Unglaubliches Oamaru – eine Stadt wie aus einer anderen Zeit

Mitten in der Nacht um 5.00 Uhr früh sind wir aufgestanden. Da zieht sich der Tag ganz schön lang dahin. Nachmittags erreichen wir Oamaru. Wir sind erleichtert, dass wir endlich hier sind. Der Tourist-Campingplatz ist ein wundervoller Ort mit Blick auf den Hafen. Direkt nebenan ist ein supertoller Spielplatz, der nicht nur Sophia sondern auch uns Erwachsenen prima gefällt. Als sie dort noch zwei deutsch sprechende Kinder kennenlernt, ist sie überglücklich und der Nachmittag gelaufen. Stundenlang spielen alle zusammen und genießen das Zusammensein.

Der Spielplatz in Oamaru, ein absoluter Hingucker
Der Spielplatz in Oamaru, ein absoluter Hingucker
Das Ende der Drahtseilbahn ist ein Elefant
Das Ende der Drahtseilbahn ist ein Elefant

Und dann die Stadt selbst. Mir fehlen die Worte, ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Oamaru ist einfach nur phantastisch. Erst einmal säumen prächtige Bauten aus weißem Kalksandstein die Hauptstraße und zeugen vom ehemaligen Reichtum des Ortes, welcher ein bedeutender Fischerei- und Handelshafen war. Von hier wurde das im Hinterland hergestellte Gefrierfleisch nach Europa verschifft. Eine technische Sensation zu damaligen Zeit.

Säulen aus weißem Kalkstein, prächtig und erhaben
Säulen aus weißem Kalkstein, prächtig und erhaben

Als Nächstes sind da die unglaubliche Hafenstraße und Tynestreet, die zusammen mit der Innenstadt unter Denkmalschutz stehen. Ich glaube, ich habe eine Zeitreise gemacht und bin irgendwo in Achtzehnhundertschnee gelandet. In den ehemaligen Speicherhallen des Hafens sind jetzt Läden untergebracht, Jeder für sich eine Show: Kostümverleih, Steinhauer, Buchbinder, Whiskeydestille, Brewery, Bäcker, Bastler, Künstler, Secondhand, Eismacher und was weiß ich noch alles. Dazu eine Wahnsinnswunderweltgalerie und Geschäfte, vollgestopft mit Krimskrams, alten Büchern, Zeitschriften, Flohmarktartikeln und mehr. Die meisten Verkäufer sind passend kostümiert. Irre. Das kann ich nicht beschreiben, das musst du dir eigentlich selbst ansehen, um zu verstehen, was ich meine. Ich bin völlig sprachlos.

Kleidung ist alles, will man mit der Zeit gehen
Kleidung ist alles, will man mit der Zeit gehen
Ein Punk + Dampfmaschinen = Sensationell
Ein Punk + Dampfmaschinen = Sensationell

In der Bakery gibt es Sauerteigbrot. Endlich wieder leckeres Brot. Das haben wir bisher auf unserer Weltreise am meisten vermisst. In Neuseeland gibt es zwar in den Supermärkten in meterlangen Regalen verschiedenste Brotsorten, doch eigentlich ist es alles das gleiche weiße Pappzeug nur von verschiedenen Firmen. Es schmeckt nicht und du kannst Unmengen davon essen und wirst nicht satt. Ich komme mir vor wie im Schlaraffenland. Abends sitzen wir im Sonnenschein, blicken auf das türkisblaue Meer, es gibt dieses herrliche Brot und dazu unseren superleckeren Käse plus Rotwein. Herz, was willst du mehr. Das Leben ist ein Traum, besser geht es nicht.

Unser Ausblick vom Camper auf den Hafen
Unser Ausblick vom Camper auf den Hafen
Es ist angerichtet: Brotzeit mit Käse vom Feinsten
Es ist angerichtet: Brotzeit mit Käse vom Feinsten

Später gehen wir zu den Blaupinguinen. Sie sind die Kleinsten ihrer Art und werden nur 30 cm groß. Hoffen wir mal, dass wir welche sehen. Wenn es dunkel wird suchen sie ihre Schlafplätze auf, verrät uns die Dame in der i-site. Und das Besondere, dieses Ereignis gibt es völlig kostenlos. Prima.

