Auckland

Wir stehen früh auf. Danach machen wir Frauen Frühstück auf der schönen Veranda des Küchenhäuschens, und die Männer packen ihre Sachen. Später ist es umgekehrt, Männer spülen und Frauen packen ihren Kram. Pünktlich um 10.00 Uhr starten wir in Richtung Auckland, da wir heute unser Wohnmobil bei Maui Station abgeben müssen.

Die Küstenstraße windet sich in unzähligen Kurven um die Bucht mit immer wieder neuen wunderbaren Ausblicken. Sophia ist knatschig, weil heute niemand mit ihr spielt, und die Erwachsenen lieber zum Fenster hinausschauen, wo eine bezaubernde Landschaft vorüberzieht. Das gibt sich erst, als sie den kleinen Swimming- und Whirl Pool in unserem Hotel „Manukau Motorlodge“ entdeckt. Am Abend gehen wir in „Broncos Steakhaus“. Die dicken Sirloin Steaks schmecken ausgezeichnet. Die Auswahl der Restaurants in Manukau, einem Vorort von Auckland ist sehr begrenzt, das Fast Food Angebot dagegen unerschöpflich.

Am nächsten Tag statten wir der riesigen Shopping Mall, der Hauptattraktion Manukaus, einen Besuch ab. Den restlichen Tag verbringen wir mit Relaxen, Reisetagebuch schreiben, Lesen und Waschen.

Am Mittwoch geht es mit dem Zug nach Auckland. 45 Minuten dauert die Fahrt bis „Britomat“, dem Transportzentrum am Hafen. Wir haben eine Familycard und 2 Einzelkarten gelöst für 40,00 $ (= 23,60 €). Achtung: Die Fahrkarten nicht wegwerfen, denn beim Durchschreiten der Sperre am Zielort müssen sie nochmals vorgezeigt werden. Der Beamte diskutiert eifrig mit meiner Mutter, die ihren Fahrschein verschlampt hatte.

Auf dem Te Wero Walkway
Zwei Weltreisende auf dem Te Wero Walkway

In Auckland bummeln wir am Ferry Building entlang, dessen frisch lackierter, roter Zaun eine Augenweide ist. Über die Zugbrücke gelangen wir in das neue Hafenzentrum und kriegen große Augen, als wir die feudalen Yachten dort liegen sehen, dahinter die Skyline mit dem Fernsehturm. Am Silo Park endet der Weg. Sophia hüpft dort im Wasserbecken herum. Die anderen Spielgeräte sind aus Metall und damit in der Hitze unbenutzbar. Schade.

Ein Schiff verlässt unter der hochgezogenen Brücke das Viadukt Basin
Ein Schiff verlässt unter der hochgezogenen Brücke das Viadukt Basin

In der Ferne liegt im Dunst die Harbour Bridge. Ob da bei der Hitze heute geklettert wird, ist fraglich. Am Fischmarkt bestaunen wir, was das Meer so alles hergibt und laufen dann weiter zum Aotea Square, kurz „The Edge“ genannt. Sophia hat noch kurz Zeit mit den blauen Schaumstoffteilen zu basteln, bevor um 16.00 Uhr alles weggeräumt wird. Vorbei das schöne Outdoor-Leben, still liegt der Platz in der Hitze. Die meisten Geschäfte schließen um 18.00 Uhr, die Malls spätestens um 20.00 Uhr, auch in Auckland. Über die belebte „Queens Street“, wo alte Fassaden auf moderne Glasbauten treffen, geht es zurück zum Hafen.

Glitzernde Paläste
Glitzernde Paläste

Meine Mutter ist in Spendierlaune und gibt ein Essen aus, weil es unser letzter ruhiger gemeinsamer Abend ist. Wir kehren in „The Crab Shack“ ein und bestellen das Beste, was die Speisenkarte hergibt, eine riesengroße Krabbe, genannt „The King“ für 115,00 NZL $ (= 68,45 €). Der Kellner meint, die Portion reicht für uns alle. Der kannte unseren Hunger nicht. Gut, dass wir eine reichliche Vorspeise hatten. Zurück im Hotel lassen wir uns bei einer Flasche Wein draußen nieder. Endlich ist es noch richtig warm nach Sonnenuntergang. Solche Abende habe ich im neuseeländischen Sommer sehr vermisst.

So wenig? Wie sollen wir da alle satt werden?
So wenig? Wie sollen wir da alle satt werden?

Der letzte Tag in Neuseeland beginnt mit Ausschlafen, ausgiebigem Frühstück und noch ausgiebigeren Shopping-Erlebnis. Die NZL $ müssen weg. Thomas und meine Mutter geben Sophia eine Karussellfahrt nach der anderen aus. Während sie sich so vergnügt, gehen wir einkaufen. Das endet mit einem Streifzug durch alle asiatischen Fast Food Anbieter der Mall. Überhaupt kommt man sich in Auckland ein wenig wie in China vor. Alles ist sowohl in Englisch als auch in chinesischen Schriftzeichen ausgeschildert. Eine Werbung macht auf das chinesische Neujahrsfest aufmerksam und verkündet, dass 2016 das Jahr des Affen ist, welches viel Unruhe mit sich bringt. Schöne Aussichten.

Im Hotel verzehren wir unsere Leckereien. Sophia stecke ich in die Badewanne, damit Stefan und ich mal in Ruhe nach Unterkünften auf Fiji suchen können, unserem nächsten Ziel. Dann packen wir. Meine Mutter und Thomas schimpfen vor sich hin, denn ihre Koffer sind zur Hälfte mit unseren Sachen gefüllt: Steine, Muscheln, Souvenirs, ausrangierte Kleidung. Viereinhalb Monate Weltreise, da kommt Einiges zusammen.

Thomas und Stefan hüpfen nochmal über die Straße zum Essen kaufen. Heute Abend gibt es echt deutsche Küche, nämlich Schweinebraten mit Kartoffeln und Möhren/Erbsengemüse, zubereitet von einem Chinesen. Um 23.00 Uhr geht’s ins Bett, die letzte Nacht in Neuseeland hat begonnen.

Good bye Neuseeland

Die Zeit in Neuseeland ist vorbei. Die 5 Wochen vergingen wie im Flug. Wir haben 4.006 km auf der Süd- und Nordinsel zurückgelegt und viel erlebt, eine Menge interessanter Sehenswürdigkeiten und Landschaftsformen gesehen, doch bei weitem nicht alles geschafft. Dazu fehlte einfach die Zeit. Locker hätten wir noch ein paar Wochen länger hier bleiben können.

