Ein Tagesausflug nach Da Nang

Wir machen einen Ausflug von Hoi An nach Da Nang wie so oft sind wir mit einem geliehenen Moped unterwegs. Es ist sehr warm und Sophia hat keine Lust. Sie möchte lieber zum Strand und dementsprechend ist ihre Stimmung.

Zuerst fahren wir zu den Marmorbergen. Dort werden wir erschlagen von den vielen Läden ringsherum, wo man Souvenirs aus Marmor und riesige Skulpturen kaufen kann. Wir halten uns hier nicht lange auf und beschließen weiter zur „Buddhafrau“ zu fahren. Die Straße führt am Meer entlang und wir sehen einige Männer, die in ihren großen Reisschüsselbooten aufs Meer hinaus fahren zu ihren Schiffen. Das ist eine ganz schön wackelige Angelegenheit.

Danach geht es einen Berg hinauf, von dem wir eine wundervolle Aussicht auf Da Nang haben und weiter zu einer Gelände mit Tempeln und Skulpturen aus Marmor. Vor dem Haupttempel müssen wir uns natürlich wie immer die Schuhe ausziehen. Drinnen sitzen drei riesengroße goldene Buddhafiguren, die von hinten mit bunten Lichtern angestrahlt werden. Sophia ist ganz begeistert von diesem ganzen Glanz, vergessen die Lustlosigkeit vom Morgen. Schließlich gehen wir zur Hauptattraktion, der strahlend weißen Buddhafrau aus Marmor. Sie sieht sehr beeindruckend aus und blickt vom Berg auf das Meer und Da Nang.

Marmorstatuen im Tempel von Da Nang
Marmorstatuen im Tempel von Da Nang
Die wunderbare weiße Buddhafrau
Die wunderbare weiße Buddhafrau

Jetzt möchten wir gerne noch zum Monkey Mountain fahren. Da wir den Weg nicht kennen, fragen wir eine junge Frau, die mit einem Mönch unterwegs ist. Trotzdem sie wenig Englisch kann, ist sie sehr nett und macht uns deutlich, ihnen zu folgen. Wir freuen uns darüber und sind wieder mal begeistert über diese Hilfsbereitschaft. Es geht los. Wir fahren und fahren. Zeitweise denken wir, dass die beiden vielleicht vergessen haben, dass wir ihnen folgen. Ich schaue immer mal auf unsere Maps me-Karte, um zu wissen, wo wir uns befinden. Schließlich halten sie an und fragen Jemand am Straßenrand. Danach fahren wir noch ein Stück. Langsam bezweifele ich sehr stark, dass sie uns richtig führen. Aber was bringt es jetzt noch. Dann halten die beiden an und zeigen freudestrahlend auf eine Strasse, die am Fluss entlang führt und auf der wir nun entlang fahren sollen. Stefan und ich schauen uns völlig belämmert an. Wir fühlen uns total veräppelt, denn sie haben uns mitten ins Verkehrschaos der Innenstadt geführt. Wenigstens haben wir zur Belustigung der Beiden beigetragen, denn sie lachen begeistert, als wir losfahren.

Wir wollen uns erst einmal orientieren und am Besten geht das beim Essen. Also halten wir bei einem Restaurant an. Der Wirt freut sich und führt uns gleich zu einem Tisch. Die Karte, die wir bekommen, ist nur auf vietnamesisch. Super, dass auch noch. Wir verstehen durch Gesten und Mimik, dass es nur Fisch gibt, den man sich aus dem Wasserbecken aussuchen muss. Aber was sind das für Fische und wie werden sie zubereitet??? Der Mann sieht unsere Verzweiflung, ruft irgendwen an und gibt uns das Telefon. Ich verstehe nichts von dem, was mir am anderen Ende der Leitung in einem stark dialektgeprägten Englisch erzählt wird und die Lautstärke im Restaurant trägt nicht zur Verständigung bei. 5 Minuten später steht der Mann vom Telefon persönlich vor uns. Er erzählt „uns“ irgendwas, na ja eigentlich nur Stefan, denn mir schenkt er überhaupt keine Beachtung. Das bin ich inzwischen gewöhnt, dass man als Frau bei Einheimischen schlichtweg übersehen wird. Ich empfinde das jedes Mal als Unverschämtheit, wenn ich für Menschen quasi Luft bin und rege mich nach wie vor darüber auf. Wie in so vielen Ländern existiert die Gleichberechtigung auf in Vietnam nur auf dem Papier. Am Schluss bestellen wir einfach Krabbensuppe. Sie hat nicht sonderlich gut geschmeckt, jedoch den Bauch gefüllt.

