Karibisches Flair im Abel Tasman Park

Unsere letzte Station auf der Südinsel ist der Abel Tasman Nationalpark. Wir sind auf dem Campingplatz in Marahau, einem winzigen Küstenort. Was gibt es hier? Natur pur – keine Geschäfte (außer einem kleinen Kiosk), nur Strand, Meer und Wanderwege.

Es ist Ebbe und wir laufen durch das Watt. Dabei sehen wir viele verschiedene Seesterne, Krabben und Vögel. Es sind auch einige Reiter unterwegs. Sie Sonne meint es gut mit uns, der goldene Sand strahlt mit dem leuchtend blauen Meer um die Wette.

Eine Sonne aus goldenem Sand im blauen Meer bei Ebbe
Eine Sonne aus goldenem Sand im blauen Meer bei Ebbe
blaue Seesterne, zarte Gebilde
blaue Seesterne, zarte Gebilde
überall an der Küste zu sehen: Kormorane
überall an der Küste zu sehen: Kormorane

Wir wollen alle zusammen eine Kajaktour buchen, doch das geht nicht. Es handelt sich um offenes Meer, und da dürfen Kinder erst ab 14 Jahren mit. Also werden sich an einem Tag unsere Wege trennen, Sophia bleibt in Begleitung meiner Mutter und Thomas, während sich Stefan und ich auf’s Wasser wagen. Wir wollen auch wandern und entscheiden uns für einen Teil des Küstentracks.

Am nächsten Morgen regnet es und nicht zu knapp. Oh nein, die Golden Bay soll doch die Karibik von Neuseeland sein und nun das. Was macht man denn hier, wenn das ganze Gebiet auf Natur erleben aus ist? Die Harten starten natürlich zu ihren Touren. Wir sind froh, dass wir nichts gebucht haben und beschließen nach Motueka zu fahren. Das ist der nächstgrößere Ort inmitten von Obstplantagen. Wir bummeln durch die kleinen individuellen Geschäfte, den japanischen Garten, kehren im „Deutschen Café“ ein, lassen uns Kuchen und den fürchterlich starken Kaffee schmecken. Am Schluss kaufen wir ordentliches deutsches Sauerteigbrot. Welch eine Wonne. Natürlich darf der Spielplatz auf dieser Runde nicht fehlen. Es gibt auch ein Apfelmuseum, doch wir kommen zur falschen Zeit an. Geschlossen. Schade.

Wir wandern entlang der Küste. Damit die Strecke für Sophia nicht zu weit wird, fahren wir bis zum letzten Parkplatz. Von dort sind es immer noch 12 km zu laufen. Der Weg ist sehr gut ausgebaut und stark von Touristen frequentiert. Alleine wanderst du hier nie. Wir genießen die tollen Ausblicke auf das türkisblaue Meer, welches sich an den goldfarbenen Sandstrand schmiegt, darüber der azurblaue Himmel mit weißen Wattewölkchen. Später ziehen die uns wohl bekannten grauen Wolken auf mit kaltem Wind, just in dem Moment, als wir in der Appletree-Bay Pause machen wollen. Besser, wir gehen gleich zurück. Sophia ist supergut drauf. Sie rennt mit meiner Mutter im Dauerlauf die Strecke zurück. Das Spiel heißt: Wir überholen alle anderen und sind die Ersten beim Eis essen im Park-Café.

Karibische Gefühle beim Küstentrack im Abel Tasman Nationalpark
Karibische Gefühle beim Küstentrack im Abel Tasman Nationalpark
Türkisblau trifft auf Himmelblau, eingerahmt von Grün
Türkisblau trifft auf Himmelblau, eingerahmt von Grün
Sophia im geheimnisvollen Zauberwald
Sophia im geheimnisvollen Zauberwald

Abends sind wir wieder hier, denn ein Musiker tritt auf mit Trompete und Alphorn. Diese Mischung lassen wir uns nicht entgehen und feiern bis Mitternacht eine ausgelassene Party. Sophia tanzt den ganzen Abend und später muss ich sie die 2 km bis zum Campingplatz auf den Rücken schleppen.

Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege. Stefan und ich gehen Kajak fahren und Sophia freut sich, dass sie endlich einen ganzen Tag mit meiner Mutter und Thomas alleine ist. Wir bekommen einen kurzen Einführungskurs und dann geht es los. Man paddelt sich ganz schön einen ab, um bei diesen Wellengang vorwärts zu kommen. Im Meer schwimmen überall bläuliche Quallen herum. Eine streift Stefan an der Hand und es brennt. Also bemühen wir uns, jeglichen Kontakt mit dem Wasser zu vermeiden. Inzwischen verstehe ich, warum Kinder erst ab 14 Jahren mit dürfen.

Mit dem Kajak zu den Seelöwen
Mit dem Kajak zu den Seelöwen

Nach langem Paddeln kommen wir bei den Seelöwenbänken an. Die Tiere sonnen sich auf den Steinen oder schwimmen durch das Wasser. Es sind auch einige kleine Seelöwenbabys dazwischen, die nach ihren Müttern heulen. Für den Rückweg nehmen wir uns Zeit und lassen uns ein bisschen im Meer treiben. Obwohl die Tour 5 Stunden dauerte, schafften wir noch nicht mal eine Pause. Blitzeflink ist die Zeit herum. Leider. Dieser Kajakfahrt verleihe ich das Prädikat: besonders schön.

Kunst aus Strandgut im Abel Tasman Nationalpark
Kunst aus Strandgut im Abel Tasman Nationalpark

Gerne wären wir länger hier geblieben, doch unsere Zeit auf der Südinsel endet. Morgen fahren wir nach Picton. Dort legt die Fähre ab, die uns nach Wellington auf die Nordinsel bringt.

Ruhige Zeiten in Havelock

Ganz früh, gefühlt mitten in der Nacht, fahren wir in die South Bay von Kaikoura, wo das Schiff zum Hochseeangeln startet. Wir 3 Frauen bleiben einfach in unseren Betten liegen. Erstens ist es erst 6.00 Uhr, zweitens sind wir sooo müde und drittens regnet es mal wieder. Wir verpassen also nichts.

Um 8.30 Uhr ist auch für uns die Nacht zu Ende, Sophia muss mal Pipi. Ich möchte dann mal an dieser Stelle die öffentlichen Toiletten in Neuseeland loben. Es gibt sie überall, die Benutzung ist kostenlos und sie sind sehr sauber und ordentlich.

Um 10.00 Uhr kommen die Männer in bester Laune zurück. Es hat ihnen gut gefallen, sie haben Delfine gesehen und waren sehr erfolgreich: Sie bringen Crayfish (Hummer) und jede Menge Barsch mit. Das gibt heute Abend ein Festmenü.

Nach dem Frühstück fahren wir zurück in den Ort zum Einkaufen. Dort entdecken wir in der Westend-Street einen supertollen Käseladen mit spezieller Probierstube. Mmmh, ist das gut – unsere Begeisterung und Kauflust ist grenzenlos. Noch ein Glas Manuka Honig und dann zurück zu Thomas, der den Camper bewacht, der nicht ganz optimal geparkt ist.

So mit Leckereien ausgestattet steht der Abfahrt nichts mehr im Weg. Unterwegs werden die beiden Männer müde und halten im Nirgendwo an der Straße für ein Schläfchen. Wir Frauen laufen durch ein fast trockenes Flussbett zum Meer. Boah, schwarzer Sand und schwarze Steine bedecken gelben getrockneten Schlamm, der aufgebrochen ist und bizarre Muster und Strukturen zeichnet. Sophia macht mit uns Wellenhüpfer, d. h. wer bleibt am längsten stehen, wenn eine Welle an den Strand rollt und plötzlich sind sie da: Delfine. Welch ein wunderbarer Moment.

Die Weiterfahrt geht durch Marlborough mit seinen grün bewaldeten Hügeln, Weiden und Weinreben. Die Straße windet sich in zahlreichen Kurven Havelock entgegen, einem kleinen Ort am Pelorus Sound. Um 16.00 Uhr kommen wir an. Nach dem Kochen von Barsch und Langusten geht es schnell ins Bett.