Es ist unglaublich und schön durch wieviele verschiedenartige Gebiete man hier fährt. Die Insel hat wirklich alles zu bieten: Gletscher, Regenwald, alpine Gebirge, Trockenzonen, Vulkane, Heide, Fjorde, . . . Ich habe den Eindruck, auf kleinstem Raum versammeln sich alle Landschaftszonen dieser Welt. Das ist fantastisch.

Natürlich wäre es wunderbar gewesen, wenn das Wetter mitgespielt hätte. So kamen oftmals die vielgepriesenen einzigartigen Farben der Natur nicht recht zur Geltung. Ich habe mir den Hochsommer in Neuseeland ein bisschen anders vorgestellt. Vor allem auf der Südinsel war es sehr windig, kühl und regnerisch. Ständig brauchte man warme Sachen zum Überziehen. Schien mal die Sonne, waren auch sofort die Sandflys da und vermiesten den Aufenthalt draußen.

Die Nordinsel hat mich mehr begeistert. Ich denke, weil ich noch nie im Leben Vulkane gesehen habe oder kochende Landschaften und das unglaublich beeindruckend fand. Die Natur auf der Südinsel habe ich bereits in Europa erlebt, das war dann nicht so sehr spannend.

Eine völlig neue Reiseerfahrung war es für mich, im Camper unterwegs zu sein. Nach einigen Tagen habe ich mich mit der Enge da drin arrangiert und mich ins Wohnmobilistenleben eingefuchst.

Wir stehen nun in Auckland auf dem Flugplatz und verabschieden uns von meiner Mutter und Thomas. Sie fliegen über Dubai zurück nach Frankfurt und wir 2 Stunden früher auf die Fijis. Dort wollen wir die anstrengenden Erlebnisse und Eindrücke von Neuseeland verarbeiten und uns erholen. Nichts tun, am Strand liegen, schnorcheln, im türkisblauen Wasser baden, Südseeträume vom Feinsten.

Hot Water Beach und Coromandel

Der Hot Water Campingplatz hat eine Auszeichnung erhalten, trotzdem gefällt er uns irgendwie nicht so gut. Nur Sophia ist begeistert, denn sie ergattert eines der Kettcars. Beim Zurückbringen stellen wir fest, dass die Benutzung gegen Gebühr gewesen wäre. Die halbe Stunde kostet 8,00 NZL $. Gut, dass das Kind noch nicht lesen kann.

Am nächsten Morgen lassen wir es ruhig angehen. Ausschlafen und ausgiebiges Frühstück bevor wir zum Hot Water Beach gehen. Das ist ein Abschnitt am Strand, unter dem sich heiße Thermalquellen befinden. Bei Ebbe kann man sich zu einer bestimmten Zeit dort im Sand seine eigene Warmwasser-Badekuhle buddeln.

Buddeln nach Gold? Nein, auf der Suche nach warmen Wasser
Buddeln nach Gold? Nein, auf der Suche nach warmen Wasser

Doch was wir dann erleben, haben wir so nicht erwartet. Hunderte von Menschen, bewaffnet mit Schaufeln, sind dort am graben. So muss es in Zeiten des Goldrausches zugegangen sein. Es wird gebuddelt, was das Zeug hält ohne Rücksicht darauf, dass man dem Nachbarn fast seinen Spaten um die Ohren haut. Wir finden den Anblick ganz köstlich und kommen teilweise kaum aus dem Lachen heraus. Dann springen wir in einige, bereits verlassene Tümpel hinein, um zu testen wie heiß das Wasser denn nun ist. Von wegen heiß, noch nicht einmal warm ist es sondern kalt, eiskalt. Warum buddeln dann alle Menschen wie verrückt. Sind wir jetzt zur falschen Zeit hier, ist das ganze ein Marketingtrick? Keine Ahnung. Wir haben genug gesehen, spazieren am Sandstrand entlang und genießen das schöne Wetter. Endlich mal Sonnenschein.

Buddeln, was das Zeug hält
Buddeln, was das Zeug hält

Mittags fahren wir auf die andere Seite der Halbinsel nach Coromandel Town, denn dort gibt es eine Schmalspureisenbahn, die Driving Creek Railway mit der Töpferei des bekannten Künstlers Barry Brickell.

Als wir ankommen, sind viele Besucher da und wir sehen, dass alle Fahrten ausgebucht sind. „Bei der Letzten besteht noch der Hauch einer Chance“, teilen uns die Damen am Bahnschalter mit. Es empfiehlt sich also, rechtzeitig zu reservieren, was wir Spontis natürlich versäumt haben. Wir kommen auf die Warteliste. Vielleicht, wenn wir Glück haben, dann . . . ?

Gesamtkunstwerk aus Töpferei, Schmalspurbahn und Wiederaufforstungsprojekt
Gesamtkunstwerk aus Töpferei, Schmalspurbahn und Wiederaufforstungsprojekt

Nun heißt es also warten. Diese Zeit verbringen wir im herrlich bunten Drive Creek Café bei leckeren Kuchen und anderen wohlschmeckenden Kleinigkeiten. Unbedingt besuchen. Schön ist es dort.

Dann stehen wir erwartungsvoll am Bahnsteig. Klappt es? Können wir mitfahren? Ja, wir haben Glück. Einsteigen, es ertönt ein Pfiff und die Bahn setzt sich ächzend in Bewegung.

Die Fahrt führt durch schmale Tunnel
Die Fahrt führt durch schmale Tunnel
Über mächtige Kauribäume blickt man auf die Bucht
Über mächtige Kauribäume blickt man auf die Bucht

Barry hatte vor Jahrzehnten das Grundstück gekauft, um hier seinen Lebenstraum zu verwirklichen: Töpfern und die Wiederaufforstung des Gebiets mit Kauri-Bäumen. Um die jungen Bäumchen zu transportieren, bauten er und viele seiner Helfer nebenbei eine Schienenstrecke mit kleiner Bahn. Heute ist sie zur Hauptattraktion der Gegend geworden. Der Zug bewältigt teilweise 7 % Steigung, schlängelt sich am Berg entlang, fährt über furchteinflößende Brücken, durch Tunnel und Regenwald bis er die 167 m hohe Aussichtsplattform erreicht. In schwindelerregender Höhe wird dort rangiert, bevor man aussteigen und den tollen Ausblick auf die McGregor-Bay genießen kann. Überwältigend.

