleisch, Salat und auf ganz besondere Art hergestellte Nudeln. Die gibt es so nur hier, nirgendwo sonst in Vietnam. Es schmeckt super lecker und die nächsten Tage werden wir es noch sehr oft essen.

Super lecker ist Cao Lao, die Spezialität von Hoi An
Super lecker ist Cao Lau, die Spezialität von Hoi An

Wir wechseln nach zwei Nächten die Unterkunft. Sophia kommt mit der alten Frau (Mutter des Besitzers?) nicht zurecht und hat Angst vor ihr. Sie ist ihr unheimlich mit ihrem lauten Erzählen und kichernden Gelächter. So ziehen wir notgedrungen um, denn wir fanden es sehr schön dort. In unserer neuen Unterkunft fühlt sich Sophia wieder wohl. Die Frau hier freut sich über Sophias blonde Haarpracht und macht ihr die tollsten Frisuren.

Zum ersten Mal probieren wir Homestay aus. Es ist ungewohnt für uns, denn wir wohnen bei den Menschen zuhause. Immer wenn wir abends kommen, müssen wir durch das Wohnzimmer laufen. Da sitzt dann die ganze Familie beisammen. Die Kinder spielen und es wird Fernsehen geschaut.

Am nächsten Tag zieht es uns wieder in die phantastische Altstadt. Dort shoppen wir ausgiebig und schauen uns die überdachte japanische Brücke Cau Nhat Ban an. In deren Mitte befindet sich ein kleiner Tempel. Für das Überqueren muss man Eintritt zahlen. Wir haben das Geld lieber in super leckere Mangoteilchen investiert. Danach gehen wir auf den Markt. Dort gibt es reichlich Gemüse, Obst und Fisch zu kaufen. Köstlich anzusehen sind dort die vielen alten Bauersfrauen.

Die japanische Brücke
Die japanische Brücke

Hoi An, diese wunderschöne Stadt sollte man unbedingt besuchen, wenn man in Vietnam ist. Sie verzaubert mit ihrer herrlichen Altstadt, den ganzen kleinen Gassen, Geschäften und den Unmengen von leuchtenden Laternen. Wir sind völlig begeistert. Schade, dass die Zeit hier vorbei ist.

In unserem Homestay buchen wir jetzt noch ein Busticket für 928.477 Dong (37,84€). Unsere Reise geht weiter nach Phong Nha.

Hier haben wir gewohnt:

Petunia Garden – 2 Nächte für 25,68 € incl. Frühstück
Es liegt in einem ruhigen Viertel von Hoi An mitten in einem großen Garten, welcher durch zahlreiche Laternen beleuchtet wird. Die Vermieter sind sehr nett. Das Zimmer ist ok, nur die Bettmatratze ließ uns jede Einzelne ihrer Federn spüren. Schade, dass sich Sophia vor der „alten Dame“ fürchtete, die nur nett zu ihr sein wollte.

Mango Garden Homestay – 3 Nächte für 36,00 € incl. Frühstück
Das Zimmer war sehr schön, ein bisschen Luxus mit Klimaanlage, wenn auch mit Gemeinschaftsbad. Doch alles klappte prima. Es hat uns gut gefallen.

Gut angekommen in Hué, Vietnam

Wir sind sehr erleichtert, dass der Grenzübergang von Laos nach Vietnam geklappt hat. Wir sind in Hué, der historischen Hauptstadt Vietnams und zugleich dem regenreichsten Ort des Landes angekommen. Doch wir sind wettertechnisch betrachtet Glückskinder und so lacht für uns die Sonne vom Himmel.

Auch in Vietnam ist der Verkehr eine völlige Katastrophe. Es gibt keine Regeln und jeder fährt wie er will. Unzählige Roller drängen sich dicht an dicht, dazwischen einige Autos. Ganz wichtig: dauerhaftes Hupen. Macht wenig Sinn, zeigt aber die aufmerksame Teilnahme am Straßenverkehr. Unser Taxifahrer schlängelt sich durch den dichten Verkehr, unterhält sich mit uns und währenddessen hupt er in einer Tour. Im Hotel angekommen sind wir nur noch müde und wollen gleich schlafen. Doch vorher gibt es mal wieder Diskussionen mit Sophia, wer in welchem der drei vorhandenen Betten schläft.