Für die Monkey Mountains ist es inzwischen zu spät, wir gehen noch ein wenig an den Strand. Ich möchte dann später die Drachenbrücke gern nochmal in voller Beleuchtung sehen, wusste aber leider nicht, dass wir den Weg dann in der Hauptverkehrszeit zurücklegen müssen. Die Straßen wimmeln von Mopeds und das Hupkonzert ist ohrenbetäubend. Der Verkehr ist ein einziges Chaos und der arme Stefan kommt ganz schön ins Schwitzen. Ich könnte mich bei dem Durcheinander kaputt lachen. Zum Glück kommen wir wieder mal heil und wohlbehalten an. Nachdem wir uns von der Aufregung erholt haben, bestaunen wir die Brücken in ihrer ganzen Pracht. Ganz Da Nang erstrahlt von tausenden Lichtern und erweckt den Eindruck einer Weltmetropole. Es ist sagenhaft, unwirklich schön. Danach essen wir noch super lecker an einem Straßenstand. Spät abends kommen wir wieder in Hoi An an. Wieder einmal hat uns diese andere fremde Kultur in ihren Bann gezogen und sehr beeindruckt.

Hoi An ist eine Reise wert

Morgens klingelt der Wecker wieder frühzeitig. Die Begeisterung von Sophia hält sich in Grenzen. Um 9 Uhr sollen wir abgeholt werden. Unten im Foyer lernen wir Grit und Thomas aus Deutschland kennen, die ebenfalls nach Hoi An fahren wollen, jedoch mit einem Motorrad. Wir warten und warten, doch nichts passiert. Stefan ist langsam unruhig. Ich mache mir keinen Kopf, es ist wie gehabt: Pünktlichkeit ein Fremdwort, welches selten exakte Anwendung findet. Es wird schon werden. Um 10 Uhr, mit nur einem Stündchen Verspätung, erfolgt die Abholung. Na bitte.

Als wir beim Schlafbus ankommen, ist er schon fast voll besetzt, deshalb haben wir nicht die hinteren drei Liegeplätze. Damit niemand von uns allein sitzen muss, quetschen wir uns zu dritt auf zwei Sitze. Hätten wir es vorher gewusst, hätten wir uns das Ticket für Sophia sparen können. Einige Leute müssen dann auch im Gang sitzen, da keine Plätze mehr frei sind. Um 11:30 Uhr fahren wir los. Es ist wirklich unbequem, eng und heiß mit Sophia zusammen auf einem Platz.

Um 15 Uhr kommen wir an. Wir handeln mit einem Taxifahrer 35.000 Dong (1,43 €) für die Fahrt zum Hotel aus. Er fährt zuerst zu einer falschen Unterkunft, bis wir ihm klar machen, wo unsere Unterkunft ist. Wir haben 2 Nächte gebucht. Das machen wir meistens so. Wenn es uns gefällt, verlängern wir, wenn nicht, suchen wir uns eine andere Bleibe.

Am nächsten Tag brechen wir mit geliehenen Fahrrädern zum Strandtag auf. Wir kaufen Sandspielzeug sowie einen Ball, bauen Sandburgen und Dämme. Und wen treffen wir dann zufällig? Grit und Thomas. Wir haben uns dann noch lange mit ihnen unterhalten. Wir waren noch mehrmals am Strand. An den Straßenständen kaufen wir frisches Obst. Die Mangos und Litschis sind so unglaublich frisch, lecker und saftig hier, kein Vergleich zu denen in Deutschland.

Entspannung pur am Strand
Entspannung pur am Strand

Abends gehen wir in die Altstadt von Hoi An, die seit 1999 Weltkulturerbe ist. Wir sind alle völlig fasziniert, denn sie ist wunderschön. Überall hängen Laternen, die mit ihrem Leuchten eine Stimmung wie im Märchen erzeugen. Kunsthandwerker bieten ihre Erzeugnisse an. Beim Schneider kann man sich maßgeschneiderte Garderobe bestellen. Viele Asiaten lassen sich mit der Rikscha durch die Straßen fahren. Ein Muss ist, an einem der Straßenstände am Ufer die kulinarische Spezialität von Hoi An zu essen: Cao Lau. Sie besteht aus etwas Fleisch, Salat und auf ganz besondere Art hergestellte Nudeln. Die gibt es so nur hier, nirgendwo sonst in Vietnam. Es schmeckt super lecker und die nächsten Tage werden wir es noch sehr oft essen.

Super lecker ist Cao Lao, die Spezialität von Hoi An
Super lecker ist Cao Lau, die Spezialität von Hoi An

Wir wechseln nach zwei Nächten die Unterkunft. Sophia kommt mit der alten Frau (Mutter des Besitzers?) nicht zurecht und hat Angst vor ihr. Sie ist ihr unheimlich mit ihrem lauten Erzählen und kichernden Gelächter. So ziehen wir notgedrungen um, denn wir fanden es sehr schön dort. In unserer neuen Unterkunft fühlt sich Sophia wieder wohl. Die Frau hier freut sich über Sophias blonde Haarpracht und macht ihr die tollsten Frisuren.

