Im Goldrausch: Reefton und Hokitika

Die Lewis-Pass-Straße windet sich durch dichte Wälder, weite Ebenen und Berge. Die Landschaft hat alpenähnlichen Charakter. Anscheinend herrscht Trockenheit, denn ich kann beobachten, dass extrem bewässert wird. Ein Stück Weide ist grasgrün und Kühe grasen dort, während ringsherum alles braun und trocken ist. Es sieht aus wie ein grün/sandfarbener Flickenteppich.

Wir machen einen Stopp in Reefton, einem pittoresken Örtchen, wo anscheinend die Zeit stehen geblieben ist. Die Hauptstraße sieht ganz urig aus mit ihren Holzhäusern. Ich denke, ich bin mitten in einer Westernkulisse und bestimmt biegt gleich der Revolverheld um die Ecke. Man sieht kaum Leute – wie in einer Geisterstadt.

Außenansichten von Reefton
Außenansichten von Reefton

Wir laufen durch das Dorf, kaufen zwei große Plastikschüsseln (wie sich später herausstellt, die beste Investition in die Ausstattung des Campers) und wandern entlang des Flusses Inangahua, dessen Steine in der Sonne funkeln. Anhand der Bildtafeln erfahren wir, dass Reefton nicht nur Bergbau- und Goldstadt sondern auch die Stadt des Lichts war. 1888 war es der erste Ort der Südinsel mit Stromversorgung und 21 Straßenlaternen. Sie sorgten zu Weihnachten für einen Besucheransturm, denn alle wollten mit eigenen Augen diese Sensation ansehen. Über eine Drahtseilbrücke geht es zurück in den Ort und direkt in ein Café. Es gibt superguten Kaffee, und ich esse den leckersten Caramel Slice aller Zeiten: zuckersüß, klebrig, zum Niederknien, mit Suchtpotential.

Goldsucher: Am Fluss Inanaguhua mit seinen goldschimmernden Quarzsteinen
Goldsucher: Am Fluss Inangahua mit seinen goldschimmernden Quarzsteinen
Flussansicht mit Hängebrücke
Flussansicht mit Hängebrücke

Etwas vor Greymouth entdeckt Thomas einen kleinen naturbelassenen Campground. Zwar ohne Duschen und Strom, dafür aber wunderschön am Fluss liegt das „Nelson Creek Recreation Reserve“. Sofort zieht uns das Wasser magisch an. Rostrot und golden schimmert es in der Sonne. Kinder springen vom Steilufer in den Fluss und wir waten mit den Füßen durch das kühle Nass. Später baut Sophia Staudämme und vergnügt sich auf den tollen neuen großen Spielplatz, die Männer mischen sich unter die Einheimischen im örtlichen Pub, während wir beiden Frauen unter erschwerten Bedingungen kochen. Auf Sophias Wunsch gibt es Frikadellen und Nudeln mit gebratenem Gemüse.

Flussvergnügen am Nelson Creek
Flussvergnügen am Nelson Creek

Abends wird es sehr frisch und die Sandfliegen stechen mal wieder. Flying foxes nennen sie die Bewohner. Die Stiche jucken tagelang so stark, dass man nachts nicht schlafen kann. Es ist wirklich schlimm! Am nächsten Morgen erkunden wir noch die Gegend und wandern über die Hängebrücke ein Stück in den Wald hinein.

Weiße Steine, rostrotes Wasser und grüner Wald
Weiße Steine, rostrotes Wasser und grüner Wald

Auf der Fahrt nach Hokitika an der Westküste wechselt die Landschaft. Es wird grün und grüner, Regenwald begrenzt die Straße.

Hokitika ist entstanden während des Goldrausches in Neuseeland. Jetzt gibt es sehr viel Jade zu kaufen. Ein Geschäft reiht sich an das Nächste. Wir gehen in eine Werkstatt und sehen zu, wie der Stein bearbeitet wird. Das ist nicht ganz einfach und die Schleifer brauchen viel Fingerspitzengefühl, damit ein Schmuckstück daraus entsteht.

Den Jadeschleifern über die Schulter geschaut
Den Jadeschleifern über die Schulter geschaut

Dann besuchen wir „The National Kiwi-Center“ in der Ortsmitte, welches uns die Tierwelt Neuseelands näher bringt. Am Empfang sitzt eine Deutsche, die nach Neuseeland ausgewandert ist. Mir fällt auf, dass sehr viele Einwanderer aus Deutschland kommen. Sophia ist ganz begeistert, dass sie die 100 Jahre alten Aale mit Fleischbröckchen füttern darf. Dann schauen wir uns die Kiwis an, diese großen flugunfähigen nachtaktiven Nationalvögel. Ganz leise müssen wir sein, damit sie sich nicht erschrecken. Auch eine „Glühwürmchenhöhle“ gibt es. Weiter geht es zum Krabbenfangen. Man nimmt sich eine Schnur, hängt ein kleines Stück Fleisch an den Haken und versucht, damit eine Krabbe zu angeln. Wir brauchen sehr viel Geduld bis eine anbeisst. Wir sehen sie an, fotografieren sie und dann geht es zurück in das Becken. Eine Urkunde bezeugt Sophias Anglerglück.
Eintritt: 22 $/Person (13,25 €), Sophia durfte noch kostenlos hinein

Hurra, Sophia hat eine große Krabbe gefangen
Hurra, Sophia hat eine große Krabbe gefangen

Wir bummeln noch durch den Ort bei herrlichsten Sonnenschein. Der alte Teil sieht verlassen aus, die Läden sind geschlossen. Auf den Weg zum Meer kommen wir an einem Take away vorbei und holen uns für 20 $ eine Riesenportion Fish & Chips, äußerst fettig und traditionell verpackt in Zeitungspapier. Mit Blick auf das strahlend blaue Meer verspeisen wir unsere Mahlzeit mal ohne die lästigen Mücken. Pure Urlaubsfreude kommt auf.

Blaue Blumen, blaues Meer, blaue Berge in Hokitika
Blaue Blumen, blaues Meer, blaue Berge in Hokitika

Von Christchurch nach Hamnersprings

Wir verabschieden uns von der freundlichen Rezeptionistin Sophia Lou, einer nach Neuseeland eingewanderten Chinesin. Ein Shuttletaxi bringt uns zur Maui-Station, wo wir unser gemietetes Wohnmobil abholen. Während die Herren in die Geheimnisse des Fahrzeugs eingewiesen werden, trinken wir Frauen Kakao und Kaffee.