Rangieren in schwindelnder Höhe mit Blick aufs Meer
Rangieren in schwindelnder Höhe mit Blick aufs Meer
Von hoch oben blicken wir auf die McGregor-Bucht
Von hoch oben blicken wir auf die McGregor-Bucht

2,7 km lang ist Barrys Traum von einem harmonischen Gesamtkunstwerk aus Mensch, Natur und Technik. 1 Stunde dauert die Fahrt von unten nach oben. Erwachsene zahlen 35,00 NZL $ (=20,70 €), Kinder 13,00 NZL $ (=7,70 €). Barrys Railway ist jeden Cent Eintritt, jeden Meter Strecke und jede Minute Zeit wert.

Wir entscheiden uns, hier auf dem Top 10 Campingplatz zu bleiben, weil er uns besser gefällt und lassen die gebuchte Nacht am Hot Water Beach sausen. Coromandel selbst ist ein nettes kleines Städtchen mit viel Kolonialzeit-Atmosphäre. Abends essen wir im Restaurant „Peppertree“ sehr sehr lecker. Es gibt Fisch, Lammkrone, Steak und Ribs. Vorher waren die Männer bereits auf kleiner Kneipentour. Dann legen wir uns zur letzten Nacht im Camper zu Ruhe.

Unser Abschlußessen: hervorragende Lammkrone im Restaurant "Peppertree"
Unser Abschlußessen: hervorragende Lammkrone im Restaurant „Peppertree“

Hobbitland – Filmset von „Herr der Ringe“

Am nächsten Tag geht es weiter nach Matamata. Wir möchten ins Hobbitland. Zum Glück kaufen wir uns schon im Infozentrum der Stadt Tickets. Erwachsene zahlen 79 $ (70€) und Kinder bis 8 Jahre sind frei. Durch unsere Top 10 Holiday Card bekommen wir 10 % Rabatt. Als wir an der Farm ankommen, wo die Touren starten, sind wir sehr froh bereits Tickets zu haben, denn vor den Kassen stehen ellenlange Schlangen.

Natürlich ist es sehr teuer, doch wir wollen unbedingt ins Hobbitland und ohne eine Tour kommt man noch nicht einmal in die Nähe der kleinen Häuschen. Es ist alles abgesperrt. Überhaupt ist in Neuseeland jedes noch so kleine Landstück eingezäunt. Geht man ein paar Meter in die freie Natur, stehst du bestimmt vor einem Zaun. Selbst die Wanderwege führen über Privatgrund. Mit Hilfe kleiner Treppen werden die Absperrungen überwunden. Das finde ich ganz schön nervig. Soviel zur unbegrenzten Weite.

Wir haben noch eine gute Stunde Zeit bevor unsere Tour nach Hobbiton los geht. Inzwischen starten die Besichtigungsbusse im Abstand von 15 Minuten. Zunächst fahren wir durch grüne Weidelandschaften. Im Hobbitland angekommen, geht es zu Fuß mit unserer Führerin Kathy weiter. Wie niedlich die kleinen Häuser sind mit ihren bunten Türen. Wir laufen durch den Garten. Gemüse und Obst, alles ist echt. Bei den Dreharbeiten wurden jedoch alle Äpfel von den Bäumen gepflückt, weil sie zu groß sind und durch unechte Kleinere ersetzt, ebenso das Gemüse. Alles aus Pappmaché. Unglaublich, dieser Aufwand.

Das Haus der Kräuterfrau
Das Haus der Kräuterfrau
Der Tisch ist gedeckt
Der Tisch ist gedeckt

Eine Tour reiht sich an die Nächste, so viele Menschen. Mit zwei Mädchen aus Deutschland fallen wir in der Gruppe immer etwas zurück, weil wir Fotos ohne andere Leute machen wollen. Kathy hat alle Hände voll zu tun, uns immer wieder einzufangen. Dieses Durcheinander nutzen wir, um hin und wieder heimlich die kleinen Türen der Wohnungen zu öffnen, um einen Blick ins Innere zu erhaschen. Einige Male werden wir erwischt und ermahnt, weil es natürlich nicht erlaubt ist. Zum Abschluss folgt ein Stopp im „Green Dragon“. Das Ale ist lecker und „kostenlos“. Wir haben gerade die Hälfte davon geschafft, als wir wieder zum Bus gedrängt werden.

Blick auf den "Green Dragon". Bierbrauen könne n diese Hobbits
Blick auf den „Green Dragon“. Bierbrauen können diese Hobbits

Es ist inzwischen Nachmittag, als wir am Startpunkt zurück sind. Der Besucherandrang hat extrem nachgelassen. Wir hatten wohl die Hauptbesuchszeit erwischt. Im Shire’s Rest Café trinken wir noch einen Kaffee. Überhaupt Kaffee. Der ist hier in Neuseeland immer hervorragend, egal ob man am Kiosk, an einer Tanke oder im Restaurant ist.

Insgesamt ist es im Hobbitland sehr schön. Schade, dass man so durchgehetzt wird. Man kann die Tour nicht richtig genießen. Gern hätten wir hier und da mal ein paar Minuten verweilt. Außerdem hatten wir eine sehr ungünstige Zeit erwischt. Ein Besuch früh am Morgen oder nachmittags ab 15.00 Uhr ist sicher die bessere Wahl. Daher empfiehlt es sich, die Tickets ein paar Tage vorher in einer iSite zu besorgen.

Hobbiton
Hobbiton

Wir setzen unsere Tour fort und fahren zur Hot Water Beach auf der Coromandel-Halbinsel.

Rotorua, Hochburg der Maorikultur

Der erste Tag in Rotorua empfängt uns mit strömenden Regen. Wir versuchen uns so gut es geht, regenfest anzuziehen, doch der Sprühregen dringt bis auf die Haut.

Wir bummeln eine Runde durch die Innenstadt, bestaunen das ehemalige Badehaus inmitten des Government Gardens, einer sehr gepflegten Anlage mit vielen Boule-Plätzen, bunten Blumenrabatten und heißen dampfenden Springbrunnen. Im Badehaus kann man noch die alten Kureinrichtungen ansehen. Den größten Raum nimmt jedoch das Rotorua Museum of Arts und History ein. Wir sehen einen Film über die mythologischen und geologischen Besonderheiten Rotoruas und wenden uns dann ganz der Maori-Kultur zu. Sehr aufregend fand ich es jetzt nicht, im Gegensatz zu meiner Mutter, da ich nicht so eine begeisterte Museumsgängerin bin. Aber was will man auch bei strömenden Regen tun.