Zum ersten Mal probieren wir Homestay aus. Es ist ungewohnt für uns, denn wir wohnen bei den Menschen zuhause. Immer wenn wir abends kommen, müssen wir durch das Wohnzimmer laufen. Da sitzt dann die ganze Familie beisammen. Die Kinder spielen und es wird Fernsehen geschaut.

Am nächsten Tag zieht es uns wieder in die phantastische Altstadt. Dort shoppen wir ausgiebig und schauen uns die überdachte japanische Brücke Cau Nhat Ban an. In deren Mitte befindet sich ein kleiner Tempel. Für das Überqueren muss man Eintritt zahlen. Wir haben das Geld lieber in super leckere Mangoteilchen investiert. Danach gehen wir auf den Markt. Dort gibt es reichlich Gemüse, Obst und Fisch zu kaufen. Köstlich anzusehen sind dort die vielen alten Bauersfrauen.

Die japanische Brücke
Die japanische Brücke

Hoi An, diese wunderschöne Stadt sollte man unbedingt besuchen, wenn man in Vietnam ist. Sie verzaubert mit ihrer herrlichen Altstadt, den ganzen kleinen Gassen, Geschäften und den Unmengen von leuchtenden Laternen. Wir sind völlig begeistert. Schade, dass die Zeit hier vorbei ist.

In unserem Homestay buchen wir jetzt noch ein Busticket für 928.477 Dong (37,84€). Unsere Reise geht weiter nach Phong Nha.

Hier haben wir gewohnt:

Petunia Garden – 2 Nächte für 25,68 € incl. Frühstück
Es liegt in einem ruhigen Viertel von Hoi An mitten in einem großen Garten, welcher durch zahlreiche Laternen beleuchtet wird. Die Vermieter sind sehr nett. Das Zimmer ist ok, nur die Bettmatratze ließ uns jede Einzelne ihrer Federn spüren. Schade, dass sich Sophia vor der „alten Dame“ fürchtete, die nur nett zu ihr sein wollte.

Mango Garden Homestay – 3 Nächte für 36,00 € incl. Frühstück
Das Zimmer war sehr schön, ein bisschen Luxus mit Klimaanlage, wenn auch mit Gemeinschaftsbad. Doch alles klappte prima. Es hat uns gut gefallen.

Gut angekommen in Hué, Vietnam

Wir sind sehr erleichtert, dass der Grenzübergang von Laos nach Vietnam geklappt hat. Wir sind in Hué, der historischen Hauptstadt Vietnams und zugleich dem regenreichsten Ort des Landes angekommen. Doch wir sind wettertechnisch betrachtet Glückskinder und so lacht für uns die Sonne vom Himmel.

Auch in Vietnam ist der Verkehr eine völlige Katastrophe. Es gibt keine Regeln und jeder fährt wie er will. Unzählige Roller drängen sich dicht an dicht, dazwischen einige Autos. Ganz wichtig: dauerhaftes Hupen. Macht wenig Sinn, zeigt aber die aufmerksame Teilnahme am Straßenverkehr. Unser Taxifahrer schlängelt sich durch den dichten Verkehr, unterhält sich mit uns und währenddessen hupt er in einer Tour. Im Hotel angekommen sind wir nur noch müde und wollen gleich schlafen. Doch vorher gibt es mal wieder Diskussionen mit Sophia, wer in welchem der drei vorhandenen Betten schläft.

Am anderen Morgen genießen wir unser “ausreichendes“ Frühstück. In Asien fällt es immer sehr sparsam aus. Man wählt zwischen verschiedenen Angeboten aus: ein Getränk (Kaffee, Tee, manchmal auch ein Fruchtshake) und ein Essen (Ei mit einem Toast, Nudelsuppe, Toast mit Marmelade, hin und wieder ein Pancake). Egal, was man nimmt, satt wird man davon meistens nicht.

Später laufen wir ein bisschen in unserer Gegend herum und kommen zu einem Park mit vietnamesischen Kunstwerken am Parfüm River. Gleich erhalten wir zahlreiche Angebote für die Fahrt mit einem Drachenboot, welche wir dankend ablehnen. Ein Stück weiter fragt uns alle paar Meter jemand „Boat to nightmarket? 1 $.“ Nein, auch dahin wollen wir nicht. Was wir wollen ist Ice Coffee, wobei ich merke, dass der nicht überall lecker ausfällt.

Am nächsten Tag leihen wir uns Fahrräder. Zuerst steuern wir eine Pagode an. Der Weg dorthin ist abenteuerlich. Vor den Kreuzungen klingeln wir wie verrückt, fahren dann langsam darauf zu und überqueren sie oder biegen ab. Es kostet ganz schön Überwindung, aber man muss einfach mutig drauf losfahren. An einem dreispurigen Kreisverkehr angekommen, hänge ich mich einfach parallel an einen Mopedfahrer dran und fahre mit ihm als Schutzschild durch den Verkehr. Stefan schafft es auch irgendwie auf die andere Seite.