Um 12.00 Uhr starten wir in unser Camperleben, nachdem wir alle Kleidung verstaut haben. Stefan traut sich mit Copilot Thomas an seiner Seite auf die Straße. Großes Auto ist für ihn kein Problem, der Linksverkehr dagegen gewöhnungsbedürftig. Doch alles klappt ganz prima.

In Kaiapoi gibt es einen Abstecher zum Strand. Tosendes Meer, viele Fischer und stürmischer Wind. Herrlich. Er pustet den Kopf frei. In Amberley kaufen wir in einem riesigen Supermarkt ein, denn schließlich brauchen wir was zum Essen. Das nimmt einige Zeit in Anspruch, doch endlich ist die große Wunschliste abgearbeitet. Nun hält uns nichts mehr auf.

Wir biegen auf die Lewis-Passtraße ein. Unser erstes Ziel ist Hamnersprings. Atemberaubend ist der Blick von der hohen einspurig zu befahrenden Brücke ins Tal. Die ganze Landschaft wirkt wie einem Modellbaukasten entsprungen. Zum ersten Mal kommen wir mit den in NZL erfundenen Extremsportarten in Berührung, denn große Plakate für Bungee-Jumping und anderen Nervenkitzel leuchten uns entgegen.

In Hamnersprings wollen wir in den heißen Quellen baden, nachdem wir aber feststellen, dass es sich um ein Thermalbad handelt, haben wir keine Lust dazu und fahren gleich weiter zum Campingplatz außerhalb des Ortes.

Frühstück auf dem Campingplatz von Hamnersprings begleitet von Sandflys
Frühstück auf dem Campingplatz von Hamnersprings begleitet von Sandflys

von Elvira
Hier erleben wir dann eine Herausforderung der besonderen Art: Sandfliegen stürzen sich auf uns, hocherfreut über das frische Blut aus Europa. Wir mummeln uns ein trotz Sonnenschein. Flipflops aus, Schuhe mit Socken an, das extrastarke Antibrumm auf die Haut, was den Biestern nur ein müdes Lächeln entlockt und balinesische Räucherstäbchen auf den Tisch, bei denen ihnen das Lachen vergeht.

Ich versuche in der heruntergekommenen Küche Chili con carne mit Reis zu kochen. Es ist nervig, umständlich und die Kochtöpfe sind viel zu klein für 5 Personen.

Erstes Fazit:
NZL und ich sind noch Lichtjahre von einem Miteinander entfernt. Es ist kalt obwohl es doch Hochsommer ist, voller Stechmücken, die einen den Aufenthalt draußen vermiesen und zu einer Wohnmobilfreundin bin ich ebenfalls noch nicht geworden. Nachts kann ich nicht schlafen auf dem beengten Raum und jedes Mal, wenn sich Jemand im Schlaf umdreht, wackelt das ganze Ding. Kurz: es ist nervig und ätzend, nur die Landschaft entschädigt ein wenig. Warum tue ich mir sowas in meinem hohen Alter an?

Christchurch – erdbebengeplagte Stadt

Nach ausgiebigem Frühstück bei grauem Himmel und einer hochsommerlichen Temperatur von 14° starten wir zur Stadtbesichtigung in Christchurch.

Dort sind die Zerstörungen des verheerenden Erdbebens im Februar 2011, bei dem Schäden in Milliardenhöhe entstanden und 185 Menschen starben, noch allgegenwärtig. Überall wird gebaut und saniert. Das Stadtbild prägen Absperrungen, Kräne und Gerüste. Inzwischen hat die alte Stadttram ihren Betrieb wieder aufgenommen und fährt seit 2013 ihre Runden durch die Innenstadt.

Auf dem Weg zum Botanischen Garten können wir erahnen, wie schön die Stadt war, bevor alles innerhalb von Sekunden in Trümmern lag. Der Garten ist wunderschön mit seinen mächtigen alten Bäumen und den Blumenrabatten. Wir hören beim kostenlosen Sonntag-Nachmittag-Konzert zu. Trotz Kälte sind viele Bewohner mit ihren Klappstühlen erschienen und es herrscht Festivalstimmung. Wir bummeln am Avon entlang und sehen den Gondolieren zu, die ihre Boote durch den Fluss staken.

Der große Springbrunnen mit seinen blauen Fischen im botanischen Garten
Der große Springbrunnen mit seinen blauen Fischen im botanischen Garten
Mächtige alte Bäume, perfekt zum Klettern
Mächtige alte Bäume, perfekt zum Klettern

An der Bridge of Remembrence ist das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar. Das Epizentrum des Bebens befand sich genau in der Innenstadt mit ihren zahlreichen Hotels, Geschäften und markanten Häusern. Der ganze Stadtteil ist völlig zerstört. Inzwischen sind ein Teil der Gebäude abgerissen und das Ganze ist eine riesige Baustelle.

Wir kommen zu einer Straße, wo überall Container aufgebaut sind. Darin befinden sich übergangsweise Geschäfte oder kleine Restaurants. Es wird improvisiert, damit das Leben nach dem Erdbeben weitergehen kann. Re:Start nennt sich dieses Projekt – wir lassen uns nicht unterkriegen. Es sieht ganz nett aus und kommt anscheinend bei den Leuten gut an. Schon wird überlegt, ob man aus der Improvisation eine feste Einrichtung werden lässt.

<img class=" wp-image-595" src="http://planetsunrise.de/wp-content/uploads/2016/03/P1050393-300×200.jpg" alt="Neubeginn in Containern nach dem Erdbeben von 2011" width="360" height="240" srcset="http://planetsunrise.de/wp-content/uploads/2016/03/P1050393-300×200.jpg 300w, http://planetsunrise.de/wp-content/uploads/2016/03/P1050393 navigate to these guys.jpg 640w“ sizes=“(max-width: 360px) 100vw, 360px“ />
Neubeginn in Containern nach dem Erdbeben von 2011

Jetzt schauen wir uns noch die Kathedrale an. Sie ist beim Erdbeben so stark beschädigt worden, dass sie nicht mehr begehbar ist. Überall sieht man die Risse und Mauerteile liegen herum. Noch ist unklar, was mit ihr geschehen soll. Ein blumenbemalter Bretterzaun umringt sie. Er bringt Farbe und Fröhlichkeit inmitten von Zerstörung und Mahnmalen, die an die Toten erinnern. Wir sind berührt von der Stimmung, die hier irgendwo zwischen Aufbruch, Trotz, Freude und Erinnerung angesiedelt ist.

