Auf dem Landweg von Laos nach Vietnam

Ein Tuk Tuk fährt uns morgens um 8.00 Uhr für 40.000 Kip (4,55 €) zum Busbahnhof von Savannakhet/Laos. Ein Ticket (220.000 Kip/2 Pers. = 25,00 €) haben wir uns gestern noch geholt. Wir laden unser Gepäck ein und sichern uns die hinteren Plätze in dem anscheinend voll besetzten Bus. Dann gehen wir eine Suppe essen zum Frühstück. Um 9.00 Uhr starten wir nach Hué/Vietnam.

Es ist uns komisch zumute, denn wir sind offensichtlich die einzigen Ausländer und werden von allen Seiten bestaunt. Jetzt wissen wir wie sich fremd aussehende Menschen in Deutschland fühlen müssen, wenn sie durch die Straßen gehen. Einziger Unterschied, uns blickt Jeder sehr freundlich an.

Der Bus transportiert natürlich wieder die verschiedensten Güter von A nach B, legt einige Zwischenstopps ein, Leute steigen aus oder zu und schließlich gibt es eine Pause zum Mittagessen und zum Toilettengang. Ich hole mir süßen Ice Coffee in einer absolut stylischen Tüte. Endlich, so einen wollte ich immer schon mal haben.

Der Toilettengang ist mal wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Ich gehe also in die besagte Toilette hinein. Nichts da. Ich schaue nach oben, ob ich mich vielleicht in einer Dusche befinde. Nichts da. Ich gehe vorsichtshalber noch mal hinaus. Bin ich aus Versehen falsch gelaufen? Alles richtig. Also wieder hinein in diese angebliche Toilette. Bei genauerem Hinsehen registriere ich einen Abfluss in der Ecke und daneben einen Wasserbehälter. Am liebsten wäre ich irgendwo hinter einen Busch gegangen, doch wenn man extra diese sanitäre Anlage geschaffen hat, nehme ich sie doch. Hm, tja, also dann mal los, nur Mut.

Wir fahren weiter Richtung Grenze. Die Straße gleicht einem staubigen Feldweg, ein Schlagloch folgt dem nächsten. Wir haben einen besonderen Mitfahrer an Bord: einen Vogel. Der wird in seinem Käfig so stark durchgeschüttelt, dass wir darauf warten, wann er von der Stange fällt. Stefan und ich müssen sehr darüber lachen.

Wir nähern uns der Grenze. Eine Frau steigt in den Bus, die Kip in Dong wechselt. Wir beobachten, was die Einheimischen machen und wechseln dann auch unser Geld zu einem Kurs, der nicht der Tollste ist. Trotzdem fühlen wir uns wie Millionäre, denn stell dir vor: 50 € sind 1.300.000 Dong. In dicken Bündeln stecken die Scheine nun in unseren Portemonnaies, die wir kaum noch zubekommen. Phantastisch. Wir sind reich. Das der Geldwechsel, trotz miesem Kurs, die richtige Entscheidung war stellen wir später fest, denn an der Grenze von Laos nach Vietnam gibt es weder Geldautomaten noch Exchange Schalter.

Wir stehen an der Grenze. Ein Beamter erscheint, sammelt unsere Pässe ein und überträgt die Daten in eine Liste. Weiter geht es zu einem Schalter, wo wir den Ausreisestempel erhalten. Bong, einen bei Stefan, bong, einen bei mir, bong, ei . . .

Die Hand mit dem Stempel erstarrt mitten in der Bewegung. Düstere Schatten legen sich über das Beamtengesicht. Der „nette“ Mann in Uniform ist jetzt nicht mehr die Frohnatur. Vor ihm liegt ein Riesenproblem in Form von Sophias Reisepass, in dem sich zwar der Einreisestempel von Laos befindet, doch kein Visum für Vietnam. Wo bitte ist das? Nun, das ist in ihrem Kinderausweis. Ich zeige es ihm.

Die Tragödie nimmt ihren Lauf. Wohin mit dem Ausreisestempel? Wohin mit dem Einreisestempel bei zwei Pässen? Der arme Mann ist völlig verwirrt. Ich versuche, ihm den Grund zu erklären, doch er hört mir gar nicht zu. Er verschwindet panikartig im nächsten Büro. Stefan und Sophia verschwinden auf die Toilette. Ich bleibe hier stehen, einsam und allein.