Die Pagode
Die Pagode

Nicht nur von der Sonne aufgeheizt erreichen wir gesund und wohlbehalten die Pagode. Wir laufen über das Gelände. Die Bauten sind alle aus Stein und es fehlt die Goldverzierung. Wir bekommen einen kleinen Einblick wie die Mönche leben, da wir in eines der Häuser hineinschauen dürfen. Zufällig war gerade mit uns eine deutsche Reisegruppe dort und so erfahren wir, dass sich Jungen ab 6 Jahren den Mönchen anschließen und solange bei ihnen bleiben können wie sie wollen. In dieser Zeit sind Beziehungen zum weiblichen Geschlecht verboten.

Hinter der Anlage befindet sich ein alter Friedhof. Sie sehen ganz anders aus als in Deutschland. Jede Grabstätte gleicht einer Mini-Tempelanlage mit bunter Pagode und Mauerumrandung. Dazwischen kein gepflegtes Grün sondern wild wucherndes Gestrüpp und Büsche. Es sieht ganz natürlich aus wie eine Mini-Landschaft.

Die Zitadelle von Hué
Die Zitadelle von Hué

Den Eintrittspreis von 300.000 Dong (12,30 €) finde ich ganz schön teuer, doch Stefan möchte sie gerne besichtigen. Sophia ist nach dem gestrigen anstrengenden Tag nicht gut drauf und quengelt uns ständig die Ohren voll. Wir laufen über das Gelände und schauen uns die Gebäude an. Sie sind ganz nett anzusehen, jedoch nicht so besonders, dass sie den teuren Eintritt rechtfertigen. Den reißt auch die einheimische traditionelle Musikgruppe, die dort spielt, nicht raus. Am Ende müssen wir auch noch wegen mangelnder Beschilderung um das ganze Gelände herumlaufen, um zu unseren Fahrrädern zu gelangen. Jetzt kämpfen wir uns wieder durch das Labyrinth des Verkehrs zum Hotel zurück.

Lange Gänge in der Zitadelle
Lange Gänge in der Zitadelle
Eine traditionelle Musikgruppe in der Zitadelle von Hué
Eine traditionelle Musikgruppe in der Zitadelle von Hué

Hué ist eine große, wuselige und chaotische Stadt. Viele sagen, es lohnt sich nicht dort zu bleiben und zu sehen gäbe es auch nichts. Da bin ich anderer Meinung. Wir haben hier einen Stopp von 4 Tagen eingelegt und viel Interessantes gesehen: Nachtmarkt, Tempel, kaiserliche Grabstätten, Pagoden, … . Wir reisen weiter nach Hoi An, denn wir wollen endlich alle an den Strand. Das Busticket buchen wir direkt bei unserer Unterkunft für 300.000 Dong (12,30 €).

Sonnenuntergang in Hué
Sonnenuntergang in Hué

Hier haben wir in Hue gewohnt:

Hotel „Valentine“ 3 Übernachtungen mit Frühstück 34,53 €
Unser Hotel liegt in einer kleinen Seitenstraße, wo man gerade so mit einem Auto durchfahren kann. Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit. Das Zimmer ist richtig luxuriös ausgestattet mit Badewanne plus Duschvorhang. Wir freuen uns, endlich mal kein komplett nasses Bad nach dem Duschen zu haben. Empfehlenswert.

Auf dem Landweg von Laos nach Vietnam

Ein Tuk Tuk fährt uns morgens um 8.00 Uhr für 40.000 Kip (4,55 €) zum Busbahnhof von Savannakhet/Laos. Ein Ticket (220.000 Kip/2 Pers. = 25,00 €) haben wir uns gestern noch geholt. Wir laden unser Gepäck ein und sichern uns die hinteren Plätze in dem anscheinend voll besetzten Bus. Dann gehen wir eine Suppe essen zum Frühstück. Um 9.00 Uhr starten wir nach Hué/Vietnam.

Es ist uns komisch zumute, denn wir sind offensichtlich die einzigen Ausländer und werden von allen Seiten bestaunt. Jetzt wissen wir wie sich fremd aussehende Menschen in Deutschland fühlen müssen, wenn sie durch die Straßen gehen. Einziger Unterschied, uns blickt Jeder sehr freundlich an.

Der Bus transportiert natürlich wieder die verschiedensten Güter von A nach B, legt einige Zwischenstopps ein, Leute steigen aus oder zu und schließlich gibt es eine Pause zum Mittagessen und zum Toilettengang. Ich hole mir süßen Ice Coffee in einer absolut stylischen Tüte. Endlich, so einen wollte ich immer schon mal haben.

Der Toilettengang ist mal wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Ich gehe also in die besagte Toilette hinein. Nichts da. Ich schaue nach oben, ob ich mich vielleicht in einer Dusche befinde. Nichts da. Ich gehe vorsichtshalber noch mal hinaus. Bin ich aus Versehen falsch gelaufen? Alles richtig. Also wieder hinein in diese angebliche Toilette. Bei genauerem Hinsehen registriere ich einen Abfluss in der Ecke und daneben einen Wasserbehälter. Am liebsten wäre ich irgendwo hinter einen Busch gegangen, doch wenn man extra diese sanitäre Anlage geschaffen hat, nehme ich sie doch. Hm, tja, also dann mal los, nur Mut.