Am anderen Morgen genießen wir unser “ausreichendes“ Frühstück. In Asien fällt es immer sehr sparsam aus. Man wählt zwischen verschiedenen Angeboten aus: ein Getränk (Kaffee, Tee, manchmal auch ein Fruchtshake) und ein Essen (Ei mit einem Toast, Nudelsuppe, Toast mit Marmelade, hin und wieder ein Pancake). Egal, was man nimmt, satt wird man davon meistens nicht.

Später laufen wir ein bisschen in unserer Gegend herum und kommen zu einem Park mit vietnamesischen Kunstwerken am Parfüm River. Gleich erhalten wir zahlreiche Angebote für die Fahrt mit einem Drachenboot, welche wir dankend ablehnen. Ein Stück weiter fragt uns alle paar Meter jemand „Boat to nightmarket? 1 $.“ Nein, auch dahin wollen wir nicht. Was wir wollen ist Ice Coffee, wobei ich merke, dass der nicht überall lecker ausfällt.

Am nächsten Tag leihen wir uns Fahrräder. Zuerst steuern wir eine Pagode an. Der Weg dorthin ist abenteuerlich. Vor den Kreuzungen klingeln wir wie verrückt, fahren dann langsam darauf zu und überqueren sie oder biegen ab. Es kostet ganz schön Überwindung, aber man muss einfach mutig drauf losfahren. An einem dreispurigen Kreisverkehr angekommen, hänge ich mich einfach parallel an einen Mopedfahrer dran und fahre mit ihm als Schutzschild durch den Verkehr. Stefan schafft es auch irgendwie auf die andere Seite.

Die Pagode
Die Pagode

Nicht nur von der Sonne aufgeheizt erreichen wir gesund und wohlbehalten die Pagode. Wir laufen über das Gelände. Die Bauten sind alle aus Stein und es fehlt die Goldverzierung. Wir bekommen einen kleinen Einblick wie die Mönche leben, da wir in eines der Häuser hineinschauen dürfen. Zufällig war gerade mit uns eine deutsche Reisegruppe dort und so erfahren wir, dass sich Jungen ab 6 Jahren den Mönchen anschließen und solange bei ihnen bleiben können wie sie wollen. In dieser Zeit sind Beziehungen zum weiblichen Geschlecht verboten.

Hinter der Anlage befindet sich ein alter Friedhof. Sie sehen ganz anders aus als in Deutschland. Jede Grabstätte gleicht einer Mini-Tempelanlage mit bunter Pagode und Mauerumrandung. Dazwischen kein gepflegtes Grün sondern wild wucherndes Gestrüpp und Büsche. Es sieht ganz natürlich aus wie eine Mini-Landschaft.

Die Zitadelle von Hué
Die Zitadelle von Hué

Den Eintrittspreis von 300.000 Dong (12,30 €) finde ich ganz schön teuer, doch Stefan möchte sie gerne besichtigen. Sophia ist nach dem gestrigen anstrengenden Tag nicht gut drauf und quengelt uns ständig die Ohren voll. Wir laufen über das Gelände und schauen uns die Gebäude an. Sie sind ganz nett anzusehen, jedoch nicht so besonders, dass sie den teuren Eintritt rechtfertigen. Den reißt auch die einheimische traditionelle Musikgruppe, die dort spielt, nicht raus. Am Ende müssen wir auch noch wegen mangelnder Beschilderung um das ganze Gelände herumlaufen, um zu unseren Fahrrädern zu gelangen. Jetzt kämpfen wir uns wieder durch das Labyrinth des Verkehrs zum Hotel zurück.

Lange Gänge in der Zitadelle
Lange Gänge in der Zitadelle
Eine traditionelle Musikgruppe in der Zitadelle von Hué
Eine traditionelle Musikgruppe in der Zitadelle von Hué

Hué ist eine große, wuselige und chaotische Stadt. Viele sagen, es lohnt sich nicht dort zu bleiben und zu sehen gäbe es auch nichts. Da bin ich anderer Meinung. Wir haben hier einen Stopp von 4 Tagen eingelegt und viel Interessantes gesehen: Nachtmarkt, Tempel, kaiserliche Grabstätten, Pagoden, … . Wir reisen weiter nach Hoi An, denn wir wollen endlich alle an den Strand. Das Busticket buchen wir direkt bei unserer Unterkunft für 300.000 Dong (12,30 €).