Die zerstörte Kathedrale umringt vom bunten Bretterzaun
Die zerstörte Kathedrale umringt vom bunten Bretterzaun

Wir überlegen jetzt, was wir noch machen können, da der Tag noch nicht herum ist und wandern weiter in die New Regent Street. Die Straße sieht sehr schön aus mit den hübschen bunten Häusern zu beiden Seiten, den netten Cafés und kleinen Läden. Mittendrin zieht die alte Tram ihre Spur. Wir kaufen uns dann noch total leckere Cookies bei Mrs. Higgins. Sie sind frisch gebacken und super köstlich. Traumhaft.

Buntes Leben in der New Regent Street
Buntes Leben in der New Regent Street

Abends gehen wir zum Essen in die Brewery in der Papanui Road in der Nähe unseres Hotels. Es gibt leckere Steaks vom heißen Stein und dazu ein Pint Ale. Köstlich.

Hier haben wir gewohnt:

Colonial Inn, 2 Übernachtungen im Appartement für 5 Pers. 226,00 €
Es liegt nur einen kurzen Fußweg entfernt zur Innenstadt und dem botanischen Garten im Stadtteil Merivale. Gleich in der Nähe gibt es Supermärkte und Restaurants. Die Zimmer sind mit einer kleinen Küche eingerichtet, alles ist sauber und gepflegt. Das Personal ist ausgesprochen freundlich. Wir fühlten uns dort sehr gut aufgehoben.

So war es einmal: Die gesamte Innenstadt ist zerstört nach dem Erdbeben von 2011
So war es einmal: Die gesamte Innenstadt ist zerstört nach dem Erdbeben von 2011

Aktuell: Ein neues Erdbeben erschütterte Christchurch
Zwei Tage nach unserem Abflug, am Sonntag, 14. Februar 2016 bebte die Erde erneut in Christchurch und sorgte für Angst und Schrecken unter den Einwohnern. Das Epizentrum lag dieses Mal 20 km entfernt an der Küste, wo es zu Erdrutschen und einem Kliffabbruch kam. Zum Glück gab es nur mehrere Leichtverletzte und weitere Schäden an den schon arg in Mitleidenschaft gezogenen Gebäuden. An der Kathedrale brachen weitere Mauern ein.
Klick hier und du kannst den Bericht der Tagesschau lesen.

Ankunft in Christchurch, Neuseeland

5 Wochen Neuseeland liegen vor uns, zusammen mit meiner Mutter Elvira und ihren Partner Thomas.

Die Ankunft in Christchurch beginnt mit Einreiseformalitäten. Zunächst dürfen die Hunde an unserem Gepäck schnuppern, dann füllen wir eine Erklärung aus und bestätigen, dass wir keinerlei der auf den Plakaten aufgemalten Sachen mit uns führen. Unser Vorteil ist, dass mit uns eine asiatische Reisegruppe ankam und die Beamten dort alle Hände voll zu tun haben. Wir nutzen die Gunst der Stunde, gehen einfach zügig weiter und hinaus.

Nach fast 4 Monaten in Asien ist der Anblick von Christchurch ungewohnt für uns. Alles ist sauber, strukturiert und teuer! Wir wissen, dass wir den roten Bus zu unserer Unterkunft nehmen müssen und als wir hören, was wir zahlen sollen, trifft uns fast der Schlag: 21 $ (12,70 €) für uns drei, dabei handelt es sich nur um eine kurze Strecke. Der Busfahrer ist ausgesprochen nett und hilfsbereit. Er zeigt uns beim Aussteigen noch, in welche Richtung wir zum Hotel laufen müssen. Ein paar Schritte, dann sind wir dort und ruhen uns erst einmal aus.

Wir haben ein Appartement und kaufen am Nachmittag in der Mall was fürs Abendessen und Frühstück ein. Ich koche Spaghetti mit Tomatensoße und wir freuen uns alle Drei, endlich mal wieder selbst zu kochen, noch dazu Lieblingsessen.

Meine Mutter und Thomas sollten eigentlich lange vor uns angekommen sein, doch sie hatten einige Probleme auf ihren Flug und es wird noch dauern bis sie da sind.

Ein Flug mit Hindernissen, geschrieben von Elvira:

Wir starten am Donnerstag, 5. Januar um 7.30 Uhr vom Bahnhof Hofgeismar nach Frankfurt/Flughafen. Die Zugfahrt verläuft problemlos. Ich freue mich auf den Flug mit dem A 380 durchgeführt von Emirates. Dann der 1. Knaller: Unser Flieger nach Dubai hat 100 Minuten Verspätung. Jetzt wird es spannend, denn mit unserem Anschlussflug in Dubai wird es knapp. Auf Nachfragen gibt es die Erklärung, dass man daran arbeitet, Lösungen zu finden. Dann bin ich mal neugierig wie die aussehen.

Blick auf die Silhouette von Dubai vom Flughafen
Blick auf die Silhouette von Dubai vom Flughafen

In Dubai werden wir von einer freundlichen Mitarbeiterin erwartet mit der „wunderbaren“ Nachricht: „Alles ist geregelt, ihr Flug umgebucht und nach einer selbstverständlich kostenlosen Übernachtung fliegen sie morgen früh weiter nach Sydney und von dort nach Auckland.“ Damit ist klar, dass unser Weiterflug nach Christchurch ins Wasser fällt. Wer zahlt das? An diesem Punkt fühlt sich niemand mehr zuständig. Schulterzucken. Klasse, fliege Emirates und du kannst was erleben, wenn es auch nicht das ist, was du willst, vor allen Dingen nicht nachts um 2.30 Uhr.

Wir erreichen Auckland am Samstag, 7. Januar um 14.00 Uhr und haben Glück. Air New Zealand fliegt um 17.00 Uhr nach Christchurch und wir bekommen noch 2 Plätze für schlappe 570 NZL$ Freundschaftspreis.48 Stunden später sind wir am Ziel. Willkommen in Christchurch, Neuseeland.