Wir fahren weiter Richtung Grenze. Die Straße gleicht einem staubigen Feldweg, ein Schlagloch folgt dem nächsten. Wir haben einen besonderen Mitfahrer an Bord: einen Vogel. Der wird in seinem Käfig so stark durchgeschüttelt, dass wir darauf warten, wann er von der Stange fällt. Stefan und ich müssen sehr darüber lachen.

Wir nähern uns der Grenze. Eine Frau steigt in den Bus, die Kip in Dong wechselt. Wir beobachten, was die Einheimischen machen und wechseln dann auch unser Geld zu einem Kurs, der nicht der Tollste ist. Trotzdem fühlen wir uns wie Millionäre, denn stell dir vor: 50 € sind 1.300.000 Dong. In dicken Bündeln stecken die Scheine nun in unseren Portemonnaies, die wir kaum noch zubekommen. Phantastisch. Wir sind reich. Das der Geldwechsel, trotz miesem Kurs, die richtige Entscheidung war stellen wir später fest, denn an der Grenze von Laos nach Vietnam gibt es weder Geldautomaten noch Exchange Schalter.

Wir stehen an der Grenze. Ein Beamter erscheint, sammelt unsere Pässe ein und überträgt die Daten in eine Liste. Weiter geht es zu einem Schalter, wo wir den Ausreisestempel erhalten. Bong, einen bei Stefan, bong, einen bei mir, bong, ei . . .

Die Hand mit dem Stempel erstarrt mitten in der Bewegung. Düstere Schatten legen sich über das Beamtengesicht. Der „nette“ Mann in Uniform ist jetzt nicht mehr die Frohnatur. Vor ihm liegt ein Riesenproblem in Form von Sophias Reisepass, in dem sich zwar der Einreisestempel von Laos befindet, doch kein Visum für Vietnam. Wo bitte ist das? Nun, das ist in ihrem Kinderausweis. Ich zeige es ihm.

Die Tragödie nimmt ihren Lauf. Wohin mit dem Ausreisestempel? Wohin mit dem Einreisestempel bei zwei Pässen? Der arme Mann ist völlig verwirrt. Ich versuche, ihm den Grund zu erklären, doch er hört mir gar nicht zu. Er verschwindet panikartig im nächsten Büro. Stefan und Sophia verschwinden auf die Toilette. Ich bleibe hier stehen, einsam und allein.

Dann soll ich ins Büro kommen. Dort sitzen zwei weitere Beamte. Ratlose Blicke wechseln sich mit aufgeregtem Gerede ab. Dann endlich fragt Einer in Englisch, es hört sich jedenfalls ungefähr danach an, warum Sophia zwei Pässe mit sich führt und warum das Visum in dem Kinderausweis ist. Ich versuche es ihnen so gut ich kann in meinem „gutem“ Englisch zu erklären. Zwecklos. Dabei ist es ganz einfach. Sophia besaß nur ihren Kinderausweis, als ich die Visa für uns alle bei der vietnamesischen Botschaft in Berlin beantragt hatte. Später stellte ich fest, dass Sophia für Thailand und USA einen richtigen Reisepass benötigt. Dank Expressantrag haben wir ihn gerade noch rechtzeitig vor Reisebeginn erhalten.

Nun also auf ein Neues. Wo liegt das Problem?

  • Es gibt einen Ein- und Ausreisestempel von Thailand im Reisepass.
    Ebenfalls im Reisepass ist der Einreisestempel von Laos.
    Hier muss nun auch der Ausreisestempel hinein.
    Fertig.
  • Es gibt den Kinderausweis mit Visum.
    Hier muss demzufolge der Einreisestempel von Vietnam hinein. Das ist doch wohl einfach zu verstehen.

Weiteres Palaver, nochmalige Erklärversuche. Ich zeige dem Beamten das Datum des Visums, dann das Ausstellungsdatum des Passes. Schweigen. Dann ein weiteres Telefonat und dann? Knallt er den Ausreisestempel in den Reisepass und den Einreisestempel von Vietnam in den Kinderausweis. Was war daran nur so schwer???

Alle anderen Mitfahrer haben die Formalitäten längst hinter sich gebracht. Ich haste Stefan und Sophia nach, die vorausgegangen sind, um sicherzustellen, dass der Bus nicht ohne mich losfährt. Beim Bus ist niemand und der Fahrer zeigt auf einen kleinen Berg. Dort oben sind sowohl die Mitreisenden als auch Stefan und Sophia.