Kleine Einführung in die Sprache der Maori
Kleine Einführung in die Sprache der Maori

Zu Rotorua gehört die Teilnahme an einer der größten Touristenattraktionen, einem Hangi. Wir haben bei Mitai gebucht für 115 $/Person, Sophia zahlt 22,50 $, jeweils Essen plus Show. Es regnet immer noch, als uns ein Bus Punkt 17.45 Uhr am Campingplatz abgeholt.

In dem nachgebauten Maoridorf angekommen, werden wir in große Zelte gebracht und an einen Tisch gesetzt. Es folgt eine Ansprache, dann die Führung. Zum Glück gibt es bunte Regencapes, denn es schüttet nach wie vor. So in Plastik eingepackt, muss man gut aufpassen, dass man den Anschluss an seine Gruppe nicht verliert. Thomas geht uns irgendwann verloren und läuft bei einer anderen Gruppe mit. Zum Glück findet er uns in den Besuchermassen wieder.

An einem Bachlauf zeigen uns die Maoris, wie sie mit einem traditionellen Kanu Aotearoa, das Land der großen weißen Wolke, erreichten. Sie haben in ihren Gesichtern bestimmte Zeichnungen und tragen nur einen Lederrock. Danach wird uns erklärt wie das Essen in einer der heißen Quellen gekocht wurde. Es sieht lecker aus und riecht sehr gut.

Essen, gekocht in den heißen Quellen
Essen, gekocht in den heißen Quellen

Jetzt folgt das Showprogramm. Wilde Kriegstänze und lieblicher Gesang wechseln sich ab. Eine der Maorifrauen hat eine unglaubliche Stimme. Gänsehautfeeling. Wir hören den Klang des Muschelhorns, welcher ertönt, wenn es in den Kampf geht. Was natürlich nicht fehlen darf ist, dass die Maori die Zunge weit herausstrecken, sie schnell hoch und runter schnellen lassen und laut schreien. Das sollte dem Feind Angst einflößen. Wir finden es sehr lustig und wenden es die nächsten Tage oft zum Spaß an. Sophia ist mit Begeisterung dabei, ihre Wangen glühen und ich glaube, am liebsten würde sie auf die Bühne springen und mittanzen.

Ankunft der Maori in Aotearoa
Ankunft der Maori in Aotearoa
Kriegstänze der Maori
Kriegstänze der Maori

Danach geht es zurück in das große Zelt. Dort steht für uns das Büffet bereit. Sophia ist wie immer begeistert, weil sie sich ihr Essen selbst aussuchen darf. Es schmeckt sehr gut, Fleisch und Kartoffeln haben eine leichte Rauchnote. Da alles generalstabsmäßig durchgeplant ist, wird es hektisch, wenn man ein zweites Mal nehmen will. Punkt 21.00 Uhr ist Schluss, und die Speisen werden uns unter den Händen abgeräumt. Pech, wer nicht schnell genug ist.

Wir hüllen uns wieder in die Regencapes und laufen mit Taschenlampen durch den Wald, in den ein Maoridorf nachgebaut wurde. Zum Schluss sehen wir noch sehr viele Glühwürmchen, die grün und bläulich in der Dunkelheit funkeln. Jetzt geht es wieder in die Busse hinein, und wir werden zurück zum Campingplatz gefahren.

Flötentöne
Flötentöne

Es war ein sehr schöner Abend, trotzdem alles nur für Touristen inszeniert war und im Eiltempo abgearbeitet wurde. Exakt 4 Stunden dauert das Programm. Hier habe ich auch erfahren, dass es eine tolle Internetseite gibt, wo es Restkarten zu verschiedenen Attraktionen mit großen Rabatten zu kaufen gibt: www.bookme.co.nz. Sie lohnt sich, wenn man zeitlich flexibel ist. Für uns war die Information leider etwas spät, da unsere Reise bald zu Ende ist.

Sophia bestimmt den heutigen Tag zu ihrem Glückstag. Die Erlebnisse lassen sie nicht einschlafen. Immer und immer wieder fällt ihr eine Besonderheit ein, die sie noch berichten muss. Irgendwann fallen ihr mitten im Satz die Augen zu. Schlaf schön und träume süß.

Wai-o-tapu und ein schäumender Wasserfall

Am nächsten Tag tun mir meine Beine noch mehr weh. Aber so ist das halt. Wir machen uns auf den Weg von Turangi nach Rotorua. Unterwegs wollen wir uns einige fantastische Naturwunder ansehen.

Als erstes halten wir an den mächtigen Huka-Falls des Waikato Rivers. Er ist mit 425 km der längste Fluss Neuseelands. Es schäumt und wirbelt, Gischt sprüht auf, als sich der 100 m breite Fluss mit lautem Gebrüll in den 15 m schmalen Canyon zwängt. Es werden pro Sekunde 140.000 Liter Wasser dort durchgespült. Am Ende stürzt es sich, türkisblau gefärbt mit weißen Schaumkronen, 11 m tief über eine Klippe in das Flussbett zurück. Wir schauen uns das Spektakel von einer Brücke aus an. Welch ungeheure Kräfte sind hier am Werk. Beeindruckend. Dicht gedrängt bestaunt eine Menge Touristen dieses Naturschauspiel, und es ist nicht leicht ein Foto hinzubekommen ohne andere Leute darauf.

Der Waikato-River zwängt sich mit seiner 100 m Breite in die enge 15 m Felsspalte
Der Waikato-River zwängt sich mit seiner 100 m Breite in die enge 15 m Felsspalte
Weiße Gischt sprüht auf beim 11 m tiefen Fall von der Klippe
Weiße Gischt sprüht auf beim 11 m tiefen Fall von der Klippe

Danach fahren wir zur einzigen Shrimpsfarm des Landes, da wir uns frische Garnelen für das Abendessen kaufen wollen. Als Thomas und Stefan sehen, dass sie die Riesengarnelen selbst angeln können, gibt es kein Halten mehr. Es erwacht der Jagdtrieb und so machen sich die Männer an die Nahrungsbeschaffung. Wir Frauen vergnügen uns im Café und genießen anschließend ein durch die heißen Quellen gespeistes, warmes Fußbad. Ein bisschen Wellness kann nie schaden. Nach 2 Stunden holen wir die beiden Männer ab, die um 28 NZL $ Eintritt/Person ärmer und 5 Garnelen reicher sind. Da fehlt wohl die Übung. Dann wird es wohl Nudeln mit Tomatensauce zum Abendessen geben und als Krönung für Jeden eine Garnele oben drauf.