Sonnenuntergang in Hué
Sonnenuntergang in Hué

Hier haben wir in Hue gewohnt:

Hotel „Valentine“ 3 Übernachtungen mit Frühstück 34,53 €
Unser Hotel liegt in einer kleinen Seitenstraße, wo man gerade so mit einem Auto durchfahren kann. Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit. Das Zimmer ist richtig luxuriös ausgestattet mit Badewanne plus Duschvorhang. Wir freuen uns, endlich mal kein komplett nasses Bad nach dem Duschen zu haben. Empfehlenswert.

Auf dem Landweg von Laos nach Vietnam

Ein Tuk Tuk fährt uns morgens um 8.00 Uhr für 40.000 Kip (4,55 €) zum Busbahnhof von Savannakhet/Laos. Ein Ticket (220.000 Kip/2 Pers. = 25,00 €) haben wir uns gestern noch geholt. Wir laden unser Gepäck ein und sichern uns die hinteren Plätze in dem anscheinend voll besetzten Bus. Dann gehen wir eine Suppe essen zum Frühstück. Um 9.00 Uhr starten wir nach Hué/Vietnam.

Es ist uns komisch zumute, denn wir sind offensichtlich die einzigen Ausländer und werden von allen Seiten bestaunt. Jetzt wissen wir wie sich fremd aussehende Menschen in Deutschland fühlen müssen, wenn sie durch die Straßen gehen. Einziger Unterschied, uns blickt Jeder sehr freundlich an.

Der Bus transportiert natürlich wieder die verschiedensten Güter von A nach B, legt einige Zwischenstopps ein, Leute steigen aus oder zu und schließlich gibt es eine Pause zum Mittagessen und zum Toilettengang. Ich hole mir süßen Ice Coffee in einer absolut stylischen Tüte. Endlich, so einen wollte ich immer schon mal haben.

Der Toilettengang ist mal wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Ich gehe also in die besagte Toilette hinein. Nichts da. Ich schaue nach oben, ob ich mich vielleicht in einer Dusche befinde. Nichts da. Ich gehe vorsichtshalber noch mal hinaus. Bin ich aus Versehen falsch gelaufen? Alles richtig. Also wieder hinein in diese angebliche Toilette. Bei genauerem Hinsehen registriere ich einen Abfluss in der Ecke und daneben einen Wasserbehälter. Am liebsten wäre ich irgendwo hinter einen Busch gegangen, doch wenn man extra diese sanitäre Anlage geschaffen hat, nehme ich sie doch. Hm, tja, also dann mal los, nur Mut.

Wir fahren weiter Richtung Grenze. Die Straße gleicht einem staubigen Feldweg, ein Schlagloch folgt dem nächsten. Wir haben einen besonderen Mitfahrer an Bord: einen Vogel. Der wird in seinem Käfig so stark durchgeschüttelt, dass wir darauf warten, wann er von der Stange fällt. Stefan und ich müssen sehr darüber lachen.

Wir nähern uns der Grenze. Eine Frau steigt in den Bus, die Kip in Dong wechselt. Wir beobachten, was die Einheimischen machen und wechseln dann auch unser Geld zu einem Kurs, der nicht der Tollste ist. Trotzdem fühlen wir uns wie Millionäre, denn stell dir vor: 50 € sind 1.300.000 Dong. In dicken Bündeln stecken die Scheine nun in unseren Portemonnaies, die wir kaum noch zubekommen. Phantastisch. Wir sind reich. Das der Geldwechsel, trotz miesem Kurs, die richtige Entscheidung war stellen wir später fest, denn an der Grenze von Laos nach Vietnam gibt es weder Geldautomaten noch Exchange Schalter.

Wir stehen an der Grenze. Ein Beamter erscheint, sammelt unsere Pässe ein und überträgt die Daten in eine Liste. Weiter geht es zu einem Schalter, wo wir den Ausreisestempel erhalten. Bong, einen bei Stefan, bong, einen bei mir, bong, ei . . .

Die Hand mit dem Stempel erstarrt mitten in der Bewegung. Düstere Schatten legen sich über das Beamtengesicht. Der „nette“ Mann in Uniform ist jetzt nicht mehr die Frohnatur. Vor ihm liegt ein Riesenproblem in Form von Sophias Reisepass, in dem sich zwar der Einreisestempel von Laos befindet, doch kein Visum für Vietnam. Wo bitte ist das? Nun, das ist in ihrem Kinderausweis. Ich zeige es ihm.