Es ist heiß, die Sonne strahlt vom blauen Himmel und als ich gerade bei den Beiden ankomme, rufen die Grenzbeamten und deuten mit Gesten an, dass wir noch mal runterkommen sollen. Ich bin leicht genervt, total verschwitzt und habe wenig Lust, mein Sportprogramm hier am Berg zu absolvieren. Aber es bringt ja nichts, wir kehren um und laufen wieder runter.

Was wollen sie denn jetzt noch? Oh nein, dass darf doch nicht wahr sein. Ich soll meinen Rucksack ausräumen. Beim Gepäckcheck sind ihnen verdächtige Gegenstände aufgefallen, die sie einer genaueren Kontrolle unterziehen wollen. Am Ende stellen die sich als meine Vitamintabletten heraus. Ich darf wieder einpacken und wir laufen zum zweiten Mal den Berg hinauf. Fitness in freier vietnamesischer Natur.

Oben ist der einzige Platz im Schatten zwischen Unmengen von Mopeds. Wir stellen uns dahin und schauen zu, wie die Vietnamesen das Busdach beladen. Gekonnt ist Gekonnt. Es passt immer noch was drauf. Irgendwann fahren wir endlich weiter. Die Landschaft ist sehr schön. Die Berge sind mit saftig frischem Grün bewachsen, dazwischen glitzern kleine Wasserfälle. Überall sieht man riesige Flächen mit Bananenstauden.

Um 19.00 Uhr kommen wir endlich in Hué an. Kaum steigen wir aus dem Bus aus, da überfällt uns eine Traube eifriger Moped- und Taxifahrer. Sie sind extrem penetrant und reißen uns das Gepäck fast aus der Hand. Wir nehmen dann ein Taxifahrer und handeln 60.000 Dong (2,45 €) aus. Bestimmt zu teuer, aber Hauptsache wir erreichen jetzt schnellstens unser Hotel.

Ein Tag in Savannakhet

Wir sind alle müde, als die Busfahrt morgens um sieben Uhr von Kong Lor losgeht (100.000 Kip für uns Drei = 11,25 €). In Vieng Kham heißt es umsteigen, zahlen (180.000 Kip = 20,25 €) und Weiterreise nach Thakhet. Dort angekommen teilt man uns mit, dass wir jetzt noch einmal in einen anderen Bus steigen müssen look at this web-site. Seltsam, denn an dem steht Savannakhet gar nicht vorne dran und auch ein Ticket müssen wir zusätzlich lösen (60.000 Kip = 6,75 €). Ich verstehe das alles nicht, doch Hauptsache, wir kommen ans Ziel. Mir ist schleierhaft wie die Preise zustande kommen. Weshalb zahlt man bei kürzeren Strecken mehr als bei längeren? Völlig unlogisch. Unklar ist mir auch, warum wir plötzlich bei jedem Umstieg ein neues Ticket brauchten, wo mir beim ersten Kauf in Kong Lor bestätigt wurde, dass es bis Savannakhet gilt. Am Ende haben wir mehr bezahlt als bei der Fahrt von Vientiane nach Kong Lor bei fast gleicher Kilometerzahl. Die Fortbewegungsmittel in Laos sind, bemessen am Einkommen, auf jeden Fall ziemlich teuer.

Angekommen in Savannakhet nehmen wir wie immer ein Tuk Tuk und lassen uns in die Innenstadt fahren oder das, was als Zentrum bezeichnet wird. Von da aus suchen wir uns ein Guesthouse. Zum Glück finden wir schnell eines. Es ist sehr warm und wir haben keine Lust mehr durch die Gegend zu laufen. Hier ist nichts, aber auch gar nichts los. Kaum vorstellbar, dass wir uns in der zweitgrößten Stadt von Laos befinden. Immerhin gibt es zwei ATM (Geldautomaten). Um sie zu erreichen, mussten wir ein ganz schönes Stück laufen.

Die evangelische Kirche in Savannakhet
Die evangelische Kirche in Savannakhet

In der Nähe unserer Unterkunft finden wir ein nettes Café, wo sie total leckeren Ice coffee/Ice chocolat servieren. Das ist ja eines meiner liebsten Getränke hier geworden. Ich bin inzwischen süchtig danach. Abends gehen wir zum Fluss und sehen uns einen wunderschönen Sonnenuntergang an. So hat die Natur wenigstens für eine Attraktion gesorgt.

Die abendlichen Essenstände in Savannakhet
Die abendlichen Essenstände in Savannakhet

Wir haben Savannakhet nur für die Durchreise genutzt, da es eine Busverbindung nach Vietnam gibt. Der Tag hat auch vollkommen ausgereicht, ansonsten braucht man hier wirklich nicht hin.

Die Zeit in Laos ist schon herum. Leider wurden wir mit diesem Land nicht so richtig warm. Ich denke, es lag einfach daran, dass Stefan gleich zu Beginn so lange krank war und wir alle unseren emotionalen Tiefpunkt erreicht hatten. Nach den stets lächelnden Menschen in Thailand wirkte die Bevölkerung von Laos dann auf mich sehr ernst. In den Süden des Landes haben wir es nicht mehr geschafft. Es soll dort sehr schön sein. Schade. Jetzt geht es weiter über die Grenze nach Vietnam.