Nächster Anlaufpunkt ist das Wai-o-tapu Thermal Wonderland mit seinen heißen Quellen. 32,00 NZL $/Person kostet der Eintritt. Das wohlmeinende Schild am Eingang, dass man festes Schuhwerk tragen sollte, übersehen wir geflissentlich und laufen mit unseren Flip Flops hinein. Das ganze Gebiet mit allen Tieren und Pflanzen steht unter Naturschutz und ist übersät mit kollabierten Kratern, heißen und kalten Seen, blubbernden Schlammtümpeln und dampfenden Spalten. Ich finde es ist eine beängstigende Vorstellung, dass der Boden unter mir kocht. Dazu riecht es abscheulich und Sophia ist darüber „not amused“. Sie hält sich die Nase zu, heult und ist oberquengelig. Erst in der Hälfte der Strecke, am grünen See, ändert sich ihre Laune langsam.

Wir laufen den Rundweg. Überall verkünden Schilder, dass die Temperatur der Bodenlöcher 100° C beträgt und wir auf gar keinen Fall vom Weg abweichen dürfen. Wir können uns nicht vorstellen, dass es überall gleich heiß sein soll und Thomas prüft das. Am ersten Loch ist das Wasser angenehm warm, bei zweiten verbrennt er sich die Finger. Gut, wir glauben den Schildern. Das Gebiet zeigt eine große Vielfalt an Farben, hervorgerufen durch verschiedene chemische Zusammensetzungen der Elemente: Schwefel = gelb, Siliziumoxid = rotbraun, Eisenoxid = schwarz um nur Einige zu nennen.

Begleitet uns auf unserem Spaziergang durch eine bizarre Wunderwelt der Natur:

Rotorua, Rainbow Crater
Rainbow Crater: Auffallend sind hier die Schwefelausblühungen auf den Kraterwänden und die Rotfärbungen. Es ist dauerhaft ein öliger Film auf dem siedenden Wasser.

Devil's ink Pot, Rotorua
Devil’s Ink Pots: Der Wasserstand in diesem Schlammtümpel verändert sich mit der Niederschlagsmenge. Die Farbe entsteht durch Graphit und Öl.

Artist's Palette, im Hintergrund der Champagnerpool, Rotorua
Artist’s Palette: Sie schließt sich an den Champagner Pool an und hat heiße und kalte Tümpel sowie zischende Erdspalten. Wie der Name sagt, ist sie sehr farbenprächtig und sieht toll aus.

The Primrose Terraces, Rotorua

The Primrose Terraces: Sie werden durch das Wasser des Champagnerpools gebildet, welches reichlich Siliciumoxid enthält. Durch Verdunstung entstehen die Ablagerungen und bilden die Terrassen. Sie sind geschätzte 700 Jahre alt.

Ngakoros See, Rotorua

Ngakoros See: Ein kleiner Wasserfall mündet in den See, er ist nach einem Vulkanausbruch vor etwa 700 Jahren entstanden und ist sehr groß.

Aussicht auf den Champagnerpool
Aussicht auf den Champagnerpool

Champagner Pool: Er ist die größte Attraktion in dem Gebiet, entstanden vor ca. 700 Jahren durch eine hydrothermale Explosion. Er hat einen Durchmesser von 65m und eine Tiefe von 62m. Die Wassertemperatur liegt bei 74°C und durch den aufsteigenden Wasserdampf ist es sehr warm an seinem Ufer. Sichtbare Perlen, die durch Kohlendioxid entstehen, blubbern an die Oberfläche (Champagnerbläschen). Das mineralhaltige Wasser enthält Gold, Silber, Arsen, Quecksilber, Schwefel und Antimon. Der Pool sieht imponierend aus mit seinem orangefarbenen Rand, besonders wenn sich die umliegende Landschaft in ihm spiegelt.

Bird's Nest Crater, Rotorua
Bird’s Nest Crater: Zwei Vogelarten nisten in den Höhlen an den Kraterwänden. Anscheinend machen ihnen die Dämpfe, die dort aufsteigen nichts aus. Niemand weiß genau, warum sie sich so einen außergewöhnlichen Ort ausgesucht haben.

Devil's Bath, Rotorua
Das Bad des Teufels: Es ist ein zerklüfteter Krater. Je grüner das Wasser ist, desto mehr Arsensulfide sind darin enthalten. Und heute sieht es wirklich extrem giftig aus. Sophia ist hin und weg bei diesem Anblick und der Geschichte dazu. Schlagartig verebben die restlichen Schluchzer. Sie würde am liebsten jetzt hierbleiben.

Es gibt auch einen Bach, der dort hindurch fließt, der Wai-o-tapu-Bach. In der Sprache der Maori heißt das „Heiliges Wasser“. Auf seinem Weg nimmt er die natürlichen Chemikalien auf, wodurch es für Fische unmöglich ist, dort drinnen zu leben.

Das war ein kleiner Ausschnitt von dem, was wir dort gesehen haben. Noch nie habe ich ein derart beeindruckendes Naturwunder gesehen. Ich fand es großartig, absolut faszinierend und ich verleihe wieder einmal das Prädikat: besonders empfehlenswert, trotz großen touristischen Andrang. Wir sind nachmittags bis zum Schluß dort gewesen und waren am Ende fast ganz allein unterwegs.

Wir fahren weiter und kommen nach einem erlebnisreichen Tag um 18.30 Uhr in Rotorua auf dem Top 10 Campingplatz an. Zu unserem Erstaunen sind Waschmaschinen und Trockner frei. Wahrscheinlich, weil die meisten Menschen von Auckland in Richtung Süden fahren und nach 3 Tagen noch keine Wäsche schmutzig ist. Also nutzen wir die Gelegenheit zum Großwaschtag.