Alles Grün - der Waterfalltrack
Alles Grün – der Waterfalltrack

Spätes Aufstehen, spätes Frühstück und dann ein Gang durch den Ort. Stefan und ich laufen den Waterfalltrack. Es ist ein schöner Weg, der durch dichtes saftiges Grün und Farne führt. Von dort haben wir eine schöne Aussicht auf den Fjord. Die anderen Drei schauen sich die Kirche und das liebevoll gestaltete Museum an sowie die Vogel- und Fischausstellung der i-site, wo sie eine Tour für uns alle mit dem Postschiff buchen. Später treffen wir uns wieder im „Slip-Inn“ am Hafen. Auf’s Wasser schauen, Eis essen, ein Nachmittagsschläfchen, Spielplatz – geruhsam verbummeln wir den restlichen Tag. Auszeit.

Ausblick vom Silverwaterfall auf den Fjord
Ausblick vom Silverwaterfall auf den Fjord

Um 9.00 Uhr checken wir ein beim Pelorus Postboat, Start ist um 9.30 Uhr pünktlich. Vorn im Schiff liegen die ganzen Postsäcke für die verschiedenen Anleger der Dienstag Tour plus Gefriergut und sonstiger Waren, die wohl von den Anwohnern bestellt worden sind. Der Himmel zeigt sich mal wieder von seiner grauen Seite mit Wind und Sprühregen, doch das sind wir inzwischen gewohnt. Der Pelorus ist der größte Meeresarm im Marlborough Sound.

Das Land der großen weißen Wolke zeigt sich heute mal wieder von seiner grauen Seite
Das Land der großen weißen Wolke zeigt sich heute mal wieder von seiner grauen Seite

Der Kapitän erläutert uns die Geschichte des Bootes und welche Wirtschaftszweige es hier gibt. Leider verstehen wir mal wieder nicht viel vom neuseeländischen Englisch. Hin und wieder legen wir an, dann wird die Post verteilt an die wenigen Leute, die fernab der Zivilisation inmitten der Natur hier leben und ihren Geschäften nachgehen. Es gibt keine Straßen, alles wird per Boot erledigt. Die Kinder erhalten übers Internet Unterricht. Ich finde, es ist ein ganz schön einsames Leben.

Die Einwohner holen ihre Post ab in der Nydia Bay
Die Einwohner holen ihre Post ab in der Nydia Bay
Das Tierschutzgebiet Tira Ora. Touristen und Post gehen an Land
Das Tierschutzgebiet Tira Ora. Touristen und Post gehen an Land

Wir fahren durch riesige Aquakulturen, wo die Grünlippmuscheln gezüchtet werden, welches der größte Wirtschaftszweig in dieser Region ist. Täglich werden 8 Tonnen geerntet. Neben dem Verzehr dient sie auch medizinischen Zwecken. In ihr verbergen sich Antioxidantien und Fettsäuren, welche gegen eine Vielzahl von Krankheiten helfen sollen. Die Maori wenden sie seit Generationen als Heilmittel bei Luft- und Gelenkbeschwerden an. Die Babymuscheln werden aus dem Norden vom Cap Reinga geliefert und im Pelorus Sound an Baumwollschnüre gesetzt. Später werden sie vereinzelt, um zu einer großen schönen Muschel heranzuwachsen.

Lange Schnüre mit Grünlippmuscheln durchziehen den Pelorus Sound
Lange Schnüre mit Grünlippmuscheln durchziehen den Pelorus Sound
Muschelernte
Muschelernte
Der Hafen von Havelock mit seinen muschelverarbeitenden Betrieben
Der Hafen von Havelock mit seinen muschelverarbeitenden Betrieben

Das 2. wichtige Standbein ist die Holzwirtschaft. Man sieht es an den Hängen. Neben dem ursprünglichen hellen Laubwald wachsen angepflanzte dunkle Tannenwälder. Einige Hügel sind kahl, andere wurden bereits wieder aufgeforstet. Per Boot erreichen die Stämme Havelock und werden dort umgeladen auf LKWs für den Export.

Holzernte und Wiederaufforstung nebeneinander
Holzernte und Wiederaufforstung nebeneinander

An der Jacobsbay steigen wir aus und können uns kurz die Füße vertreten. Das war der einzige Stopp. Schade. Nach der Beschreibung hatte ich mir mehr Kontakt mit den Menschen vorgestellt, also, dass man sich dort mal umsehen darf, wo und wie sie leben. Doch man ist nur auf dem Boot, schaut zu beim Anlegen, kurzer Wechsel der Postsäcke, gefüllte gegen leere, 5 Sätze mit den Anwohnern und weiter geht es. Die Fahrt zieht sich und wir finden es nicht sehr spannend. Unsere mitgebrachten Vorräte sind aufgegessen, damit können wir uns auch nicht mehr die Zeit vertreiben. Sophia langweilt sich ebenfalls, obwohl sie mit einem Mädchen spielt. Nachmittags reißt der Himmel auf und die Sonne taucht alles in ein grünes Licht. So können wir an Deck gehen, das bringt eine andere Sichtweise in diesen sehr gemächlichen Tag.
Nach 7 Stunden sind wir froh, als wir den Hafen erreichen. Obwohl diese Tour sehr angepriesen wird, fand ich sie nicht besonders.

Später gehen wir in den „Musselpot“ zum Essen. Dort können wir uns von der Qualität und Frische der Grünlippmuschel überzeugen. Absolut lecker sind die gratinierten Muschelvariationen.

Grünlippmuscheln aller erster Güte.
Grünlippmuscheln aller erster Güte.

von Elvira
Ich wache um 6.30 Uhr auf. Alle schlafen noch und so beschließe ich, einen Morgenspaziergang entlang des Motuweka Pathway zu machen. Er wurde mir von Stefan als sehr schön empfohlen. Doch zuerst muss ich noch durch den Industriehafen. Dort geht es bereits sehr geschäftig zu in den muschel- und holzverarbeitenden Betrieben. Danach umfängt mich Stille. Der Morgendunst schwebt über den Meeresarm. Es ist Ebbe und ich beobachte die Vögel, die allerlei Getier aufpicken. Ich lasse mir viel Zeit, genieße die frühen Stunden.

Der Motuweka Pfad, zahlreiche Meeresvögel suchen ihr Futter in den frühen Morgenstunden
Der Motuweka Pfad, zahlreiche Meeresvögel suchen ihr Futter in den frühen Morgenstunden

Bei meiner Rückkehr wartet das Frühstück und nach der Aufstockung unserer Lebensmittel im örtlichen Markt geht es weiter zum Abel Tasman Nationalpark.

Wale gesichtet vor Kaikoura

Wir fahren weiter die Ostküste entlang und kommen nachmittags in Kaikoura an. Das war mein Wunsch, da man hier die Gelegenheit hat Wale zu sehen. Gleich nach der Ankunft buchen wir eine Whalewatching-Tour mit dem Boot für den nächsten Mittag. Meine Mutter und Thomas wollen in der Zeit auf Wanderung entlang der Steilküste gehen. Als wir mit Sophia auf dem Spielplatz sind, sehen wir direkt am Strand einen Schwarm Delfine. Sie spielen und springen aus dem Wasser. Das bleibt nicht lange geheim und alle Leute rennen begeistert zum Meer. Es ist schön, die Tiere in Freiheit und ganz aus der Nähe zu betrachten.

Unser Whale-Watching-Abenteuer beginnt. Mit einem Bus werden wir abgeholt, zum Boot in die South Bay gefahren und dürfen als Erste an Bord, weil wir ein Kind dabei haben. Das Meer ist unruhig und das Boot schaukelt stark hin und her. Man hat Mühe zu laufen, ohne irgendwo anzustoßen. Zwei Asiaten hängen bereits seekrank über der Reling. Uns wurde erzählt, dass bei ihnen im Ohr beim Gleichgewichtsorgan etwas fehlt, und deswegen werden sie ganz schnell seekrank. Manche schlafen nach kurzer Zeit ein und sehen Wale und Delfine nur in ihren Träumen. Doch standhaft probieren sie ihre Seetüchtigkeit immer wieder auf’s Neue aus.

Wo sind die Wale?
Wo sind die Wale?