Hier haben wir eine Nacht geschlafen:

Souannavong Guesthouse für 11,30€/Ü
Es liegt zentral. Die Zimmer sind ordentlich, verfügen über Klimaanlage und Warmwasser. Die Matratze des Bettes war mir zu hart, doch das ist Ansichtssache.

Die Höhle von Kong Lor

Morgens bei einem sehr ruhigen Frühstück können wir kaum glauben, was wir sehen: Die Bierdrossel, die mit uns auf dem Slowboat nach Luang Prabang war, trifft gerade mit einem Moped ein. Wie klein ist die Welt, dass wir am gleichen Tag zur gleichen Zeit zufällig in diesem kleinen Dorf sind. Wir müssen lachen über diese Begegnung. Und er bleibt sich selbst treu – gleiche Kleidung, sieht total fertig aus und der Alkohol verschleiert seinen Blick aus völlig rotgeränderten Augen. Seine Reise muss ein Erlebnis wie im Rausch sein. Hoffentlich weiß er später noch was davon.

Gut gelaunt laufen wir zur Kong Lor Höhle und fragen uns unterwegs, wo die Touristen geblieben sind, die mit uns gestern ankamen. Ob sie schon früher zur Besichtigungstour starteten und was machen sie den restlichen Tag hier in der Einöde? Beim Eingang zum Nationalpark ist Eintritt fällig. Wir handeln und Sophia darf umsonst hinein. In Laos müssen Kinder gewöhnlich den vollen Preis zahlen. Das ist für uns ganz ungewohnt, da es in Thailand immer anders war. Wir bestaunen die riesigen Bäume mit ihren mächtigen Wurzeln. Es gibt viele Trichterspinnen, die ihre Netze dort hineingewebt haben. Tatsächlich kommen uns schon einige Leute entgegen, die ihre Höhlenbesichtigung hinter sich haben.

Kurze Zeit später taucht eine Hütte auf, gespickt mit großen Schildern. Hier kaufen wir Bootstickets, 2 Stück für 124.000 Kip (ca.13,95 €). Wir bekommen Schwimmwesten, die ich gar nicht anziehen mag. Erstens schwitzt man noch mehr und Zweitens müffeln sie bereits ordentlich. Doch Sicherheit geht vor Geruch. Als Nächstes heißt es Schuhe aus und Flip Flops an. Nun wird uns ein Bootsführer zugeteilt, ein sehr netter Mann.

Vor der Kong Lor Höhle
Vor der Kong Lor Höhle

Wir gehen über Treppen hinunter zum Fluss, steigen in ein schmales Boot und werden ans andere Ufer gebracht. Während wir noch hinausklettern, rennt unser Führer in einem Tempo los, dass wir mit Sophia gar nicht hinterherkommen. Aber es führt ja nur ein Weg zur Höhle, von daher können wir uns nicht verlaufen. Um zum Höhleneingang zu gelangen, müssen wir über glitschige Steine klettern. Nun erweisen sich die Sicherheits-Flip Flops als echtes Problem, denn ich rutsche mit ihnen immer wieder ziemlich doll aus. Im Gegensatz zu uns sind es die Einheimischen gewohnt, den ganzen Tag und zu jeder Gelegenheit Flip Flops zu tragen. Ich finde sie gerade nicht so angebracht.

Unser Führer wartet am Höhleneingang. Nach Aufsetzen einer Stirnlampe fahren wir mit einem Boot in die Höhle hinein. Ihre Strahlen beleuchtet punktuell die Wände und wir können erkennen, dass die Höhle innen sehr groß und hoch ist. Überall tropft es. Es ist schön ruhig bis auf das Tuckern unseres Motors. Hin und wieder kommen uns andere Touristenboote entgegen.

Unser Boot zur Kong Lor Höhle
Unser Boot zur Kong Lor Höhle

Als wir ein Stück gefahren sind, erreichen wir eine Anlegestelle. Unser Bootsführer erklärt uns, dass er mit dem Boot weiter fährt und uns wieder einsammelt. Mitten in der Höhle stehen wir in einem beleuchteten Raum wie auf einer Insel. Wir lassen uns viel Zeit, die ganzen Stalagmiten und Stalaktiten in diesem sogenannten Tempel zu bewundern. Es sieht sehr schön aus. Als wir fast am Ende des Weges sind, kommt uns unser Bootsführer schon entgegen. Dachte ich mir doch, dass er schon längst auf uns gewartet hat. Inzwischen kennt er Sophias Namen, sagt ihn mehrfach vor sich hin und freut sich darüber mit dem Resultat, dass Sophia denkt, er kann Deutsch. Ich erkläre ihr, dass es nur ihr Name ist, den er kann, bevor sie mit ihrer Lebensgeschichte loslegt.