Sofort finden wir den „red bus“. Später stellt sich heraus, dass wir im falschen Bus sitzen. Mit „red bus“ war die Außenfarbe des Busses gemeint und nicht die „rote Linie“. Nun, so hatten wir gleich eine Stadtrundfahrt für 8 $/Person. Die freundliche Busfahrerin organisiert, dass wir mit dem blauen Bus unser Ziel doch noch erreichen. Wir zahlen 3,75 $/Person Lehrgeld und ab geht es zum Hotel. Unter lautem Gejohle, Herumhüpfen und Freudentränen schließe ich meine kleine Sophia und dann Larissa und Stefan in die Arme.

Das gemeinsame Abenteuer „Unterwegs in Neuseeland mit dem Camper“ kann beginnen.

Kuta: auf Wiedersehen Bali

Sophia ist krank. Sie hat nachts schon schlecht geschlafen, dann kam Fieber und Übelkeit dazu und heute Morgen Erbrechen. Mit quengelndem, kranken Kind versuche ich nebenbei zu packen. Sophia behält nichts in sich und mir ist schleierhaft wie wir die lange Taxifahrt überstehen sollen. Doch unser Flieger ist gebucht, wir müssen zurück.

Um 12 Uhr ist das Taxi da. Stefan lädt alles in Auto und ich trage Sophia. Der Junge auf dem Rücksitz muss seinen Platz räumen und setzt sich zwischen das Gepäck in den Kofferraum. Sophia liegt nun auf der Rückbank und schläft zum Glück sofort ein.

Die Strecke ist sehr kurvenreich, der Verkehrs enorm und chaotisch, entsprechend lange dauert die Fahrt. Beim Tanken erwacht Sophia, würgt, und wir rennen zu den Toiletten. Die sind übelst dreckig, also wieder raus und einen Platz draußen gesucht. Passt. Perfektes Timing. Der Taxifahrer denkt, dass es Sophia wegen seiner Fahrweise schlecht ist und wirkt sehr unglücklich. Leider versteht er unserer Erklärungen nicht und so bleibt er in seinem Glauben.

Wir kommen ohne weitere Zwischenfälle in Kuta an, beziehen unser gebuchtes Zimmer und kaufen im gegenüber liegenden Supermarkt ausnahmsweise Fertigsuppen, weil Stefan und ich Riesenhunger haben.

Am nächsten Tag ist Sophias Krankheit wie weggewischt und sie hopst wieder fröhlich herum. Wahrscheinlich ist ihr die Aufregung um unsere Abreise auf den Magen geschlagen. Wir schlendern durch Kuta und wollen neue Eiskönigin-Flip Flops für Sophia kaufen, da ihre in Nusa Lembongan irgendwie unter die Räder gekommen sind. Schade, keine zu finden. Wir werden jedoch von einem Ladenbesitzer gefunden, der denkt, er könne uns ein T-Shirt zum überteuerten Preis verkaufen. Eigentlich will Stefan kein Shirt und so wenden wir uns ab und gehen weiter. Der Verkäufer gibt nicht auf und rennt uns hinterher. Er lässt nicht locker und als sein Angebot bei 2,40 € statt 23,- € liegt, hat er Stefan überzeugt. Er kauft das Shirt, wobei der Verkäufer ziemlich sauer wirkt, da das Geschäft nicht so lief wie er es sich dachte. Wir freuen uns total über unseren besten Handel seit wir in Asien sind.

Wir essen noch was und laufen dann zum Flughafen. Alles geht gut. Unser Gate hat sich zwar geändert, jedoch waren andere Leute so nett es uns mitzuteilen, da es nirgends angeschrieben steht. Nach der großen Sicherheitskontrolle werden wir ein zweites Mal durchgecheckt auf Getränke- und Proviant im Handgepäck. Einige Leute sind sauer, denn sie müssen ihr im Transitbereich teuer gekauftes Wasser nun wieder abgeben. Dann startet unser Flug von Denpasar über Sydney nach Christchurch. Neuseeland wir kommen.

Hier haben wir gewohnt:

Gong Segara Homestay, Übernachtung mit Frühstück 11,29 €
Es liegt in der Nähe des Flughafens und wir konnten zu Fuß zum Airport laufen. Das Zimmer war ok für eine Nacht. Beim Benutzen des Wasserhahns lief das ganze Wasser auf den Fußboden im Bad statt in den Abfluss. Na, dann braucht man nur noch Putzmittel dazuschütten und einen Wischmop holen zum Saubermachen. Praktisch.

Zusammenfassung:
Unser Aufenthalt in Bali ist vorbei. Er verging wie im Flug. Wir haben nicht soviel gemacht, da wir die Zeit hauptsächlich nutzen wollten, um uns auszuruhen und Kraft für Neuseeland zu tanken. Uns hat es hier sehr gut gefallen. Preislich ist alles ok und wir konnten entscheiden, ob wir Party haben oder lieber die Ruhe abseits vom Touristentrubel genießen wollten. Wenn man sich traut einen Roller zu leihen und abseits der Hauptstraßen fährt, lernt man noch ein ursprüngliches Bali kennen.
Wir empfehlen auf jeden Fall ein Moskitonetz einzupacken. Wir haben es oft benötigt und waren froh, es dabei zu haben. Und wenn es nur um die Sicherheit ging, dass nachts im Schlaf kein ungebetener tierischer Besuch über uns krabbelt.

Uns gefiel es ausgesprochen gut in Südostasien?
Nachdem wir uns in Bangkok von unseren ersten Kulturschock erholt hatten, haben wir uns in den Ländern Südostasiens sehr wohl gefühlt. Wir hatten wundervolle Erlebnisse, denen wir mal erstaunt, mal belustigt und dann wieder völlig fassungslos gegenüber standen. Vieles wirkt im ersten Moment chaotisch, doch zu unserer Verblüffung ordnet es sich wie von Zauberhand, weil alle Rücksicht aufeinander nehmen. Die Menschen sind überaus freundlich, hilfsbereit und entspannt. Wenn man sich auf die uns manchmal merkwürdig erscheinende Kultur einlässt und sie annimmt, dazu noch locker und gelassen bleibt und die Dinge so akzeptiert wie sie sind, kommt man hier prima zurecht.

