Über zahlreiche Kehren und Haarnadelkurven geht es durch dichten Regenwald nach Okarito, einem winzigen abgelegenen Dorf zwischen Meer, Lagune und neuseeländischen Alpen. Wir übernachten auf dem schönen naturbelassenen Campingplatz nahe am Meer. Sophia und ich gehen Duschen. Wir müssen sehr schnell sein. Für 1 $ gibt es 5 Minuten lang warmes Wasser und es dauert, bis wir beiden uns das Shampoo aus den langen Haaren gewaschen haben.
Später gehen wir noch zum Strand und spazieren an der Lagune entlang. Viele Wasservögel brüten hier. Es liegen haufenweise Treibholz und flache Steine auf dem schwarzgrauen Strand herum. Dahinter verschmelzen das türkisfarbene Wasser der Lagune und das Tiefblaue des Meeres mit dem Himmel. Schneebedeckte Berge mit wildwucherndem Regenwald krönen diese Idylle an der Westküste.
Am nächsten Morgen gehen wir durch den Ort mit den schönen Holzhäusern. An einem Haus verkündet ein Schild, dass hier echtes Sauerteigbrot gebacken wird. Leider nur an bestimmten Tagen und auf Bestellung. Heute ist geschlossen. Schade, es wäre auch zu schön gewesen, endlich mal wieder „gutes Brot“ statt dem üblichen pappigem Weißbrot zu essen.
Wir fahren weiter zum Franz-Josef-Gletscher. Es geht bergauf, bergab und immer wieder über Brücken, die meistens nur eine Fahrspur haben, dass heißt: Entweder können wir oder der Gegenverkehr die Brücke überqueren. Trotz Hauptreisezeit staut es sich jedoch nicht. Ich finde überhaupt, dass die Straßen ganz schön leer sind.
Anders am Gletscher. Wir finden zum Glück noch einen Parkplatz. Gerade als wir ankommen, reißt die Wolkendecke über den Bergen auf. Mit Hunderten anderer Touristen laufen wir zum Gletscher. Es ist ein schöner Weg. Zuerst zieht er sich durch ein Waldstück, geht dann am Wasserfall vorbei und schließlich entlang eines breiten Geröll-Flussbetts. Überall liegen seltsam rostrot gefärbte Steine.
Nach 1 Stunde Fußmarsch erreichen wir den Gletscher. Man kann nicht bis ran gehen, da es zu gefährlich ist. Es sind schon einige Todesfälle gewesen, da Touristen die Absperrung missachtet haben. So schauen wir aus der Ferne an, was vom berühmten Gletscher übrig geblieben ist. Seit 2008 ist sein Eis stark geschmolzen durch die Klimaerwärmung. Mir hat er trotzdem sehr gut gefallen. Dann setzt der Berg wieder sein Wolkenmützchen auf und wir laufen zum Wohnmobil zurück.
Unterwegs zum Fox Glacier halten wir am Lake Matheson, in dessen spiegelglatten Wasser sich bei schönem Wetter die Berge spiegeln sollen. Da diese hinter einer grauen Wand verschwunden sind, sparen wir uns den Weg zum Viewing Point und legen statt dessen eine Kaffeepause mit wieder einmal köstlichem Nusskuchen ein.
In Fox Glacier übernachten wir zum ersten Mal auf einem Top 10 Holiday Park. Dafür zahlen wir den stolzen Preis von 108 $ (65,00 €), doch sind darin grenzenlose Duschdauer, ein sehr schönes Kochhäuschen, ein Spielplatz mit Hüpffeld und als Krönung Kettcars enthalten. Voller Begeisterung saust Sophia damit 2 Stunden ums Karree zusammen mit zwei französischen Kindern.
Wir kochen, waschen Wäsche und sitzen später noch lange draußen. Es ist zwar kühl und feucht, doch stechmückenfrei. Welch eine Wonne. Das muss man ausnutzen. Langsam spielt sich der Ablauf von Hin-und Wegräumen morgens und abends ein. Wir gewöhnen uns an unser Nomadendasein.