Atemberaubende Wanderung auf dem Vulkan

Leichter Unmut macht sich breit, als ich verkünde, dass ich gern den Tongariro Alpine Crossing Track laufen möchte. Ich hatte darüber gestern Abend im Reiseführer gelesen. Die Freude darüber hält sich bei den Männern sehr in Grenzen, da ihnen die Planänderung für den heutigen Tag zu spontan ist. Ich gebe zu, dass ich gestern nur mit meiner Mutter darüber gesprochen hatte. Naja, jetzt ist es so. Stefan und ich werden also diese Route „gut vorbereitet“ in Angriff nehmen, während Thomas und meine Mutter auf Sophia aufpassen. Wir schmieren uns ein paar Brote als Wegzehrung und packen reichlich Wasser dazu. Es ist super tolles Wetter, die Sonne knallt vom Himmel, besser geht es gar nicht für diese Wanderung.

Strahlend blauer Himmel, gemächlich geht es aufwärts. Noch hält sich die Anstrengung in Grenzen.
Strahlend blauer Himmel, gemächlich geht es aufwärts. Noch hält sich die Anstrengung in Grenzen.

An der N 47 zweigt die kleine Mangatepopo Road ab, an deren Ende unser Startpunkt liegt. Falls man einen Parkplatz braucht, sollte man früh hier sein. Die Möglichkeiten sind sehr begrenzt. Hochmotiviert geht es los. Über Holzstege und durch alte Lavagesteinsbrocken- und Flüsse geht es stetig aufwärts zu den Soda Quellen. Bis hierher war es ein schöner Weg mit Ausblick auf verschiedene Vulkane.

Im "Schatten" des Mount Ngauruhoe
Im „Schatten“ des Mount Ngauruhoe

Es kommt jetzt nochmal eine Dixitoilette, bevor es weiter geht. Dann die erste Warnung. Auf einem Schild steht: Hast du eine gute Kondition? Bist du körperlich fit? Hast du ausreichend Flüssigkeit bei dir? Ansonsten endet der Weg für dich hier. Die hätten noch hinzufügen können, dass auf passendes Schuhwerk zu achten ist, denn die Lavabrocken sind manchmal scharfkantig.

Wir erreichen die Soda Springs
Wir erreichen die Soda Springs

Stefan und ich lachen darüber, denn kaum einer kümmert sich um den Hinweis, fast alle gehen weiter. Und das sind eine Menge Menschen, denn der Weg ist im Sommer extrem stark frequentiert. Uns bleibt sowieso nichts anderes übrig, da wir am Ende des Tracks am Ketetahi Parkplatz von meiner Mutter, Thomas und Sophia abgeholt werden. Nach kurzer Zeit merken wir, dass die Warnung berechtigt war. Es geht steil, sehr steil aufwärts. Die Bezeichnung „Das Treppenhaus des Teufels“ ist mehr als berechtigt. Hunderte von Stufen, jede unterschiedlich, geht es hoch. Wir sind nicht die Einzigen, die wie die Maikäfer pumpen, als wir den Sattel des Mount Ngauruhoe erreichen. Er ist der jüngste Vulkan des Tongariro Massivs.

Die Sonne knallt vom Himmel, nirgends ein Baum oder Schatten
Die Sonne knallt vom Himmel, nirgends ein Baum oder Schatten

Nach kurzer Verschnaufpause wandern wir ebenerdig weiter durch den Hauptkrater. Es sieht aus wie eine bizarre Mondlandschaft. Nun geht es wieder ein Stück hinauf. Ich freue mich und denke, dass wir endlich beim roten Krater angekommen sind, da dort so viele Leute stehen. Irrtum. Wir haben lediglich einen Punkt erreicht, wo wir eine fantastische Aussicht über die Landschaft haben. Man kann unendlich weit schauen. Über lockeres Geröll kraxeln wir weiter aufwärts. Mehrere Leute fallen hin, da man sehr schlechten Halt hat und ständig wegrutscht.

Wir sind am "Roten Krater" angekommen
Wir sind am „Roten Krater“ angekommen

3 Stunden und 720 Höhenmeter später stehen wir endlich am roten Krater, am höchsten Punkt der Wanderung. Wir sind tief beeindruckt. Überall riecht es nach Schwefel. Der Gestank begleitet uns eine Weile entlang des Kraterrandes bis die Strecke auf der anderen Seite abwärts führt. Normal runter laufen ist unmöglich, da der Weg nur aus Geröll und feinstem Staub besteht. Es wird eine Rutschpartie, doch wir meistern sie sehr gut.

Blick auf die Vulkane, vorne ein Krater, rechts der Weg ist der Abstieg vom roten Krater
Blick auf die Vulkane, vorne ein Krater, rechts der Weg ist der Abstieg vom roten Krater

Am Besten ist es, nun erstmal eine Pause einzulegen. Wir essen unsere Brote und haben einen tollen Ausblick auf die Bergwelt mit den drei Emerald Lakes. Sie sind sehr farbenfroh, schimmern smaragdgrün durch die darin enthaltenen Mineralien. Schwefeldampf aus dem Erdinneren steigt auf. Es ist unbeschreiblich. Auf dem Weg zum Blue Lake passieren wir einen weiteren Krater und einen Lavastrom. Hier kehren die meisten Leute um, wenn sie niemanden haben, der sie auf der anderen Seite des Tracks abholt. (Es gibt auch Shuttle-Services)

Tiefblau schimmert der große Kratersee
Tiefblau schimmert der große Kratersee

Für uns geht es weiter entlang bewachsener Felsen. Es ist nun schon Nachmittag. Wir sind inzwischen fast völlig allein unterwegs, genießen die Ruhe und die immer wieder grandiosen Aussichten. Bei einer alten kaputten Hütte, die für Vulkanmessungen genutzt wird, legen wir die nächste Pause ein. Erst hier gibt es wieder die Möglichkeit auf Toilette zu gehen.
Ringsherum dampft und qualmt es. Wir wollen noch einen Abzweig zu den Ketetahi Hot Springs nehmen. Leider ist der Weg gesperrt. Wir vermuten, weil die Erde dort zu sehr am Kochen ist. Schade.

Grandiose Ausblicke während des Abstiegs
Grandiose Ausblicke während des Abstiegs

Bald ist es geschafft, aber der letzte Abschnitt des Weges zieht sich sehr in die Länge. Wir laufen jetzt am Berg entlang. Hier ist alles wieder schön bewachsen mit Büschen und Blumen. Treppauf, treppab. Meine Füße und Beine schmerzen, und ich wünsche mir, dass der Rest nur noch ebene Strecke ist. Dann erscheint ein Warnschild: „Hohes Risiko. Du betrittst eine 700 m lange Lahar Gefährdungszone. Laufe schnell durch, ohne anzuhalten. Wenn du ein Geräusch oben vom Berg hörst, gehe nicht hinein.“ (Anmerkung: Lahar sind Lawinenabgänge von schneebedeckten Vulkanen, vermischt mit Gestein.)