Entspannte Tage in Amed

Mit dem Speedboot geht es zurück nach Sanur auf Bali. Das Wasser ist heute ruhig und wir kommen schnell voran. Das bestellte Taxi wartet am Hafen und über die romantische Küstenstraße erreichen wir den Fischerort Bunutan/Amed. Nachdem wir uns in unserem Bungalow mit zauberhaften Meerblick eingerichtet haben, erkunden wir die Gegend und laufen nach Lipah. Wir mieten uns einen Roller, denn zu Fuß ist die Gegend ist zu weitläufig.

Entlang der Küste gibt es zahlreiche idyllische Badestrände und die Gewässer sind fantastisch zum Schnorcheln geeignet. Wir fahren nach Liga und Jemeluk und in der Bucht von Banjuning sehen wir beim Schnorcheln sogar ein Schiffswrack. Es ist ein 20 Meter langes japanisches Patrouillenboot, welches ziemlich nah am Strand in 2 – 12 Meter Tiefe liegt. Sophia ist außer sich vor Freude über dieses Abenteuer.

Wir sind jeden Tag an irgendeinem Strand. Das Meer ist türkisblau und warm, ideale Schnorchelbedingungen. Das Korallenriff beginnt bereits im hüfthohen Wasser. Ein paar Schritte und du stehst mittendrin zwischen kunterbunten Fischen. Sophia ist kaum noch aus dem Wasser heraus zu bekommen. Sie fühlt sich wie Arielle, die Meerjungfrau.

Nach Amed kommen wenige Touristen. Dass es hier noch relativ ursprünglich zugeht, erkennt man sofort an den Preisen in den Supermärkten. Es gibt auch mal einen teureren Markt, aber generell sind die Waren günstig.

Mittags essen wir an der Straße bei einem Baxostand. Für 10.000 Rp. (0,70 €) gibt es total leckere Suppe mit Nudeln, Salat, frittierte Chips, Schweinefleischbällchen und Tofu. Fast täglich kehren wir hier ein und so kannte uns die sehr nette Frau schnell. Verständigt haben wir uns mit Händen und Füßen. Auf dem Weg entlang der Küste nach Norden entdecken wir kurz vor Amed ein Warung namens „Lari“. Natürlich kehren wir dort ein. Das Essen schmeckt ausgezeichnet, ist preisgünstig und die Besitzer ausgesprochen freundlich. Sehr gut ist in dieser Region Mahi-Mahi (gemeine Goldmakrele), eine Fischspezialität.

Frischer Fisch an der Straße
Frischer Fisch an der Straße für die Spezialität „Mahi-Mahi“

Damit wir nicht nur am Strand herumlungern sondern auch was von der Gegend sehen, gibt es eine Tour entlang der Küste nach Süden. Wir fahren durch viele kleine Dörfer, die Berge hoch und wieder hinunter und wollen schließlich zu einem Aussichtspunkt, den wir auf unserer Karte entdeckt haben. Die „Straße“, falls man das so bezeichnen kann, ist eine totale Katastrophe: entweder riesige Schlaglöcher oder übersät mit Steinen. Mühsam kommen wir voran.

Die Einheimischen sind völlig von den Socken als sie uns entdecken. Sie winken, rufen uns Begrüßungen zu und starren uns an wie Außerirdische. Besonders die Kinder ziehen wir an wie Motten das Licht und als wir endlich an dem besagten Aussichtspunkt ankommen, rennt schon ein ganzer Haufen hinter uns her. Eine Frau und ein älterer Junge versuchen sich mit uns zu unterhalten. Wir sind eindeutig die Attraktion hier und eine willkommene Abwechslung in ihrem harten Alltag. Abseits vom Tourismus sehen wir wie die Leute wirklich leben, wie arm sie sind, trotzdem wirken sie zufrieden und glücklich. Dieses Erlebnis macht uns wieder einmal bewusst, in welchem Reichtum und Luxus wir in Deutschland leben. Besonders die Kinder, barfuß, in dreckigen Sachen, mit Rotznasen und Wunden, in denen unzählige Fliegen sitzen, werden uns noch sehr lange im Gedächtnis haften bleiben.

Wenn man Entspannung, Ruhe, eine abwechslungsreiche Landschaft, Meer und Sand sucht, ist man in Amed richtig. Wenn man gerne schnorchelt und sich selbst beschäftigen kann (besonders abends) ist man in Amed richtig. Wenn man Bars, Party und Unterhaltung sucht, ist man in Amed falsch.

Wir haben jetzt ein privates Taxi für 500.000 Rp (34,00€) gebucht, das uns nach Kuta bringt.

Hier haben wir gewohnt:

Bos Bungalows, 5 Nächte für 49,67 € mit Frühstück
Die Bungalows sind mit Meerblick und sehr schön. Die Angestellte war sehr nett und hilfsbereit. Es gibt nur eine Kaltwasserdusche, doch bei der Hitze ist das eine willkommene Abkühlung. Du brauchst auf jeden Fall ein Moskitonetz, da du sonst völlig zerstochen wirst. Es ist nur Barzahlung möglich. Kreditkarten werden nicht akzeptiert. Prädikat: empfehlenswert


Wir hatten zwar mit der Rechnung einige Probleme, da wir wieder mehr zahlen sollten als von Agoda angegeben, doch da die Angestellte ihren Chef nicht erreichte, blieb es beim geringeren Preis. Glück für uns.

Silvester auf der Trauminsel

Nusa Lembongan ist wirklich eine Trauminsel und es gelten zwei besondere Regeln:

  1. Helme beim Rollerfahren sind totaler Unsinn, denn hier gibt es keine Polizei
  2. Kinder (schätzungsweise 10 Jahre) dürfen Roller fahren, denn sie müssen ja irgendwie von A nach B kommen

Wahrscheinlich ist das sicherer als bei uns, wenn 10jährige mit dem Fahrrad unterwegs sind. Hier wird sehr viel Rücksicht aufeinander genommen.