Es sind drei Bootsleute an Bord. Der Erste erzählt was über Wale, der Zweite hält Ausschau nach den Kolossen und der Dritte steuert. Der Bootsführer hält immer wieder ein Lautsprecher ähnliches Gerät ins Wasser und kann anhand der Töne über Kopfhörer die Wale orten. Wir haben Glück und sehen insgesamt drei Buckelwale. Sie sind riesig. Wir können sie nicht in ihrem ganzen Ausmaß sehen, da die Hälfte ihres Körpers unter Wasser ist. Das Boot muss 50 Meter Sicherheitsabstand einhalten und darf sich nur von der Seite einem Wal nähern. Es ist ausgesprochen beeindruckend, wenn die mächtige Schwanzflosse beim Abtauchen der Tiere aus dem Wasser ragt. 3 Wale, ein Albatros, Robben und Delfine waren die Ausbeute dieser Fahrt. Ich habe mich sehr über diese Tour gefreut. Auch wenn sie nicht ganz günstig ist, kann ich sie sehr empfehlen. Wie oft hat man im Leben die Möglichkeit, Walen so nahe zu kommen.
(127,00 $/Person = 80 € unter Berücksichtigung von 10% Campingrabatt, 60 $ = 37,50 €/Kind).

Wale: Imposant und erhaben sind diese riesigen Tiere
Wale: Imposant und erhaben sind diese riesigen Tiere

Alternativprogramm Steilküstenweg von Elvira:
Thomas und ich nehmen den Peninsula Walkway über die gesamte Halbinsel in Angriff. Wir laufen durch den Memorial Park mit seinen Walrippendurchgang, weiter entlang der Limestones und Blätterteig-Rocks zur Warft, wo wir das Aquarium besichtigen. Es bezieht seinen besonderem Charme aus den vielen Zeichnungen und Beiträgen von Schulkindern, welche die Ausstellung bereichern. Sogar ein Streichelbecken gibt es. (8 $ = 5 €/Person)

Kalksteinfelsen am Strand von Kaikoura
Kalksteinfelsen am Strand von Kaikoura
Die Blätterteig-Rocks
Die Blätterteig-Rocks

Über zahlreiche Stege und Brücken erreichen wir den „Must-do-Snackstand Mike Mussels“. Leider ist es noch früh und wir haben keinen Hunger, also lassen wir ihn links liegen. Ein Fehler, wie sich später herausstellen soll.

Es geht steil bergauf. Unter uns liegen zahlreiche Robben auf Steinen und sonnen sich dort. Der Pfad schlängelt sich bis zum Whalewatch-Ausblick, wo es eine Treppe zum Strand gibt, doch wir bleiben besser oben, da wir ein wenig groggy sind.

Ausblick vom Peninsula Walk
Ausblick vom Peninsula Walk
Weiße Felsen, blaues Meer - der wunderschöne Steilküstenweg
Weiße Felsen, blaues Meer – der wunderschöne Steilküstenweg

Noch ein Stück durch hohes Gras, dann beginnt der steile Abstieg, der meinen fürchterlich schmerzenden Füßen den Rest gibt. Auf der Karte sah die Strecke viel kürzer aus als sie wirklich ist. Unser Wasservorrat ist längst aufgebraucht, als wir in der South Bay ankommen. Wir lechzen nach einem kühlen Drink. Fehlanzeige. Außer Fischer-, Sport- und Walguckerboote gibt es hier nichts.

Blick auf die South Bay, das Ende des Weges naht
Blick auf die South Bay, das Ende des Weges naht

Also weiter: Endlos ziehen sich Strand- und Uferstraße dahin, es folgt die Galopp-Rennbahn und dann geht’s am Straßenrand des Highway 1 entlang. Trostlos. Autos rasen vorbei. Der Weg nimmt kein Ende. Wo gibt es was zu trinken? Ich trotte in meinem Nichts-Denken-Schritt dahin, setze einen Fuß vor den anderen. Hoffentlich sind wir bald da. Mit letzter Kraft steuern wir den erstbesten Pub im Dorf an. Gierig fallen wir über das eiskalte Golden Lager her, von dem ich natürlich prompt leicht bedudelt werde, ausgepowert wie ich bin. Unsere Wanderung mit kleinen Pausen hier und dort hat 6 Stunden gedauert.

Abends köcheln wir Würstchengulasch und fallen danach ganz schnell ins Bett. 2 Wochen auf Tour in Neuseeland mit den unzähligen Eindrücken haben unsere Energie erschöpft. Oh je. Und am nächsten Morgen heißt es ganz früh aufstehen, da die beiden Männer zum Hochseefischen wollen.

Unglaubliches Oamaru – eine Stadt wie aus einer anderen Zeit

Mitten in der Nacht um 5.00 Uhr früh sind wir aufgestanden. Da zieht sich der Tag ganz schön lang dahin. Nachmittags erreichen wir Oamaru. Wir sind erleichtert, dass wir endlich hier sind. Der Tourist-Campingplatz ist ein wundervoller Ort mit Blick auf den Hafen. Direkt nebenan ist ein supertoller Spielplatz, der nicht nur Sophia sondern auch uns Erwachsenen prima gefällt. Als sie dort noch zwei deutsch sprechende Kinder kennenlernt, ist sie überglücklich und der Nachmittag gelaufen. Stundenlang spielen alle zusammen und genießen das Zusammensein.

Der Spielplatz in Oamaru, ein absoluter Hingucker
Der Spielplatz in Oamaru, ein absoluter Hingucker
Das Ende der Drahtseilbahn ist ein Elefant
Das Ende der Drahtseilbahn ist ein Elefant

Und dann die Stadt selbst. Mir fehlen die Worte, ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Oamaru ist einfach nur phantastisch. Erst einmal säumen prächtige Bauten aus weißem Kalksandstein die Hauptstraße und zeugen vom ehemaligen Reichtum des Ortes, welcher ein bedeutender Fischerei- und Handelshafen war. Von hier wurde das im Hinterland hergestellte Gefrierfleisch nach Europa verschifft. Eine technische Sensation zu damaligen Zeit.

Säulen aus weißem Kalkstein, prächtig und erhaben
Säulen aus weißem Kalkstein, prächtig und erhaben

Als Nächstes sind da die unglaubliche Hafenstraße und Tynestreet, die zusammen mit der Innenstadt unter Denkmalschutz stehen. Ich glaube, ich habe eine Zeitreise gemacht und bin irgendwo in Achtzehnhundertschnee gelandet. In den ehemaligen Speicherhallen des Hafens sind jetzt Läden untergebracht, Jeder für sich eine Show: Kostümverleih, Steinhauer, Buchbinder, Whiskeydestille, Brewery, Bäcker, Bastler, Künstler, Secondhand, Eismacher und was weiß ich noch alles. Dazu eine Wahnsinnswunderweltgalerie und Geschäfte, vollgestopft mit Krimskrams, alten Büchern, Zeitschriften, Flohmarktartikeln und mehr. Die meisten Verkäufer sind passend kostümiert. Irre. Das kann ich nicht beschreiben, das musst du dir eigentlich selbst ansehen, um zu verstehen, was ich meine. Ich bin völlig sprachlos.

Kleidung ist alles, will man mit der Zeit gehen
Kleidung ist alles, will man mit der Zeit gehen
Ein Punk + Dampfmaschinen = Sensationell
Ein Punk + Dampfmaschinen = Sensationell

In der Bakery gibt es Sauerteigbrot. Endlich wieder leckeres Brot. Das haben wir bisher auf unserer Weltreise am meisten vermisst. In Neuseeland gibt es zwar in den Supermärkten in meterlangen Regalen verschiedenste Brotsorten, doch eigentlich ist es alles das gleiche weiße Pappzeug nur von verschiedenen Firmen. Es schmeckt nicht und du kannst Unmengen davon essen und wirst nicht satt. Ich komme mir vor wie im Schlaraffenland. Abends sitzen wir im Sonnenschein, blicken auf das türkisblaue Meer, es gibt dieses herrliche Brot und dazu unseren superleckeren Käse plus Rotwein. Herz, was willst du mehr. Das Leben ist ein Traum, besser geht es nicht.