Die Tragödie nimmt ihren Lauf. Wohin mit dem Ausreisestempel? Wohin mit dem Einreisestempel bei zwei Pässen? Der arme Mann ist völlig verwirrt. Ich versuche, ihm den Grund zu erklären, doch er hört mir gar nicht zu. Er verschwindet panikartig im nächsten Büro. Stefan und Sophia verschwinden auf die Toilette. Ich bleibe hier stehen, einsam und allein.

Dann soll ich ins Büro kommen. Dort sitzen zwei weitere Beamte. Ratlose Blicke wechseln sich mit aufgeregtem Gerede ab. Dann endlich fragt Einer in Englisch, es hört sich jedenfalls ungefähr danach an, warum Sophia zwei Pässe mit sich führt und warum das Visum in dem Kinderausweis ist. Ich versuche es ihnen so gut ich kann in meinem „gutem“ Englisch zu erklären. Zwecklos. Dabei ist es ganz einfach. Sophia besaß nur ihren Kinderausweis, als ich die Visa für uns alle bei der vietnamesischen Botschaft in Berlin beantragt hatte. Später stellte ich fest, dass Sophia für Thailand und USA einen richtigen Reisepass benötigt. Dank Expressantrag haben wir ihn gerade noch rechtzeitig vor Reisebeginn erhalten.

Nun also auf ein Neues. Wo liegt das Problem?

  • Es gibt einen Ein- und Ausreisestempel von Thailand im Reisepass.
    Ebenfalls im Reisepass ist der Einreisestempel von Laos.
    Hier muss nun auch der Ausreisestempel hinein.
    Fertig.
  • Es gibt den Kinderausweis mit Visum.
    Hier muss demzufolge der Einreisestempel von Vietnam hinein. Das ist doch wohl einfach zu verstehen.

Weiteres Palaver, nochmalige Erklärversuche. Ich zeige dem Beamten das Datum des Visums, dann das Ausstellungsdatum des Passes. Schweigen. Dann ein weiteres Telefonat und dann? Knallt er den Ausreisestempel in den Reisepass und den Einreisestempel von Vietnam in den Kinderausweis. Was war daran nur so schwer???

Alle anderen Mitfahrer haben die Formalitäten längst hinter sich gebracht. Ich haste Stefan und Sophia nach, die vorausgegangen sind, um sicherzustellen, dass der Bus nicht ohne mich losfährt. Beim Bus ist niemand und der Fahrer zeigt auf einen kleinen Berg. Dort oben sind sowohl die Mitreisenden als auch Stefan und Sophia.

Es ist heiß, die Sonne strahlt vom blauen Himmel und als ich gerade bei den Beiden ankomme, rufen die Grenzbeamten und deuten mit Gesten an, dass wir noch mal runterkommen sollen. Ich bin leicht genervt, total verschwitzt und habe wenig Lust, mein Sportprogramm hier am Berg zu absolvieren. Aber es bringt ja nichts, wir kehren um und laufen wieder runter.

Was wollen sie denn jetzt noch? Oh nein, dass darf doch nicht wahr sein. Ich soll meinen Rucksack ausräumen. Beim Gepäckcheck sind ihnen verdächtige Gegenstände aufgefallen, die sie einer genaueren Kontrolle unterziehen wollen. Am Ende stellen die sich als meine Vitamintabletten heraus. Ich darf wieder einpacken und wir laufen zum zweiten Mal den Berg hinauf. Fitness in freier vietnamesischer Natur.

Oben ist der einzige Platz im Schatten zwischen Unmengen von Mopeds. Wir stellen uns dahin und schauen zu, wie die Vietnamesen das Busdach beladen. Gekonnt ist Gekonnt. Es passt immer noch was drauf. Irgendwann fahren wir endlich weiter. Die Landschaft ist sehr schön. Die Berge sind mit saftig frischem Grün bewachsen, dazwischen glitzern kleine Wasserfälle. Überall sieht man riesige Flächen mit Bananenstauden.

Um 19.00 Uhr kommen wir endlich in Hué an. Kaum steigen wir aus dem Bus aus, da überfällt uns eine Traube eifriger Moped- und Taxifahrer. Sie sind extrem penetrant und reißen uns das Gepäck fast aus der Hand. Wir nehmen dann ein Taxifahrer und handeln 60.000 Dong (2,45 €) aus. Bestimmt zu teuer, aber Hauptsache wir erreichen jetzt schnellstens unser Hotel.