Zum Essen gehen wir in die Warungs, welche in den Seitenstraßen abseits des Strandes liegen. Am besten und günstigsten ist es dort, wo auch die Einheimischen essen. Wenn wir die Hygiene mal außen vor lassen, war das leckerste Essen in der Lembongan Stadt. Ein Warung, total dreckig, besetzt mit hunderten von Fliegen, servierte köstliche Gerichte. Es gab auch eine kraftvolle Suppe. Wir konnten uns persönlich davon überzeugen, denn das halbe Huhn lag noch in der Brühe. Hier brauchst du keine Angst vor seltsamen undefinierbaren Zusatzstoffen haben. Hier ist alles echt. Außer dem sehr guten Essen gibt es in der Stadt noch einen Strand, doch wegen der hohen Wellen können wir nicht baden.

Ein Algenboot beim Mangrovenwald
Ein Algenboot beim Mangrovenwald

Sophia besteht auf eine zweite Paddeltour durch die Mangroven. Bei Ebbe kann man in flachen Wasser hervorragend total große bunte Seesterne sehen, Krabben, Seegurken und andere Meeresbewohner. Der Mann vom letzten Mal sitzt wieder da, aber noch bevor er sein Eintrittsgeld-Seemannsgarn spinnen kann, winken wir fröhlich, rufen ihm ein „Hello, nice to see you“, entgegen und paddeln ohne Stopp weiter. Er winkt lachend zurück und wartet geduldig auf die nächsten Touristen. Mit Sicherheit wird einer Eintritt zahlen oder seine Dienste in Anspruch nehmen. Wir haben unsere Freude an ihm.

Algensammlerinnen am Meer
Algensammlerinnen am Meer

Die nächste Herausforderung ist, woher Geld bekommen ohne zu stehlen. Es gibt nur einen Automaten auf der Insel in Jungut Batu und der ist defekt und bleibt es auch bis zu unserer Abfahrt. Doch es gibt eine Wechselstube. Beim ersten Tausch berechnen sie uns 6% Gebühren, beim Zweiten wollen sie 8%. Diese Flausen reden wir der Dame schnell wieder aus. Kurzes Palaver und am Ende bleibt es beim niedrigen Gebührensatz.

Nachdem wir um die Insel gerollert sind besuchen wir die kleine Nachbarinsel Nusa Ceningan, die über eine einspurig zu befahrene Brücke zu erreichen ist. Später findet der Umzug in den anderen Bungalow statt. Der ist neu, hat Klimaanlage und sieht innen toll aus. Alles ist in weiß gehalten, dadurch wirkt er hell und freundlich. Und weil Sophia gerne in der Hängematte schaukelt, hängt der Besitzer gleich eine neue auf, neben den zwei riesigen stylischen Sitzsäcken. Sophia ist begeistert und legt sich gleich hinein.

Die Algen werden ausgebreitet und getrocknet
Die Algen werden ausgebreitet und getrocknet

Silvester wird in Indonesien drei Mal gefeiert. Je nach ethnischer Zugehörigkeit der Einwohner finden die Neujahrsfeierlichkeiten zwischen Januar und März statt, mal laut und mal sehr sehr leise. Der Besitzer der Bungalow Anlage feiert mit seiner Familie und Freunden und lädt uns dazu ein. Das Essen vom Büffet ist umsonst, die Getränke müssen wir zahlen. Wir freuen uns sehr, dass wir mit Balinesen feiern dürfen. Am Silvesternachmittag wird fleißig gewerkelt, die Fische ausgenommen und gekocht diovan 160 mg. Die Feier beginnt verspätet, da mal wieder Stromausfall ist. Das passiert fast jeden 2. Tag, wir sind schon daran gewöhnt. Sophia schaufelt sich hingebungsvoll Essen auf ihren Teller. Büffet mag sie besonders, denn dann kann sie sich was aussuchen. Es gibt Rippchen, Thunfisch, Schweinespieße, Gemüse mit Kokosraspeln und Reis. Alles schmeckt superlecker und wir schlemmen voller Wonne. Die Leute sind nett und wir fühlen uns sehr wohl. Um 21.00 Uhr sind jedoch alle Leute verschwunden, die Party ist zu Ende.

Und nun? Das haben wir uns etwas anders vorgestellt. Wir gehen zur Hauptstraße, wo einige junge Leute ihre eigene Party feiern, kaufen erneut Knaller und Wunderkerzen, da unsere nichts taugten und tuckern zum Strand. Sophia ist müde und quengelig, deshalb lenken wir sie mit vorgezogenem Feuerwerk ab. Kurz vor unserem Bungalow erklingt aus einer Bar Livemusik. Ich frage Sophia, ob wir hineingehen und noch ein bisschen tanzen wollen. Sofort ist sie hellwach. Tanzen ist ein Zauberwort, welches Müdigkeit und schlechte Laune sofort vertreibt. Wir lernen zwei Engländer und eine Österreicherin kennen. Sie alle tanzen mit Sophia. Irgendwann später geht einer der Engländer zum Gitarristen auf die Bühne. Er singt wirklich sehr gut und ein Lied ist nur für Sophia, deren Augen strahlen und funkeln. Der Abend ist gerettet und schon ist es 0 Uhr. Alle Leute sitzen am Strand und schauen sich das Feuerwerk auf der Insel und drüben auf Bali an. Mit einer völlig fix und fertigen Sophia gehen wir zum Bungalow und schnell ins Bett. Es war ein sehr schöner Silvesterabend.

Unsere Zeit auf Nusa Lembongan verging wie im Flug. Die Insel ist einfach supertoll, ein Postkartenidyll. Wir haben das Strandleben und die Ruhe sehr genossen. Ich lege jedem ans Herz, hierher einen Abstecher zu machen, wenn er mal auf Bali ist.
Wir kaufen noch ein Boot/Taxi-Ticket bei unserem Bungalowbesitzer für 900.000 Rp (61,00€) und werden weiter nach Amed fahren.

Wir haben wir gewohnt:

Suka Beach Bungalow, 7 Nächte für 163,80 € incl. Frühstück
Die Anlage liegt direkt am Strand und der Besitzer ist sehr herzlich und hilfsbereit. Im Standard Bungalow hatten wir nur eine Kaltwasser Dusche, im zweiten dann Warmwasser. Leider gibt es nur Salzwasser, doch die Schönheit der Insel lässt mich darüber hinwegsehen, dass Haut und Haare etwas leiden. Prädikat: Absolut empfehlenswert.