Unser Ausblick vom Camper auf den Hafen
Unser Ausblick vom Camper auf den Hafen
Es ist angerichtet: Brotzeit mit Käse vom Feinsten
Es ist angerichtet: Brotzeit mit Käse vom Feinsten

Später gehen wir zu den Blaupinguinen. Sie sind die Kleinsten ihrer Art und werden nur 30 cm groß. Hoffen wir mal, dass wir welche sehen. Wenn es dunkel wird suchen sie ihre Schlafplätze auf, verrät uns die Dame in der i-site. Und das Besondere, dieses Ereignis gibt es völlig kostenlos. Prima.

Wir gehen also zum bezeichneten Platz und erleben eine böse Überraschung. Von wegen kostenlos. Der Weg endet vor einer Art Betonstadion mit Zuschauer-Tribüne. Das Ganze ist hermetisch abgeriegelt von der Außenwelt. Nur zum Preis von 28 $/Person kann man an dieser „Pinguin-Show“ teilnehmen. Scharen von asiatischen Touristen, behängt mit Kameras, werden gerade mit Bussen herangekarrt. Aufpasser achten darauf, dass sich keine unbefugten Besucher in der Nähe des Gitters herumtreiben, um einen kostenlosen Blick auf ankommende Pinguine zu werfen. Sie erklären uns allen Ernstes, dass sich die Pinguine von unserer Anwesenheit gestört fühlen. Wollen die mich auf den Arm nehmen? Wir hören die Musik und den Animateur oder soll ich Moderator sagen, wie er laut über das Mikrofon Erklärungen abgibt. Von wegen Schutz der Pinguine. Das ist ein florierendes Geschäft. Empört blasen wir zum Rückzug. Wir wollten doch nur in aller Stille am Strand sitzen und dem Kommen der Pinguine zuschauen. So stellten wir uns das vor.

Vorsicht - Pinguine überqueren die Straße
Vorsicht – Pinguine überqueren die Straße

Auf dem Rückweg treffen wir auf eine Pinguin-Advokatin. Sie erklärt uns, dass wir die Tiere sehen können, wenn sie vom Hafengelände zu ihren Schlafplätzen am Berg watscheln. Kostenlos. Wir werden von ihr genauestens instruiert: keinerlei Blitzlicht und absolute Ruhe. Es gibt mehrere ehrenamtlich tätige Personen, die dafür sorgen, dass die Pinguine sicher über die Straße kommen. So stehen wir schweigend und warten geduldig und warten und warten.

Es ist mittlerweile 22 additional hints.00 Uhr. Endlich tut sich etwas im Meer. Der erste kleine Blaupinguin watschelt an Land. Ist der süß. Er scheint alle Zeit der Welt zu haben, putzt sich am Straßenrand und schaut in die Runde. Ihm folgen weitere. Plötzlich kommen die Busse von der Show zurück. Die Pinguine scheinen irritiert zu sein vom Scheinwerferlicht. Sollen sie nun weiterlaufen oder nicht. Wie passt das alles zusammen. Dröhnende Fahrzeuge gegen völlig still dastehende Beobachter, Scheinwerferlicht gegen Dunkelheit, Rummel und Show gegen Naturschutz. Rätselhaft.

Es ist fast Mitternacht, als Stefan und ich meiner Mutter und Thomas folgen, die mit Sophia schon früher zum Camper zurückgegangen sind. Auf dem Rückweg sehen wir immer wieder Pinguine, die sich etwas verirrt haben. Es gab in der Nähe auch Gelbaugenpinguine, jedoch sind die schon seit Monaten nicht mehr gesichtet worden. Vielleicht haben sie sich neue ruhige Schlafplätze gesucht. Wir freuen uns sehr, dass wir die Kleinen beobachten konnten. Das lange Warten hat sich gelohnt.:-)

Am nächsten Morgen fahren wir weiter. Den Kindern fällt es immer sehr schwer, neue Bekanntschaften gleich wieder loszulassen. Sophia ist traurig, als sie sich verabschieden muss.

Oamaru, diese unglaubliche Stadt, ist eine ganz große Empfehlung von mir, die ich Allen ans Herz legen möchte. Tausend Dinge gibt es zu entdecken, Handfestes und Wundersames, Neues und Altes. Unbedingt besuchen.

Portobello und Moeraki Boulders

Da Neuseeland ein langgezogenes Land und sehr weitläufig ist, haben wir überall nur sehr kurze Aufenthalte von nicht mehr als 2 Nächten. Wir wollen ja möglichst viel sehen. Nach langer Zeit kitzelt uns morgens mal wieder die Sonne aus dem Schlaf. Ein Müsli im Sonnenschein und dann geht es um 8.15 Uhr los.

Wir wollen nach Portobello auf der Otago Halbinsel an der Ostküste. Das ist einmal quer über die gesamte Südinsel, insgesamt 330 km. Unterwegs halten wir in „The Moth“, einem kleinen Hangar mit alten Flugzeugen und Eisenbahnen. Die Männer sehen sich mit Sophia die alten Propellermaschinen an, wir Frauen lassen uns im hübschen Café nieder und stöbern durch die Geschenkboutique. Der nächste Halt ist bei den blauen Bergen am Waihola See. Wir picknicken. Thomas holt die Angelrute raus, doch der Petri ist uns nicht heil.

Pause am Lake Waihola
Pause am Lake Waihola

Auf der Otago Halbinsel ist die Küstenstraße gesperrt, und wir müssen über die Highlife Road fahren. Die windet sich abenteuerlich über haarsträubende Kurven und halsbrecherische Steilstücke Portobello entgegen. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, zieht plötzlich dicker Nebel auf. Hier leben viele schottische Einwanderer. Da passt das Wetter so richtig dazu. Die Welt versinkt im wabernden Wolkenmeer. Na Klasse. Eigentlich soll die Ostküste doch von der Sonne verwöhnt sein, das haben wir im Reiseführer gelesen, doch anscheinend haben wir das Grau gepachtet. Aber wir schaffen es und kommen heil an. Wir bummeln noch durch den winzigen Küstenort, was in ca. 15 Minuten erledigt ist.

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker sehr früh, denn wir haben gehört, dass man vor Sonnenaufgang zu den Klippen fahren muss, um Pinguine und Albatrosse zu sehen. Also machen wir uns um 5:30 Uhr noch im Halbschlaf auf den Weg. Bei den besagten Klippen sehen wir? Nichts! Doch, einen Haufen brütender Möwen, die total Lärm machen, gibt es. Der Zaun zu der Albatros Kolonie wird eine Stunde vor Sonnenaufgang geschlossen und erst um 11.00 Uhr für Führungen wieder geöffnet. Die kosten dann 25 $/Person. Pinguine gibt es erst abends ab 21.30 Uhr zu bestaunen. In den übrigen Zeiten ist hier alles hermetisch abgeriegelt, damit die scheuen Tiere nicht gestört werden. Das war eine Fehlinformation. Doch der schöne Blick auf die Steilküste und Bucht im Morgengrauen entschädigt uns reichlich für entgangene Tierbeobachtungen. 🙁 Über die kurvenreiche Küstenstraße mit wundervollen Aussichten auf das Meer verlassen wir die Otago Halbinsel.

Blick von der Otago Halbinsel in Richtung Dunedin am frühen Morgen
Blick von der Otago Halbinsel in Richtung Dunedin am frühen Morgen
Die Steilküste am Ende der Otago Halbinsel
Die Steilküste am Ende der Otago Halbinsel

Große Schilder an der N 1 verkünden das Vorhandensein der Evansdale Cheese Factory. Da wir alle sehr gerne Käse essen, biegen wir ab. Es sieht aus wie eine ältere verlassene Halle, alles wie ausgestorben. Die Tür ist nur angelehnt, also gehen wir mutig einfach hinein und schauen, was hier los ist. Aus der hinteren Ecke kommt ein Mann, der aussieht als ob er gerade aus der Dusche gesprungen ist. Seinem Redeschwall entnehmen wir, dass er eigentlich erst um 10 Uhr öffnet. Es ist 9 Uhr früh, doch „no problem“ er macht eine Ausnahme. Wir kaufen 5 Sorten vom leckeren Käse, dazu 2 Sorten Gelee (Pfeffer und Pfirsich), bekommen 3 Probestücke gratis und verlassen bepackt und voller Begeisterung den Laden.