Dann soll ich ins Büro kommen. Dort sitzen zwei weitere Beamte. Ratlose Blicke wechseln sich mit aufgeregtem Gerede ab. Dann endlich fragt Einer in Englisch, es hört sich jedenfalls ungefähr danach an, warum Sophia zwei Pässe mit sich führt und warum das Visum in dem Kinderausweis ist. Ich versuche es ihnen so gut ich kann in meinem „gutem“ Englisch zu erklären. Zwecklos. Dabei ist es ganz einfach. Sophia besaß nur ihren Kinderausweis, als ich die Visa für uns alle bei der vietnamesischen Botschaft in Berlin beantragt hatte. Später stellte ich fest, dass Sophia für Thailand und USA einen richtigen Reisepass benötigt. Dank Expressantrag haben wir ihn gerade noch rechtzeitig vor Reisebeginn erhalten.

Nun also auf ein Neues. Wo liegt das Problem?

  • Es gibt einen Ein- und Ausreisestempel von Thailand im Reisepass.
    Ebenfalls im Reisepass ist der Einreisestempel von Laos.
    Hier muss nun auch der Ausreisestempel hinein.
    Fertig.
  • Es gibt den Kinderausweis mit Visum.
    Hier muss demzufolge der Einreisestempel von Vietnam hinein. Das ist doch wohl einfach zu verstehen.

Weiteres Palaver, nochmalige Erklärversuche. Ich zeige dem Beamten das Datum des Visums, dann das Ausstellungsdatum des Passes. Schweigen. Dann ein weiteres Telefonat und dann? Knallt er den Ausreisestempel in den Reisepass und den Einreisestempel von Vietnam in den Kinderausweis. Was war daran nur so schwer???

Alle anderen Mitfahrer haben die Formalitäten längst hinter sich gebracht. Ich haste Stefan und Sophia nach, die vorausgegangen sind, um sicherzustellen, dass der Bus nicht ohne mich losfährt. Beim Bus ist niemand und der Fahrer zeigt auf einen kleinen Berg. Dort oben sind sowohl die Mitreisenden als auch Stefan und Sophia.

Es ist heiß, die Sonne strahlt vom blauen Himmel und als ich gerade bei den Beiden ankomme, rufen die Grenzbeamten und deuten mit Gesten an, dass wir noch mal runterkommen sollen. Ich bin leicht genervt, total verschwitzt und habe wenig Lust, mein Sportprogramm hier am Berg zu absolvieren. Aber es bringt ja nichts, wir kehren um und laufen wieder runter.

Was wollen sie denn jetzt noch? Oh nein, dass darf doch nicht wahr sein. Ich soll meinen Rucksack ausräumen. Beim Gepäckcheck sind ihnen verdächtige Gegenstände aufgefallen, die sie einer genaueren Kontrolle unterziehen wollen. Am Ende stellen die sich als meine Vitamintabletten heraus. Ich darf wieder einpacken und wir laufen zum zweiten Mal den Berg hinauf. Fitness in freier vietnamesischer Natur.

Oben ist der einzige Platz im Schatten zwischen Unmengen von Mopeds. Wir stellen uns dahin und schauen zu, wie die Vietnamesen das Busdach beladen. Gekonnt ist Gekonnt. Es passt immer noch was drauf. Irgendwann fahren wir endlich weiter. Die Landschaft ist sehr schön. Die Berge sind mit saftig frischem Grün bewachsen, dazwischen glitzern kleine Wasserfälle. Überall sieht man riesige Flächen mit Bananenstauden.

Um 19.00 Uhr kommen wir endlich in Hué an. Kaum steigen wir aus dem Bus aus, da überfällt uns eine Traube eifriger Moped- und Taxifahrer. Sie sind extrem penetrant und reißen uns das Gepäck fast aus der Hand. Wir nehmen dann ein Taxifahrer und handeln 60.000 Dong (2,45 €) aus. Bestimmt zu teuer, aber Hauptsache wir erreichen jetzt schnellstens unser Hotel.

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