Inseltraum Nusa Lembongan

Wir laufen von unserem Homestay zur Perama Station, wo wir abgeholt (mit Verspätung) und nach Sanur gefahren werden. Dort wartet das Speed Boot auf uns. Sophia wird getragen, da man bis zu den Knien ins Wasser hinein muss, um ins Boot zu gelangen. Es geht los. Wir haben etwas Wellengang und zeitweise springt das Boot ganz schön übers Wasser. Stefan und mir gefällt das, anderen Leuten eher weniger.

Angekommen in der Stadt Jungut Batu, sind wir sofort begeistert von der Insel Nusa Lembongan. Das Wasser ist glasklar und ein weißer Sandstrand schmiegt sich an türkisblaues Wasser. Weit und breit sehen wir kein Taxi. Seltsam ungewohnt. Also laufen wir los. Die Sonne knallt vom Himmel und wir sind froh, als nach kurzer Zeit ein Roller neben uns anhält. Der Fahrer fragt, wohin wir wollen und bietet an, uns für 50.000 Rp (3,40€) zu fahren. Gerne nehmen wir sein Angebot an. Zuerst bringt er Sophia und mich zu der Bungalowanlage und dann holt er Stefan ab.

Es ist herrlich. Unser Bungalow liegt direkt am Strand. Sophia beschlagnahmt gleich eine der zwei Hängematten und beschließt, darin zu übernachten. Und wir beschließen, unseren Aufenthalt auf dieser wunderschönen Insel zu verlängern. Unser Bungalow ist besetzt, doch ein anderer ist frei. Dann wechseln wir eben, kein Problem.

Nun fehlt uns nur noch ein Roller zum Glück. Wir mieten einen für 7 Tage (pro Tag 50.000 Rp = 3,40€), denn ohne einen fahrbaren Untersatz kommen wir auf dieser Insel nirgends hin. Als wir nach Helmen fragen, schaut der Vermieter erst leicht irritiert und antwortet dann mit schallenden Lachen: „Ihr braucht keine Helme, hier gibt es keine Polizei.“ Stefan und ich sind völlig sprachlos. Mit einer solchen Erklärung haben wir nicht gerechnet. Wir wollten die Helme wegen der Sicherheit unserer Köpfe und nicht wegen der Polizei. Dann sind wir wohl gezwungen, uns den örtlichen Sicherheitsstandard anzupassen.

Zurück vom Strand beginnt Sophias Projekt „Schlafen in der Hängematte“. Die Aktion endet bereits nach 2 Stunden. Um Mitternacht steht sie vor unserem Bett, denn hier ist es bequemer als in der Hängematte. Wieder was gelernt.

Wir leihen uns ein Kajak und paddeln zum Korallenriff. Abwechselnd gehen Stefan und ich schnorcheln, da Sophia lieber im Boot bleiben möchte. Sie ist zwar seit 4 Monaten stolze Besitzerin des Seepferdchen-Abzeichens, doch so mitten im Meer zu schwimmen ist ihr suspekt. Das ist völlig okay. Wir dagegen bestaunen eine fantastische Unterwasserwelt mit unzähligen bunten Fischen, die um uns herum huschen. Wunderschön.

Mangroven überleben im Salzwasser
Mangroven überleben im Salzwasser

Als wir in den Mangrovenwald paddeln wollen, werden wir von einem Mann angehalten. Er verlangt einen horrenden Eintritt von uns. Wir verweigern die Zahlung, denn wir sehen, dass andere Touristen einfach durchfahren. Nach kurzer Diskussion bedeutet er uns, dass wir einfach weiterpaddeln sollen.

Mangroven sind Bäume, die im Küstenbereich wachsen. Sie schützen vor Sturmfluten und bieten zahlreichen Muscheln, Krustentieren und Fischen Lebensraum. Sie sind wahre Überlebenskünstler, denn sie können Salzwasser aufnehmen und in Süßwasser umwandeln. Leider sind diese Wälder gefährdet. Sie werden großflächig zerstört, um Platz für Shrimpsfarmen zu schaffen.

Verwirrend: Wasserspiegelungen im Mangrovenwald
Verwirrend: Wasserspiegelungen im Mangrovenwald

Im Mangrovenwald ist es wie in einem Labyrinth. Alles sieht gleich aus und die Spiegelungen der Bäume im Wasser sind ganz schön verwirrend. Wir sehen dann auch den Mann, der uns Eintritt abknöpfen wollte. Dieses Mal fungiert er als Bootsführer für andere Touristen. Wieviel Jobs er wohl noch so hat.

Abends gehen wir in ein Warung, das auf dem Rückweg liegt. Ganz alleine sitzen wir am Tisch direkt am Meer bei Kerzenschein und genießen andächtig unser Essen, während die Sonne im Meer versinkt. Welch ein wunderschöner zauberhafter Abend.

Sonnenuntergang am Strand auf Nusa Lemborgan
Sonnenuntergang am Strand auf Nusa Lembongan

Weihnachten am Strand von Legian

Weihnachten naht mit großen Schritten. Damit Sophia wenigstens etwas Vorweihnachtszeit hat, haben Stefan und ich ihr einen Adventskalender gebastelt. Sie freut sich riesig, dass sie jeden Morgen etwas auspacken darf ganz wie zuhause. In tropischer Hitze singen wir Weihnachtslieder und stellen bunte Anhänger her für unseren „Weihnachtsbaum“.

Doch bevor das Christkind an die Tür klopft, hat Sophia Geburtstag. Sie ist wahnsinnig aufgeregt, denn sie darf ganz alleine entscheiden, was wir den ganzen Tag unternehmen. Zuerst gibt es einen Geburtstagstisch mit Luftballons, Kerzen, Kuchen und Geschenken. Danach geht es zum Strand und hinterher Eisschokolade trinken. Zum Abendessen mag sie Pizza, aber in einem schicken Restaurant. Der Wunsch der Geburtstagsprinzessin ist uns Befehl und wir suchen das Four Points by Sheraton Bali aus. Sophia ist völlig geschafft und noch bevor die Pizza aus dem Steinofen kommt, schläft sie am Tisch ein. Stefan und ich lassen es uns schmecken.