Wir fahren weiter an der Ostküste entlang, passieren den Ort Herbert, welch neckischer Name, und biegen nach Moeraki Village ab. Dort am Hafen sammeln wir Grünlipp-Muschelschalen und schauen den einstigen Walfängerort an. Hier in dieser Bucht wurden hunderte Wale getötet. Wir sehen den einstigen Ausguck mit seiner weißen Fahne. Die wurde früher gehisst, wenn die Kolosse gesichtet wurden. Dann stürzten alle Männer in ihre kleinen Boote und die Jagd begann. Ein gefährliches blutiges Geschäft, das jedoch viel Geld einbrachte, denn Walöl und Ambra waren heiß begehrt.

Wir sammeln Grünlipp-Muschelschalen
Wir sammeln Grünlipp-Muschelschalen

Auf der Landzunge machen wir Mittagspause bei „Fleurs Place“. Es ist ein idyllisch gelegenes Restaurant, umgeben von einem Sammelsurium an Fundstücken. Die Gäste fahren weite Strecken, um hier zu essen und schreiben ihre Begeisterung gleich an die Holzwände. Der Koch sammelt im Garten, was er an Grünzeug zum Kochen braucht. Wir bestellen eine Käseplatte und sind begeistert, denn der Käse ist aus der gleichen Factory, wo wir eben eingekauft haben.

Fleurs Place - wunderbares Restaurant in Moeraki Village
Fleurs Place – wunderbares Restaurant in Moeraki Village
Herrlicher Blick vom Garten auf das Meer
Herrlicher Blick vom Garten auf das Meer

Wir schaffen heute sehr viel, da wir ja schon früh aufgestanden sind. Der Tag zieht sich ganz schön dahin, und es will einfach kein Abend werden. Wir möchten gern wieder ins Bett und endlich schlafen. Aber nichts da mit Müdigkeit oder Pause, wir sind ja nicht zum Spaß hier.

Weiter geht es zu den Moeraki Boulders. Mit Hunderten von anderen Touristen gehen wir zum Strand hinunter. Dort liegen die Boulders. Das sind große, runde Steine. Manche sind aufgebrochen. Von innen sehen sie wie viele kleine glitzernde bernsteinfarbende Kristalle aus. Schön. Keiner weiß, weshalb sie so kugelrund sind, woher sie kommen und warum es sie nur hier, an dieser Stelle gibt. Ihr Geheimnis macht sie zur vielbesuchten Attraktion.

Eine Attraktion sind die im Meer liegenden kugelrunden Moeraki Boulders
Eine Attraktion sind die im Meer liegenden kugelrunden Moeraki Boulders
Das Innenleben der Moeraki Boulders . . .
Das Innenleben  . . .
. . . schimmert wie bernsteinfarbene Kristalle
. . . schimmert wie bernsteinfarbene Kristalle

Grandioser Milford Sound

Wir sind in Te Anau wieder auf einen schönen Top 10 Holiday Park Campingplatz. Er liegt direkt gegenüber dem See und ist bestückt mit Whirlpools, Sauna und einem tollen Luftkissen zum Hüpfen. Stefan und ich probieren es gleich aus und sind begeistert, mehr als Sophia. 😉

Nachmittags bummeln wir die Seepromenade entlang. Ständig starten dort die Helikopter und das Wasserflugzeug zu Besichtigungstouren. Das Zentrum des Örtchens besteht aus quadratischen Pavillons, bedeckt mit Wellblech. Überhaupt ist Wellblech sehr beliebt. Häuser, Garagen, Hallen, alles wird damit gebaut. Darüberhinaus sind Neuseelands Bewohner, Kiwis genannt, sehr kreativ, wenn es darum geht aus Altem was Neues zu machen. Verrostete Rohre werden umfunktioniert zu Abgrenzungen, Briefkästen oder einem Kunstwerk. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Der Heli startet zum Rundflug am Lake Te Anau
Der Heli startet zum Rundflug am Lake Te Anau

Die Besichtigung ist schnell abgeschlossen. So besonders ist der Ort nicht. Doch Stefan hat trotzdem große Freude, weil es wieder so viele Oldtimer zu sehen gibt und wegen dem Skateboardpark. Am liebsten wäre er sofort drauf losgefahren, hätte er sein Skateboard dabei. Bisher haben wir in fast jedem Ort, und sei er noch so klein, eine Anlage gesehen. Und auch Sophia freut sich, weil sie den sehr schönen Spielplatz entdeckt. Weg ist sie, und wir widmen uns in Ruhe dem guten Kaffee.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum Milford Sound, dem 15 km langen spektakulären Fjord, Weltnaturerbe der Unesco. Unser Navi sagt, dass es 118 km dorthin sind. Bei der Buchung der Schiffstour hat uns die Dame in der i-site ein Prospekt gegeben und darauf hingewiesen, dass die Straße bereits ein unvergessliches Erlebnis sei. Also planen wir viel Zeit für Zwischenstopps ein.

Zu Beginn fahren wir am Lake Te Anau entlang. Wir kommen in eine alpine Bergwelt. Nebelschwaden ziehen über die Gipfel. Wieder denke ich an den dunkel düsteren „Herr der Ringe“ Film. Die Farben der Natur kommen leider nicht richtig zur Geltung, deshalb ersparen wir uns die Mirror Lakes, die Seen, in denen sich die Berge spiegeln. Am nächsten Halt haben wir einen fantastischen Ausblick ins Tal und auf schneebedeckte Berge. Was sollen wir nur zuerst fotografieren?

Hohe Berge hinter Nebelschleiern
Hohe Berge hinter Nebelschleiern

Und dann gibt es die frechen Keas, das sind Bergpapageie. Sie sind sehr intelligent und da Mülleimer leeren keine richtige Herausforderung für sie darstellt, haben sie sich darauf spezialisiert, die Gummidichtungen an den Fahrzeugen kaputt zu machen. Kaum stehen wir auf dem Parkplatz, da kommen gleich einige angeflogen und beginnen mit der Arbeit. Wir fahren zügig weiter bevor sie unseren Camper auseinander nehmen.

Ein Bergpapagei. Mit seinem scharfen Schnabel zerpflückt er am liebsten Autodichtungen. Schnell weg.
Ein Bergpapagei. Mit seinem scharfen Schnabel zerpflückt er am liebsten Autodichtungen. Schnell weg.

Die Strecke ist wirklich toll und die Natur so beeindruckend. Ständig könnte man stehen bleiben. An der Tutoko Bridge gibt es einen zauberhaften moosbewachsenen Track. Stefan und ich würden ihn sehr gerne laufen, doch es mangelt an Zeit, da wir pünktlich zu unserer gebuchten Schiffstour in Milford sein müssen. Noch einmal steigen wir aus, bewundern die schroffen Berge vor dem 1,2 km langen Homer Tunnel. Die in den Berg gehauene Röhre ist nur einspurig befahrbar und wir warten ungefähr eine Viertelstunde vor der roten Ampel. Danach geht es in engen Serpentinen den Berg hinunter zum Fjord.

Die alte Tutoko Bridge von 1939 und gleich daneben die Neue
Die alte Tutoko Bridge von 1939 und gleich daneben die Neue
Moos, Farne und Regenwald
Moos, Farne und Regenwald

Wir haben noch Zeit, um was zu essen und ein Stück am Ufer des Milford Sound entlang zu spazieren. In der Sprache der Maori heißt er übrigens Piopiotahi. Ich finde, das hört sich sehr schön an. Grandios die Kulisse aus Wasserfällen und Bergen, deren Prominentester der fast 1.700 Meter hohe Mitre Peak, der Bischofshut, ist. Unsere Bootstour startet genau in dem Moment, als ein riesiges Kreuzfahrtschiff um die Ecke biegt. Wie winzig wir dagegen sind.

Ein Kreuzfahrtschiff im Milford Sound vor dem Bischofshut
Ein Kreuzfahrtschiff im Milford Sound vor dem Bischofshut

Trotzdem es bewölkt ist, der Fjord beeindruckt mit den steil aus dem Wasser herausragenden schroffen Felsen, die teilweise mit Moos bewachsen sind. Auf großen Steinen liegen Robben, ruhen sich aus und genießen jeden Sonnenstrahl. Und plötzlich sind sie da, schwimmen neben unserem Schiff: eine Gruppe Delfine. Sofort steigt das Stimmungsbarometer, anscheinend senden Delfine Glücksbotenstoffe zu uns Menschen. Jeder an Bord hat ein Lächeln auf den Lippen und die Augen strahlen. Wir schippern bis auf das offene Meer hinaus. Auf dem Rückweg gibt es noch eine Dusche unter einem Wasserfall.