Lahar-Gefahrenzone kurz vor dem Ende. Sieht idyllischer aus als es wirklich ist
Lahar-Gefahrenzone kurz vor dem Ende. Sieht idyllischer aus als es wirklich ist

Das ist ja sehr beruhigend. Da müssen wir jetzt durch. Nur Mut. Ein gespenstisches Bild zeigt sich unseren Augen. Überall liegen umgefallene Bäume. Es sieht aus, als hätte Jemand das Gebiet komplett umgegraben oder ein Riese gewütet. Ich möchte nicht wissen, was hier zeitweise los ist. Es ist ein komisches Gefühl, alle Sinne sind angespannt, doch wir kommen heil an.

Wir tauchen ein in den letzten zauberhaften Abschnitt, wo alles voller Moos ist und überall große Farne wachsen. Und noch einmal Treppen, Treppen ohne Ende. Mir tun die Beine so weh, dass ich nicht weiß, wie ich diese Stufen bewältigen soll. Lethargisch setze ich einen Fuß vor den anderen. Mit letzter Kraft kommen wir nach 6 1/2 Stunden Marsch am Ketetahi Parkplatz an, wo wir fröhlich von Sophia, meiner Mutter und Thomas erwartet werden. Wir sind insgesamt 21 km gelaufen.

Geschafft aber glücklich.
Geschafft aber glücklich.

Dieser Track ist unbeschreiblich schön. Noch niemals habe ich eine derartige Landschaft gesehen. Überwältigend, einmalig, abenteuerlich, gespenstisch. Kein Wunder, dass es eine der Kulissen im Film „Herr der Ringe“ war. Wir hatten auch super Glück mit dem Wetter.

Wenn du den Tongariro Alpine Crossing Track laufen willst, empfehle ich dir dringend, auf ausreichend Wasservorräte und Sonnenschutz zu achten, denn du befindest dich im Vulkangelände ohne schattenspendende Bäume. Und das Ganze ist eine Hochgebirgswanderung, also vergiss die Schlappen und ziehe ordentliche feste Schuhe an. Deine Knöchel und Füße danken es dir.

Und nun lauf los. Die Strecke ist von atemberaubender Schönheit. Sie bekommt von mir das Prädikat: Absolut empfehlenswert, ein Muss für Neuseeland-Urlauber.

Beim Forellen füttern will jede das beste Häppchen
Beim Forellen füttern will jede das beste Häppchen

Hier schreibt Elvira:
Sophia, Thomas und ich haben uns bei den Fischen vergnügt. Südlich von Turangi befindet sich das Tongariro National Trout Center, wo wir uns bei einem Spaziergang ausführlich über Forellen informiert haben. Sophia hatte viel Spaß beim Füttern, weil es immer ein wildes Gerangel gab. Die Gegend ist ein Paradies für Forellenangler sowohl in den umliegenden Seen als auch an der Mündung des Waitahanui River gibt es Unmengen davon.

Whakapapa im Tongariro Nationalpark

Es ist ein langer Weg von Foxton Beach bis zum Whakapapa Holiday Park im Tongariro Nationalpark. Sophia und meine Mutter spielen x-Mal „Ich sehe was, was du nicht siehst“, Schule und als gar nichts mehr geht, gucken sie „Die Eiskönigin“.

Auf dem Weg zum Tongariro Nationalpark - Kiwi auf Skiern
Auf dem Weg zum Tongariro Nationalpark – Kiwi auf Skiern

Unterwegs bewundern wir die Ingenieurleistung des 77 m hohen Matadote Viadukts, der letzten Brücke, die für die Bahnfahrt von Nord nach Süd notwendig war. Dann tauchen die beiden Vulkane Mount Ngauruhoe (2.291 m) und Mount Ruapehu (2.797 m) am Horizont auf. Sie machen uns klar, dass der Campingplatz zwar sehr schön inmitten einer überwältigenden Natur liegt, doch dass direkt unter unseren Füßen die Erde brodelt. Überall sind Schilder mit Evakuierungshinweisen aufgestellt, falls einer der Vulkane ausbricht. Dann die Riesenenttäuschung: Es gibt keinen Spielplatz. Lautes Protestgeheul von Sophia. Sie will sofort wieder weg.

Das Matatote Viadukt
Das Matadote Viadukt

Sophias Laune bessert sich erst, als wir den herrlichen Track zu den „Silicia Springs“, den siliziumhaltigen Quellen des Waikare Stroms, laufen. Die Landschaft ist wunderschön: Rostrotes Wasser, rostrote Steine, Heidelandschaft, Farne und urwüchsige Bäume säumen den Pfad. Wir singen „Was müssen das für Bäume sein, wo die großen Elefanten spazieren geh’n ohne sich zu stoßen“. Sophia ist unsere Anführerin und wir Erwachsenen die kleine Elefantenherde, die sich immer wieder gegenseitig anrempeln.

Gut, dass die neueste Technik immer dabei ist. Stefan prüft, wie weit der Weg noch ist.
Gut, dass die neueste Technik immer dabei ist. Stefan prüft, wie weit der Weg noch ist.

Immer wieder bietet sich zwischendurch der Ausblick auf die 3 Vulkane, wobei der Ruapehu mit seiner Schneehaube der Imposanteste ist, auch wenn er nicht die typische Kegelform der Vulkane aufweist. An der Quelle mit ihren weißgefärbten Ablagerungen der Kieselerde fällt Sophia vor lauter Übermut hin, was immer einer mittleren Tragödie gleichkommt. Also gehen wir drei Frauen zurück, während die beiden Männer die Runde fortsetzen.