Wir gehen also zum bezeichneten Platz und erleben eine böse Überraschung. Von wegen kostenlos. Der Weg endet vor einer Art Betonstadion mit Zuschauer-Tribüne. Das Ganze ist hermetisch abgeriegelt von der Außenwelt. Nur zum Preis von 28 $/Person kann man an dieser „Pinguin-Show“ teilnehmen. Scharen von asiatischen Touristen, behängt mit Kameras, werden gerade mit Bussen herangekarrt. Aufpasser achten darauf, dass sich keine unbefugten Besucher in der Nähe des Gitters herumtreiben, um einen kostenlosen Blick auf ankommende Pinguine zu werfen. Sie erklären uns allen Ernstes, dass sich die Pinguine von unserer Anwesenheit gestört fühlen. Wollen die mich auf den Arm nehmen? Wir hören die Musik und den Animateur oder soll ich Moderator sagen, wie er laut über das Mikrofon Erklärungen abgibt. Von wegen Schutz der Pinguine. Das ist ein florierendes Geschäft. Empört blasen wir zum Rückzug. Wir wollten doch nur in aller Stille am Strand sitzen und dem Kommen der Pinguine zuschauen. So stellten wir uns das vor.

Vorsicht - Pinguine überqueren die Straße
Vorsicht – Pinguine überqueren die Straße

Auf dem Rückweg treffen wir auf eine Pinguin-Advokatin. Sie erklärt uns, dass wir die Tiere sehen können, wenn sie vom Hafengelände zu ihren Schlafplätzen am Berg watscheln. Kostenlos. Wir werden von ihr genauestens instruiert: keinerlei Blitzlicht und absolute Ruhe. Es gibt mehrere ehrenamtlich tätige Personen, die dafür sorgen, dass die Pinguine sicher über die Straße kommen. So stehen wir schweigend und warten geduldig und warten und warten.

Es ist mittlerweile 22 additional hints.00 Uhr. Endlich tut sich etwas im Meer. Der erste kleine Blaupinguin watschelt an Land. Ist der süß. Er scheint alle Zeit der Welt zu haben, putzt sich am Straßenrand und schaut in die Runde. Ihm folgen weitere. Plötzlich kommen die Busse von der Show zurück. Die Pinguine scheinen irritiert zu sein vom Scheinwerferlicht. Sollen sie nun weiterlaufen oder nicht. Wie passt das alles zusammen. Dröhnende Fahrzeuge gegen völlig still dastehende Beobachter, Scheinwerferlicht gegen Dunkelheit, Rummel und Show gegen Naturschutz. Rätselhaft.

Es ist fast Mitternacht, als Stefan und ich meiner Mutter und Thomas folgen, die mit Sophia schon früher zum Camper zurückgegangen sind. Auf dem Rückweg sehen wir immer wieder Pinguine, die sich etwas verirrt haben. Es gab in der Nähe auch Gelbaugenpinguine, jedoch sind die schon seit Monaten nicht mehr gesichtet worden. Vielleicht haben sie sich neue ruhige Schlafplätze gesucht. Wir freuen uns sehr, dass wir die Kleinen beobachten konnten. Das lange Warten hat sich gelohnt.:-)

Am nächsten Morgen fahren wir weiter. Den Kindern fällt es immer sehr schwer, neue Bekanntschaften gleich wieder loszulassen. Sophia ist traurig, als sie sich verabschieden muss.

Oamaru, diese unglaubliche Stadt, ist eine ganz große Empfehlung von mir, die ich Allen ans Herz legen möchte. Tausend Dinge gibt es zu entdecken, Handfestes und Wundersames, Neues und Altes. Unbedingt besuchen.

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