Die Robben haben es gut
Die Robben haben es gut
Schwierig, Delfine zu fotografieren
Schwierig, Delfine zu fotografieren

Der Piopiotahi ist eine der Hauptattraktionen Neuseelands, natürlich bei Touristen äußerst beliebt und aus dem Grund herrscht dort reger Ausflugsverkehr. Ich bin begeistert über diesen supertollen Ausflug. Diese Tour ist absolut empfehlenswert und ich lege sie jeden Neuseelandurlauber sehr ans Herz. Unbedingt hinfahren.

Die Bootstour hat 70,- $ gekostet/Person, Kinder 17 $ und ist wirklich jeden $ wert. Mindestens einen Tag vor der Fahrt zum Milford Sound buchen, denn die Schiffstouren sind heiß begehrt.

Gegen 19.30 Uhr sind wir zurück und gehen in der „Fjordland Pizzeria“ essen. Wir gewöhnen uns an den Selfservice, der fast überall in NZL herrscht. Du holst dir die Speisekarte, wählst aus, gehst zur Theke, bestellst, bezahlst und bekommst die Getränke gleich mit an den Tisch, ebenso eine Nummer, damit die Bedienung später weiß, wer welches Essen bekommt. Die Pizza ist sehr lecker, knusprig und gut belegt. Da der Himmel sich wieder tief in sein graues Kleid gehüllt hat, gehen wir wieder einmal sehr früh schlafen.

Illusionen, Gold und Adrenalin

Der Wettergott meint es nicht gut mit uns. Es regnet. Die Wolken hängen tief über den Bergen und verhüllen alles. Wir frühstücken im schönen Aufenthaltsraum.

Es ist sehr interessant, die Gewohnheiten anderer Menschen zu studieren. Da sitzen Japaner und essen Gemüse, Asiaten mit Nudelsuppe, Amerikaner mit großer Portion Egg and bacon, Australier mit Unmengen von gerösteten Pappbrot und Schinken, Deutsche mit Ei, Brot und Wurst, die Franzosen mit Kaffee und Marmeladenbrot, Vegetarier mit Avocadoaufstrich und Banane und wieder andere mit leckersten Powermüsli. Welch eine Vielfalt, welch ein großartiger Morgen trotz Regen.

Der berühmte Wanaka-Tree
Der berühmte Wanaka-Tree

Die heutige Strecke ist weit. Unsere Reise führt nach Wanaka, zuerst durch Regenwald, der seinem Namen alle Ehre macht. Nach dem Haastpass ändert sich die Landschaft. Vorbei ist das Grün. Nun wird es wieder steppenartig und erinnert an eine Heidelandschaft mit kurzgewachsenen Nadelbäumen. Dazwischen liegen Weiden, bevölkert von vielen Kühen. Davon gibt es auf Neuseeland inzwischen mehr als Schafe. Um 16.00 Uhr erreichen wir Wanaka und schlafen wieder auf einem schönen Naturcampingplatz. Es regnet leider immer noch wie aus Eimern und so verbummeln wir den restlichen Tag im Wohnmobil.

Steht der Turm jetzt gerade oder nicht?
Steht der Turm jetzt gerade oder nicht?

Am nächsten Tag hat sich das Wetter gebessert. Stefan und Thomas gehen Fahrrad fahren am See und Fluss entlang. Meine Mutter, Sophia und ich vergnügen uns beim Mädelstag in der Puzzle World. Zuerst gehen wir in den Irrgarten und denken, dass wir den schnell durchlaufen. Falsch gedacht. Er ist eine echte Herausforderung, und wir benötigen 1 1/2 Stunden zur Bewältigung der „einfachen Aufgabe“: Suche den Weg zu den 4 verschiedenfarbigen Türmen, egal in welcher Reihenfolge. Am Ende haben wir alle keine große Lust mehr und sind froh, dass wir endlich am Ausgang angekommen sind.

Verirrt im Labyrinth und von oben haben wir auch keinen Überblick
Verirrt im Labyrinth und von oben haben wir auch keinen Überblick

Das Haus der Illusionen verlangt unseren gesamten Gleichgewichtssinn. Unsere Augen und das Gehirn sind völlig verwirrt und wir halten uns an den Handgriffen fest, um nicht hinzufallen. In einer Ausstellung sind die nächsten Sinnestäuschungen aufgebaut und dann gibt es zum Schluss kniffelige Spiele und Aufgaben, die logisches Denken erfordern. Genau das Richtige für mich. 😉

Im Haus der Illusionen ist alles schief und schräg
Im Haus der Illusionen ist alles schief und schräg
Wer ist hier größer? Wer kleiner? Gute Frage
Wer ist hier größer? Wer kleiner? Gute Frage
Immer der Reihe nach oder besser alle auf einmal?
Immer der Reihe nach oder besser alle auf einmal?

Jetzt müssen wir noch zurück zum Campingplatz laufen. Es sind ca. 4 km und der Weg zieht sich ewig am See dahin. Bei einem Zwischenhalt in der besten Gelateria der Stadt genehmigen wir uns einen Kaffee und für Sophia gibt es ein großes Eis. Abends bestaunen wir den grandiosen Sonnenuntergang. Er taucht die Berge in glühendes Orange, Rosa und Violett. Wahnsinn.

Orangefarbene Berge, unwirkliches Licht
Orangefarbene Berge, unwirkliches Licht
Kurze Zeit später ist alles in violettes Licht getaucht
Kurze Zeit später ist alles in violettes Licht getaucht

Am nächsten Tag fahren wir weiter in Richtung Queenstown. Unterwegs halten wir am berühmten BH-Zaun in Cardrona, der immer wieder für Ärger sorgt. Gedenkstätte ihrer an Brustkrebs verstorbenen Töchter, Mütter und Frauen sagen die Einen, öffentliches Verkehrshindernis durch anhaltende Touristen die anderen. Sehr viele Frauen haben ihre BHs an den Zaun gehangen, manchmal noch selbst, manchmal die Angehörigen, so wie es meine Freundin Jule in Erinnerung an ihre Mutter getan hat. Man kann dort auch eine Spende hinterlassen. Ich finde es eine tolle Sache und hoffe, dass der Zaun erhalten bleibt und nicht irgendwelchen Gesetzen zum Opfer fällt oder geplündert wird.

Der BH-Zaun bei Cardrona
Der BH-Zaun bei Cardrona

Der „Highway Crown Range“ eröffnet uns bei der Weiterfahrt wunderschöne Ausblicke in die Berge und tief hinunter in Tal. Schwindelerregend. Goldgelbes Tussockgras, so weit das Auge reicht, zaubert ein unwirkliches Bild. Lupinen in blau, rosa und gelb schmücken zahlreiche Bachläufe.

Das Licht zaubert Reflexe auf goldgelbes Gras
Das Licht zaubert Reflexe auf goldgelbes Gras

Wir halten in der ehemaligen Goldgräberstadt Arrowtown. Die Häuser an der Straße wurden restauriert, teilweise nachgebaut, damit man eine Vorstellung hat, wie der Ort früher aussah. Ein Stück abseits kann man sich die chinesische Siedlung anschauen, wo Menschen in unvorstellbar einfachen winzigen Stein- und Wellblechhütten lebten. Sophia ist unter die Goldwäscher gegangen. Mit viel Wasser werden die Flusskiesel aus dem Sieb geschwemmt und auf dem Boden bleiben die Goldpartikel zurück. Sie ist megastolz auf ihren goldenen Schatz, den sie in einer kleinen Flasche mit nach Hause nehmen darf. Für Kinder finde ich es eine schöne Erfahrung.

Die Winzhütten der chinesischen Goldgräber
Die Winzhütten der chinesischen Goldgräber

Wir bummeln durch die Hauptstraße. Stefan ist sehr beeindruckt von den vielen Oldtimern, die hier herumfahren. Er weiß kaum, wohin er zuerst blicken soll. Zum Schluss genießen wir in einem sehr hübschen Bauerngarten im alten Viertel die süßen Verführungen, genannt „Bunny Sticks“ und trinken dazu wieder diesen wunderbar starken Kaffee. Der ist hier in Neuseeland immer sehr sehr gut, selbst im kleinsten Kiosk oder Bistro. Die Kaffeezubereitungen sind 1 A.