Der Ruapehu mit seiner Schneehaube
Der Ruapehu mit seiner Schneehaube
Vom eisenhaltigen Wasser rostrot gefärbte Steine
Vom eisenhaltigen Wasser rostrot gefärbte Steine
Silicea Springs
Das Erreichen der Silicea Springs endet mit einer kleinen Tragödie

Abends quälen wir uns in der Kitchen, die Kochplatte zum Aufheizen zu bewegen. Ganz schön mühselig. Es gibt Vegetarisches: Kumara, die Süßkartoffel der Maori. Sie zerfällt beim Kochen zu Brei und ist sehr nahrhaft. Thomas und Stefan sind die Biervorräte ausgegangen und hier in der Einöde gibt es zwar viel Natur und ein Schloss, doch nichts zum Einkaufen. Der Campingplatzbetreiber hat Mitleid und schenkt ihnen eine große Flasche seines selbstgebrauten Biers. Darüber ist die Freude sehr groß und es schmeckt wohl auch ganz gut. Der Abend ist gerettet.

Wellington – wir setzen unsere Füße auf die Nordinsel

Um 6.30 Uhr fahren wir los zum Bluebridge Fährterminal. Nach 3 Wochen verlassen wir die Südinsel, die uns wunderschöne Naturerlebnisse unter oftmals grauem Himmel beschert hat.

Um 8.00 Uhr legt die Fähre ab. Wir holen uns Kaffee und hoffen, dadurch wacher zu werden. Die Sonne lacht vom Himmel und wir gehen raus an Deck. Durch den Fjord mit seinem blauen Wasser und Felsen geht es in Richtung Cook Street. Es ist eine tolle Landschaft, die an uns vorbeizieht. Die Überfahrt zur Nordinsel ist zum Glück sehr ruhig. Dann erscheint die Skyline von Wellington, der Hauptstadt Neuseelands. 3 Stunden nach Abfahrt betreten wir den Boden der Nordinsel.

Auf Wiedersehen Südinsel
Auf Wiedersehen Südinsel
Durch die Cook-Strait nach Wellington
Durch die Cook-Strait nach Wellington

Als erstes besuchen wir das Te Papa Museum. Es kostet keinen Eintritt! dafür kannst du viel erleben: Die Geschichte Neuseelands mit den ersten Einwanderern, den Maoris, dann natürlich Ursachen und Hintergründe der Erdbeben, von denen die beiden Inseln ständig wieder heimgesucht werden, eine große Abteilung ist der Tier- und Pflanzenwelt gewidmet und zusätzlich gibt es die Trickfilmwelt, die jedoch extra Eintritt kostet. Du kannst hier Stunden verbringen. Es ist ideal für Kinder, da es in jeder Abteilung spezielle Bastel- und Lernstuben mit Betreuung gibt. Einfach sagenhaft. Nach intensiven 2 1/2 Stunden ist unser Aufnahmevermögen erschöpft.

Wellington, im Vordergrund das Te Papa Museum
Wellington, im Vordergrund das Te Papa Museum

Wir spazieren am Hafen entlang. Es gibt eine Menge zu sehen: Männer, die an jeder Ecke von provisorischen Sprungbrettern ins Hafenbecken hüpfen, Wassersportler, gläserne Hochhäuser neben Kolonialbauten, Funktion neben Kunst. Alles mischt sich und passt irgendwie nicht so richtig zusammen, aber dieses Nebeneinander hat seinen Reiz. Immer wieder entdecken unsere Blicke was Besonderes.

Blick auf das Hafenviertel und die bunten Villen am Hang
Blick auf das Hafenviertel und die bunten Villen am Hang

Dann machen wir uns auf den Weg, weiter in Richtung Norden. Der Highway No. 1 ist proppenvoll und wir stehen das erste Mal im Stau. Also entscheiden wir uns, so bald wie möglich einen Campingplatz zu suchen und unsere Wahl fällt auf Foxton Beach. Hier sind hauptsächlich Dauercamper und nur ganz wenig Tagesgäste. Sophia nimmt den großen Spielplatz in Beschlag, den sie ganz für sich allein hat. Die Männer grillen und wir genießen den warmen Abend, während überall die Hasen um uns herumhüpfen. Ein schöner Abschluss eines anstrengenden Tages.

Über den Queen Charlotte Drive nach Picton

Unser letzter Tag auf der Südinsel Neuseelands ist angebrochen. Die Fahrt führt zurück führt wieder über Havelock. Natürlich halten wir dort und essen nochmals die äußerst leckeren Variationen von der Grünlippmuschel im „Musselpot“, bevor es weiter geht über den Queen Charlotte Drive nach Picton. Es ist eine kurvenreiche Straße, die sich an der Küste entlang windet.

Wunderschöne Ausblicke auf den Fjord
Wunderschöne Ausblicke auf den Fjord

Unterwegs halten wir unzählige Male, genießen die fantastischen Ausblicke auf den blaugrünen Fjord und machen ein Foto nach dem anderen. Zum Glück haben wir mal gutes Wetter, es kann ja auch nicht nur bewölkt sein, und die Farben der Natur strahlen mit der Sonne um die Wette. Wer überhaupt nicht strahlt ist Sophia. Die Fahrt mit den vielen Unterbrechungen dauert ihr zu lange, worüber sie langsam aber sicher stinksauer wird. Landschaft interessiert sie Null. Nach dem 5. Halt ist ihre Laune im Keller, und sie schreit wie am Spieß – diese kleine Tyrannin.

Blick auf Picton mit dem Fährhafen
Blick auf Picton mit dem Fährhafen

Angekommen in Picton, suchen wir den Campingplatz. Er liegt am Fluß, direkt unter einer Eisenbahnbrücke über die sich ewig lange Güterzüge quälen. Hoffentlich nur tagsüber sonst sehe ich schwarz für unsere Nachtruhe. Alles ist sauber, doch hat der Platz seine besten Zeiten hinter sich. Eine Auffrischung täte ihm gut.

Der tauchende Wal mit den Pinguinen aus Holz
Der tauchende Wal mit den Pinguinen aus Holz
Abschied von der Südinsel
Abschied von der Südinsel

Wir gehen am Fluss entlang in die Stadt. Am Hafen ist es ganz nett und sie haben einen tollen Spielplatz. Augenblicklich wird aus der kleinen Tyrannin ein liebenswertes Sonnenscheinchen. Wir trinken noch einen Kaffee und genießen das schöne Wetter. Kaum geht es auf den Abend zu, wird es bitterkalt und man braucht einen dicken Fleecepulli. Also den Hochsommer in Neuseeland hatte ich mir völlig anders vorgestellt. Wir gehen früh schlafen, denn um 6.00 Uhr heißt es aufstehen, da wir spätestens um 7.00 Uhr bei der Fähre sein müssen.

Damit ist unser dreiwöchiger Aufenthalt auf der Südinsel Neuseelands beendet.