Von Ninh Bin über Hanoi nach Sapa

Wir laufen von unserem Hotel zum Busbahnhof. Dort kommt sofort ein Mann auf uns zugeeilt und fragt: „To Hanoi?“ Wir gehen mit ihm in ein Gebäude zum Ticketkauf. Sophia soll den vollen Preis zahlen. Wieso denn das? Stefan und ich reden laut auf den Mann ein und sagen ihm mehrmals, dass Sophia „a little child“ und bisher immer kostenlos gefahren ist. Wir haben hier gelernt, dass man souverän auftreten muss und so tun, als hätte man den totalen Durchblick, auch wenn man keinen blassen Schimmer hat. Am Ende erklärt er Sophia als „baby is free“. Na also, es geht doch. Wir zahlen dann 140.000 Dong (5,70€) für den lokalen Bus nach Hanoi.

Auf der Fahrt stoppt der Busfahrer sehr oft und schreit den Leuten, die draußen laufen oder stehen zu: „To Hanoi?“ Irgendwann landen wir in der Hauptstadt. Von hier wollen wir mit dem Sleeperbus für 900.000 Dong (36,70 €) nach Sapa weiterfahren. Wir hatten uns vorher über Zugverbindungen informiert, die aber viel teurer waren. Trotzdem nehmen viele Menschen den Zug. Vielleicht haben wir nur nicht das richtige Angebot gefunden. Leider kommen wir am falschen Busterminal an und müssen mit dem Taxi durch ganz Hanoi. Kaum steigen wir aus dem Bus, sind wir von einer ganzen Horde Taxifahrern umringt, die uns ihre Dienste aufdrängen wollen. Jetzt geht das Verhandeln wieder los. 200.000 Dong (8,15€) lautet das Angebot. Wir lehnen rigoros ab und gehen weiter bis wir die Summe von 140.000 Dong (5,70€) von einem hören und annehmen. Das ist immer noch mit Touristenaufschlag. Unser Hotelbesitzer in Ninh Bin informierte uns, dass die Fahrt 100.000 Dong kostet. Wir brauchen eine ganze Weile durch den absolut chaotischen Verkehr in Hanoi. Aber irgendwann kommen wir am anderen Busterminal an. Wir fahren wieder mal mit Camel Travel, die sich leider durch Unfreundlichkeit auszeichnen.

Eine der zahlreichen Straßenküchen
Eine der zahlreichen Straßenküchen

Wir haben noch zwei Stunden Zeit bis unser Bus abfährt und finden einen Straßenstand mit Noodlesoup. Der Junge kann zwar kein Englisch, doch er ist der Erste, der uns nach fast drei Monaten in Asien erklärt, wie man diese Suppe richtig isst. Zuerst quetscht man die Limettenhälfte über dem Löffel aus, damit die Kerne nicht in die Suppe hinein fallen. Dann kommt eingelegter Knoblauch in Essig hinein. Den Abfall schmeißt man einfach unter sich auf den Boden. Bisher haben wir diese Gewohnheit nicht übernommen, doch der Junge besteht darauf. Weil er sich solche Mühe mit unserer Einarbeitung in die vietnamesische Tischkultur gibt, folgen wir seinen Anweisungen. Zack, auf den Boden mit den Resten. Sophia ist vor Begeisterung völlig außer sich und sucht nun ständig nach Abfällen, um sie auf den Boden zu schmeißen.

Die nächste Instruktion: Die Nudeln aus der Suppe müssen am Stück in den Mund. Auf gar keinen Fall darf man sie abbeißen, denn das bedeutet, dass Unglück über einen kommt und man sogar ein kürzeres Leben hat. Hoffentlich können wir, wenn wir nach Hause kommen noch „anständig“ essen. Sophia passt sich den Gegebenheiten sofort an, hängt über ihrem Teller und schlabbert alles in sich hinein. Wir ernten mit unseren neuen Essmanieren zustimmendes Nicken und die Bedienung gerät außer sich vor Freude, als wir uns nach dem Kaffee zum Gruppenfoto versammeln.

Alles wird auf Motorrollern oder Fahrrädern transportiert
Alles wird auf Motorrollern oder Fahrrädern transportiert

Um 22 Uhr starten wir unsere Fahrt mit dem Sleepbus nach Sapa. Wir bekommen wieder die drei nebeneinander liegenden Plätze und zum ersten Mal schlafen Stefan und ich richtig gut während der Fahrt. In Sapa werden wir morgens um Punkt Sechs geweckt. Der Bus war schon viel früher angekommen, doch man hat uns netterweise schlafen lassen. Draußen regnet es in Strömen und ist eisig kalt. Nach der ganzen Hitze ist das sehr ungewohnt.

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