Die Zeit ist stehengeblieben
Die Zeit ist stehengeblieben

Am späten Nachmittag kommen wir in Queenstown an. Besser wäre eine frühere Ankunft oder die Reservierung eines Stellplatzes gewesen. Doch wir haben Glück und ergattern den letzten Platz. Stefan bugsiert mit großem Können das Wohnmobil in die schmale Lücke. Einmal vor, einmal zurück, zack stehen wir eingequetscht zwischen den anderen Wagen.

Wir gehen in die Stadt und schauen, was es dort gibt. Der Ort selbst ist nicht sehr beeindruckend, finde ich, aber hierher fährt man ja, wegen der Extremsportarten. Queenstown ist die Adrenalinstadt pur. Alles kann man hier machen, was mit Nervenkitzel zu tun hat: Bungee Jumping von einer Brücke, Skydiving, Rafting, Canyooning, Speedboot fahren,……. Viele junge Leute bevölkern den Ort, suchen das Abenteuer und den Kick.

Wir schauen dem Treiben auf dem See zu. Sharks sind der neueste Schrei. Das sind pfeilschnelle geschlossene Boote mit denen über den See gerast wird. Zwischendurch tauchen sie ab und springen dann plötzlich aus dem Wasser hoch in die Luft. Das alte Dampfschiff zieht gemächlich seine Runden und über allen kreiseln Gleitschirm- und Drachenflieger, die tollkühn mit einem Saltoüberschlag ins Tal trudeln. Mir bleibt beim Anblick bereits das Herz stehen. Da wir jedoch nichts von alldem vor haben, bleiben wir nur eine Nacht, um die lange Strecke zu unterbrechen.

Der alte Dampfer
Der alte Dampfer

Später sitzen wir noch lange mit meiner Freundin Jule und ihrem Freund Daniel zusammen. Die beiden sind gerade für 3 Wochen auf Neuseelandreise. Ich finde es sehr schön, dass sich unsere Routen zufällig am gleichen Tag auf demselben Campingplatz treffen, und wir einen gemeinsamen Abend verbringen können. Es wird spät, denn es gibt viel zu erzählen.

Okarito und Franz-Josef-Gletscher

Über zahlreiche Kehren und Haarnadelkurven geht es durch dichten Regenwald nach Okarito, einem winzigen abgelegenen Dorf zwischen Meer, Lagune und neuseeländischen Alpen. Wir übernachten auf dem schönen naturbelassenen Campingplatz nahe am Meer. Sophia und ich gehen Duschen. Wir müssen sehr schnell sein. Für 1 $ gibt es 5 Minuten lang warmes Wasser und es dauert, bis wir beiden uns das Shampoo aus den langen Haaren gewaschen haben.

Türkisfarbene Lagune trifft auf blaues Meer und blauen Himmel
Türkisfarbene Lagune trifft auf blaues Meer und blauen Himmel

Später gehen wir noch zum Strand und spazieren an der Lagune entlang. Viele Wasservögel brüten hier. Es liegen haufenweise Treibholz und flache Steine auf dem schwarzgrauen Strand herum. Dahinter verschmelzen das türkisfarbene Wasser der Lagune und das Tiefblaue des Meeres mit dem Himmel. Schneebedeckte Berge mit wildwucherndem Regenwald krönen diese Idylle an der Westküste.

Schön geformtes Treibholz und Steine auf dunklem Sand
Schön geformtes Treibholz und Steine auf dunklem Sand
Ein Austernfischer beim Trocknen des Gefieders
Ein Austernfischer beim Trocknen des Gefieders

Am nächsten Morgen gehen wir durch den Ort mit den schönen Holzhäusern. An einem Haus verkündet ein Schild, dass hier echtes Sauerteigbrot gebacken wird. Leider nur an bestimmten Tagen und auf Bestellung. Heute ist geschlossen. Schade, es wäre auch zu schön gewesen, endlich mal wieder „gutes Brot“ statt dem üblichen pappigem Weißbrot zu essen.

Dorfansichten mit Obelisk und bunten Häusern
Dorfansichten mit Obelisk und bunten Häusern

Wir fahren weiter zum Franz-Josef-Gletscher. Es geht bergauf, bergab und immer wieder über Brücken, die meistens nur eine Fahrspur haben, dass heißt: Entweder können wir oder der Gegenverkehr die Brücke überqueren. Trotz Hauptreisezeit staut es sich jedoch nicht. Ich finde überhaupt, dass die Straßen ganz schön leer sind.

Anders am Gletscher. Wir finden zum Glück noch einen Parkplatz. Gerade als wir ankommen, reißt die Wolkendecke über den Bergen auf. Mit Hunderten anderer Touristen laufen wir zum Gletscher. Es ist ein schöner Weg. Zuerst zieht er sich durch ein Waldstück, geht dann am Wasserfall vorbei und schließlich entlang eines breiten Geröll-Flussbetts. Überall liegen seltsam rostrot gefärbte Steine.

Durch den Palmenwald zum Gletscher
Durch den Palmenwald zum Gletscher
Gletscher auf dem Rückzug
Gletscher auf dem Rückzug

Nach 1 Stunde Fußmarsch erreichen wir den Gletscher. Man kann nicht bis ran gehen, da es zu gefährlich ist. Es sind schon einige Todesfälle gewesen, da Touristen die Absperrung missachtet haben. So schauen wir aus der Ferne an, was vom berühmten Gletscher übrig geblieben ist. Seit 2008 ist sein Eis stark geschmolzen durch die Klimaerwärmung. Mir hat er trotzdem sehr gut gefallen. Dann setzt der Berg wieder sein Wolkenmützchen auf und wir laufen zum Wohnmobil zurück.

Ewiges Eis - wie lange noch
Ewiges Eis – wie lange noch

Unterwegs zum Fox Glacier halten wir am Lake Matheson, in dessen spiegelglatten Wasser sich bei schönem Wetter die Berge spiegeln sollen. Da diese hinter einer grauen Wand verschwunden sind, sparen wir uns den Weg zum Viewing Point und legen statt dessen eine Kaffeepause mit wieder einmal köstlichem Nusskuchen ein.

In Fox Glacier übernachten wir zum ersten Mal auf einem Top 10 Holiday Park. Dafür zahlen wir den stolzen Preis von 108 $ (65,00 €), doch sind darin grenzenlose Duschdauer, ein sehr schönes Kochhäuschen, ein Spielplatz mit Hüpffeld und als Krönung Kettcars enthalten. Voller Begeisterung saust Sophia damit 2 Stunden ums Karree zusammen mit zwei französischen Kindern.

Wir kochen, waschen Wäsche und sitzen später noch lange draußen. Es ist zwar kühl und feucht, doch stechmückenfrei. Welch eine Wonne. Das muss man ausnutzen. Langsam spielt sich der Ablauf von Hin-und Wegräumen morgens und abends ein. Wir gewöhnen uns an unser Nomadendasein.

Im Goldrausch: Reefton und Hokitika

Die Lewis-Pass-Straße windet sich durch dichte Wälder, weite Ebenen und Berge. Die Landschaft hat alpenähnlichen Charakter. Anscheinend herrscht Trockenheit, denn ich kann beobachten, dass extrem bewässert wird. Ein Stück Weide ist grasgrün und Kühe grasen dort, während ringsherum alles braun und trocken ist. Es sieht aus wie ein grün/sandfarbener Flickenteppich.

Wir machen einen Stopp in Reefton, einem pittoresken Örtchen, wo anscheinend die Zeit stehen geblieben ist. Die Hauptstraße sieht ganz urig aus mit ihren Holzhäusern. Ich denke, ich bin mitten in einer Westernkulisse und bestimmt biegt gleich der Revolverheld um die Ecke. Man sieht kaum Leute – wie in einer Geisterstadt.