Heilig Abend: Sophia und ich schmücken zusammen unseren supertollen Weihnachtsbaum. Danach wollen wir zum Feiern an den Strand gehen. Für Sophia waren die Aufregungen der letzten Tage wohl zuviel und sie ist gar nicht gut drauf. Wir beschließen, Heilig Abend zu verschieben und verbringen einen ruhigen Tag in unserem Homestay mit Spielen, Vorlesen und Singen. Bis zum Abend hat sich das kleine Energiebündel regeneriert und wir gehen zum zweiten Mal in das Four Points. Sophia strahlt als ihre Pizza serviert wird, denn dieses Mal ist sie ja ganz wach. Zu Dritt genießen wir einen wunderschönen Heilig Abend.

Am Morgen des 1. Weihnachtstages erwischt uns die Regenzeit in Bali mit voller Wucht als wir auf dem Weg zum Strand sind. Wir haben die Hälfte der Strecke hinter uns, als sich plötzlich der Himmel öffnet und es wie aus Eimern schüttet. Es gewittert hier fast jeden Abend, doch oft ohne Regen. Schnell stellen wir uns bei irgendeiner Warenannahme unter. Sophia bekommt einen leeren Karton zum Spielen. Phantasievoll erfindet sie alle möglichen Funktionen für diese Pappschachtel, hat viel Spaß und ist beschäftigt. Nach einer Weile hört es auf zu regnen. Viele Straßen sind überflutet. Als wir weitergehen, waten wir im Wasser, dass uns bis über die Fußknöchel steht. Sophia hat ein neues Spiel: Wasserpatschen. Sie jauchzt vor Freude.

Weihnachten wie es sich gehört.
Weihnachten wie es sich gehört.

Am Strand suchen wir uns einen schönes Plätzchen. Ich buddele den balinesischen Weihnachtsbaum in den Sand ein, dann ziehen wir unsere coolen Weihnachtsmützen auf und sind startklar zur Bescherung. Sophia findet es toll „Weihnachten im Sandkasten“ zu feiern. Sie pempelt ausgiebig mit Wasser und Sand, backt Kuchen und Torten, gräbt Kuhlen und baut Burgen. Wir sind das Highlight am Strand und viele wollen Fotos mit uns haben. Jeder ruft uns „Merry Christmas“ zu. Gekrönt wird das Fest von den Lifeguards, die geschickt einen Weihnachtsmann als Sandfigur gestalten. Grandios. Und wieder gibt es Unmengen von Fotos. Wir fühlen uns wie Stars.

Weihnachten am Strand war eine ganz neue Erfahrung für uns und ein herrliches Erlebnis. Absolut empfehlens- und nachahmenswert.

Unsere nächster Aufenthalt ist die kleine Nachbarinsel Nusa Lemborgan. Wir buchen bei Perama ein Bus/Boot-Ticket für 500.000 Rp (32,90 €).

Hier haben wir gewohnt:

Asri Homestay – 8 Nächte für 134,73 € mit Frühstück
Es liegt sehr ruhig in einer Seitenstraße mit kurzen Wegen zu den Warungs, den Imbissständen mit dem leckeren und günstigen Essen. Die Zimmer sind in Ordnung und die Besitzer äußerst nett und sehr hilfsbereit. Prädikat: Empfehlenswert.

Legian – Touristenhochburg auf Bali

Wegen des dichten Verkehrs dauert es einige Zeit bis wir mit dem Bus in Legian in der Nähe von Kuta ankommen. Wir laufen zu unserem Homestay und müssen fürchterlich aufpassen, um nicht von einem der unzähligen Roller umgefahren zu werden.

Legian ist nicht sehr beeindruckend. Alles ist auf Tourismus ausgelegt und überteuert. Die Straßen sind dauerhaft rammelvoll und es ist immer Stau in der Hauptverkehrsstraße. Die Gegend ist mehr für Partyvolk geeignet. Warum wir in Legian gelandet sind? Wir brauchten noch ein paar Sachen für Weihnachten und dachten, hier haben wir die größte Chance welche zu bekommen. Hat geklappt.

Auf dem Weg zum Strand suchen wir uns ein Warung, wo wir die nächsten Tage essen wollen. Dort isst die einheimische Bevölkerung, dass bürgt für Qualität und die Leute dort sind ausgesprochen freundlich. Die Balinesen, die sich hier verpflegen, benutzen äußerst geschickt ihre Hände zum Essen. Nachdem wir mehrere Male in unserem Warung aufgetaucht sind, grüßen die Leute und winken, wenn wir vorbeigehen. Man kennt sich eben.

Am Strand ist es sehr windig, blauer Himmel Fehlanzeige, statt dessen viel Müll. Schwimmen soll man hier besser lassen wegen der gefährlichen Strömungen, für Surfanfänger ist er jedoch optimal geeignet. Es gibt sehr viele Surfschulen, die uns permanent ihre Dienste anbieten. Da bald Weihnachten ist, schenke ich Stefan einen dreitägigen Surfkurs. Sophia und ich schauen zu und finden, dass er das sehr gut macht. Er schafft es sogar, eine kurze Zeit auf dem Brett zu stehen. Super.

Dann schiebe ich eine kurze Zwangspause ein. Ich habe hohes Fieber, aber ansonsten nichts weiter und so mache ich mir deswegen keinen Kopf, hüte einfach das Bett und trinke viel. Es wird schon wieder weggehen. Stefan beschäftigt derweil Sophia. Bald geht es mir auch schon besser, nur etwas schlapp bin ich noch.

Bei einem Rundgang entdecken wir einen großen Mangobaum und möchten gerne ein paar Früchte haben. Sich selbst eine Mango zu pflücken, diese Gelegenheit muss man einfach nutzen. Aber wie kommen wir dran? Stefan sucht eine lange Bambusstange. Gleich eilt ein Balinese aus seinem Geschäft herbei, um uns zu helfen. Am Ende haben wir drei frische reife Mangos geerntet. Der Saft trieft bereits beim Schälen aus den Früchten heraus. Mmmh, welch eine Wonne. Sie sind zuckersüß und sagenhaft gut. Jetzt wissen wir endlich wie Mangos schmecken sollen. Selbst Sophia stopft sich voller Begeisterung Stück für Stück in den Mund. Zuhause lehnt sie Mangos kategorisch ab.