Außenansichten von Reefton
Außenansichten von Reefton

Wir laufen durch das Dorf, kaufen zwei große Plastikschüsseln (wie sich später herausstellt, die beste Investition in die Ausstattung des Campers) und wandern entlang des Flusses Inangahua, dessen Steine in der Sonne funkeln. Anhand der Bildtafeln erfahren wir, dass Reefton nicht nur Bergbau- und Goldstadt sondern auch die Stadt des Lichts war. 1888 war es der erste Ort der Südinsel mit Stromversorgung und 21 Straßenlaternen. Sie sorgten zu Weihnachten für einen Besucheransturm, denn alle wollten mit eigenen Augen diese Sensation ansehen. Über eine Drahtseilbrücke geht es zurück in den Ort und direkt in ein Café. Es gibt superguten Kaffee, und ich esse den leckersten Caramel Slice aller Zeiten: zuckersüß, klebrig, zum Niederknien, mit Suchtpotential.

Goldsucher: Am Fluss Inanaguhua mit seinen goldschimmernden Quarzsteinen
Goldsucher: Am Fluss Inangahua mit seinen goldschimmernden Quarzsteinen
Flussansicht mit Hängebrücke
Flussansicht mit Hängebrücke

Etwas vor Greymouth entdeckt Thomas einen kleinen naturbelassenen Campground. Zwar ohne Duschen und Strom, dafür aber wunderschön am Fluss liegt das „Nelson Creek Recreation Reserve“. Sofort zieht uns das Wasser magisch an. Rostrot und golden schimmert es in der Sonne. Kinder springen vom Steilufer in den Fluss und wir waten mit den Füßen durch das kühle Nass. Später baut Sophia Staudämme und vergnügt sich auf den tollen neuen großen Spielplatz, die Männer mischen sich unter die Einheimischen im örtlichen Pub, während wir beiden Frauen unter erschwerten Bedingungen kochen. Auf Sophias Wunsch gibt es Frikadellen und Nudeln mit gebratenem Gemüse.

Flussvergnügen am Nelson Creek
Flussvergnügen am Nelson Creek

Abends wird es sehr frisch und die Sandfliegen stechen mal wieder. Flying foxes nennen sie die Bewohner. Die Stiche jucken tagelang so stark, dass man nachts nicht schlafen kann. Es ist wirklich schlimm! Am nächsten Morgen erkunden wir noch die Gegend und wandern über die Hängebrücke ein Stück in den Wald hinein.

Weiße Steine, rostrotes Wasser und grüner Wald
Weiße Steine, rostrotes Wasser und grüner Wald

Auf der Fahrt nach Hokitika an der Westküste wechselt die Landschaft. Es wird grün und grüner, Regenwald begrenzt die Straße.

Hokitika ist entstanden während des Goldrausches in Neuseeland. Jetzt gibt es sehr viel Jade zu kaufen. Ein Geschäft reiht sich an das Nächste. Wir gehen in eine Werkstatt und sehen zu, wie der Stein bearbeitet wird. Das ist nicht ganz einfach und die Schleifer brauchen viel Fingerspitzengefühl, damit ein Schmuckstück daraus entsteht.

Den Jadeschleifern über die Schulter geschaut
Den Jadeschleifern über die Schulter geschaut

Dann besuchen wir „The National Kiwi-Center“ in der Ortsmitte, welches uns die Tierwelt Neuseelands näher bringt. Am Empfang sitzt eine Deutsche, die nach Neuseeland ausgewandert ist. Mir fällt auf, dass sehr viele Einwanderer aus Deutschland kommen. Sophia ist ganz begeistert, dass sie die 100 Jahre alten Aale mit Fleischbröckchen füttern darf. Dann schauen wir uns die Kiwis an, diese großen flugunfähigen nachtaktiven Nationalvögel. Ganz leise müssen wir sein, damit sie sich nicht erschrecken. Auch eine „Glühwürmchenhöhle“ gibt es. Weiter geht es zum Krabbenfangen. Man nimmt sich eine Schnur, hängt ein kleines Stück Fleisch an den Haken und versucht, damit eine Krabbe zu angeln. Wir brauchen sehr viel Geduld bis eine anbeisst. Wir sehen sie an, fotografieren sie und dann geht es zurück in das Becken. Eine Urkunde bezeugt Sophias Anglerglück.
Eintritt: 22 $/Person (13,25 €), Sophia durfte noch kostenlos hinein

Hurra, Sophia hat eine große Krabbe gefangen
Hurra, Sophia hat eine große Krabbe gefangen

Wir bummeln noch durch den Ort bei herrlichsten Sonnenschein. Der alte Teil sieht verlassen aus, die Läden sind geschlossen. Auf den Weg zum Meer kommen wir an einem Take away vorbei und holen uns für 20 $ eine Riesenportion Fish & Chips, äußerst fettig und traditionell verpackt in Zeitungspapier. Mit Blick auf das strahlend blaue Meer verspeisen wir unsere Mahlzeit mal ohne die lästigen Mücken. Pure Urlaubsfreude kommt auf.

Blaue Blumen, blaues Meer, blaue Berge in Hokitika
Blaue Blumen, blaues Meer, blaue Berge in Hokitika

Von Christchurch nach Hamnersprings

Wir verabschieden uns von der freundlichen Rezeptionistin Sophia Lou, einer nach Neuseeland eingewanderten Chinesin. Ein Shuttletaxi bringt uns zur Maui-Station, wo wir unser gemietetes Wohnmobil abholen. Während die Herren in die Geheimnisse des Fahrzeugs eingewiesen werden, trinken wir Frauen Kakao und Kaffee.

Um 12.00 Uhr starten wir in unser Camperleben, nachdem wir alle Kleidung verstaut haben. Stefan traut sich mit Copilot Thomas an seiner Seite auf die Straße. Großes Auto ist für ihn kein Problem, der Linksverkehr dagegen gewöhnungsbedürftig. Doch alles klappt ganz prima.

In Kaiapoi gibt es einen Abstecher zum Strand. Tosendes Meer, viele Fischer und stürmischer Wind. Herrlich. Er pustet den Kopf frei. In Amberley kaufen wir in einem riesigen Supermarkt ein, denn schließlich brauchen wir was zum Essen. Das nimmt einige Zeit in Anspruch, doch endlich ist die große Wunschliste abgearbeitet. Nun hält uns nichts mehr auf.

Wir biegen auf die Lewis-Passtraße ein. Unser erstes Ziel ist Hamnersprings. Atemberaubend ist der Blick von der hohen einspurig zu befahrenden Brücke ins Tal. Die ganze Landschaft wirkt wie einem Modellbaukasten entsprungen. Zum ersten Mal kommen wir mit den in NZL erfundenen Extremsportarten in Berührung, denn große Plakate für Bungee-Jumping und anderen Nervenkitzel leuchten uns entgegen.

In Hamnersprings wollen wir in den heißen Quellen baden, nachdem wir aber feststellen, dass es sich um ein Thermalbad handelt, haben wir keine Lust dazu und fahren gleich weiter zum Campingplatz außerhalb des Ortes.

Frühstück auf dem Campingplatz von Hamnersprings begleitet von Sandflys
Frühstück auf dem Campingplatz von Hamnersprings begleitet von Sandflys

von Elvira
Hier erleben wir dann eine Herausforderung der besonderen Art: Sandfliegen stürzen sich auf uns, hocherfreut über das frische Blut aus Europa. Wir mummeln uns ein trotz Sonnenschein. Flipflops aus, Schuhe mit Socken an, das extrastarke Antibrumm auf die Haut, was den Biestern nur ein müdes Lächeln entlockt und balinesische Räucherstäbchen auf den Tisch, bei denen ihnen das Lachen vergeht.

Ich versuche in der heruntergekommenen Küche Chili con carne mit Reis zu kochen. Es ist nervig, umständlich und die Kochtöpfe sind viel zu klein für 5 Personen.

Erstes Fazit:
NZL und ich sind noch Lichtjahre von einem Miteinander entfernt. Es ist kalt obwohl es doch Hochsommer ist, voller Stechmücken, die einen den Aufenthalt draußen vermiesen und zu einer Wohnmobilfreundin bin ich ebenfalls noch nicht geworden. Nachts kann ich nicht schlafen auf dem beengten Raum und jedes Mal, wenn sich Jemand im Schlaf umdreht, wackelt das ganze Ding. Kurz: es ist nervig und ätzend, nur die Landschaft entschädigt ein wenig. Warum tue ich mir sowas in meinem hohen Alter an?