Der Tempelkomplex in der Kong Lor Höhle
Stalagmiten im Tempelkomplex der Kong Lor Höhle

Wir müssen ein Stück durch das Wasser waten. Der Mann ist so nett und trägt Sophia Huckepack zum Boot. Es geht weiter durch die dunkle Höhle. Nochmals heißt es aussteigen und laufen. Wir sind dankbar für diese Erfrischung und willkommene Abkühlung. Unser Bootsmann fährt dann voll speed über das flache Wasser und sammelt uns am Ende wieder ein. Als wir aus der Höhle herausfahren, legen wir im kleinen Dorf Bang Natan an.

Der Fluss Nam Hinboun schlängelt sich durch die Kong Kor Höhle und verbindet beide Dörfer. Er wird auch heute noch als aktiver Handelsweg genutzt, um Sachen schneller auf die andere Seite des Berges zu bekommen. Dadurch wird viel Zeit gespart. Eine halbe Stunde haben wir Aufenthalt in Bang Natan. Wir entdecken eine selbstgebaute Brücke und beobachten die Schmetterlinge. Zurück am Boot sehen wir wie ein anderer Mann unserem Bootsführer Sophias Kamera samt Hülle überreicht. Er hatte sie gefunden. Welch ein Glück. Sie muss mir aus der Tasche gefallen sein. Wir sind erleichtert und froh über den ehrlichen Finder.

Die selbstgebaute Brücke bei Kong Lor
Die selbstgebaute Brücke bei Kong Lor

Zurück an der Schilderhütte gehen Stefan und Sophia noch eine Runde ins Wasser und patschen im Uferschlamm herum, während ich Fotos mache. Dann müssen wir nochmals den Fluss überqueren. Das Wasser ist in der Mitte so tief, dass Sophia bis über den Bauch nass wird. Wir plantschen eine Weile im Wasser und haben riesigen Spaß. Zurück in unserer Unterkunft müssen wir packen, denn morgen fahren wir nach Savannakhet.

Riesenspaß bei der Flussüberquerung
Riesenspaß bei der Flussüberquerung

Unterwegs von Vientiane nach Kong Lor

Mal wieder klingelt der Wecker sehr früh am Morgen. Die Sachen sind gepackt. Jetzt müssen wir irgendwie zum Patuxai Monument kommen, von wo uns der Minibus abholt. Im Fahrpreis ist der Transfer vom Hotel zur Busstation enthalten, jedoch nur, wenn das Hotel im Zentrum liegt, was bei unserem nicht der Fall ist.

Jetzt stehen wir an der Rezeption und versuchen der Dame klarzumachen, dass der Zimmerpreis erheblich höher ist als angeboten. Langsam wird es eng mit der Zeit. Wir werden um 9.00 Uhr am Treffpunkt abgeholt und es ist schon 8.15 Uhr. Gut, wir zahlen den Preis und legen ihr die Kreditkarte hin. Statt sie zu nehmen, erzählt sie uns was. Es ist zum ausflippen, was will sie denn? Sie versteht uns nicht und wir sie nicht. So geht die Diskussion hin und her, bis wir vermuten, dass wir bar bezahlen sollen. Wir kratzen unser Barvermögen zusammen. Ich bin mal wieder stinksauer, denn das Zimmer war diesen Preis nicht wert.

Draußen knallt die Sonne vom Himmel. Unterwegs holen wir noch unsere Wäsche ab und dann suchen wir uns ein Tuk Tuk. Wir erreichen pünktlich den Treffpunkt. Ich hatte zwischendurch große Bedenken, weil so viel Verkehr war. Der Minibus kommt und pickt uns auf. Vorher boten uns natürlich hunderte Tuk Tuk-Fahrer ihre Dienste an. Manchmal nervt es ganz schön, dieses ständige Gefrage, aber sie wollen ja auch nur was verdienen.

An der Busstation holen wir Reiseproviant und sichern uns Plätze. Die hinteren drei Sitzreihen im Bus sind belegt. Massenweise stapeln sich dort leere Wasserbehälter bis an die Decke. Wir sitzen kurz davor. Inzwischen sind alle Plätze besetzt und noch immer drängen Menschen herein. Mit der größten Selbstverständlichkeit werden Plastikstühle hervorgeholt und von hinten bis nach vorne in den Gang gestellt, damit die Leute sitzen können. Ja, ja, aber die Sicherheitsvorschriften und so weiter und so fort. Ich weiß. Es ist eine faszinierende, einfache Lösung. Alle haben einen Sitzplatz, alle sind zufrieden und warten gelassen auf die Abfahrt um 10.00 Uhr. Eine super Idee, finde ich.

Es ist sehr warm im Bus, da es keine Klimaanlage gibt. Zum Glück soll die Fahrt nach Kong Lor nicht lange dauern. Wir fahren durch eine tolle atemberaubende grüne Landschaft mit Karstfelsen, Flüssen und Bergen. Der Bus hat ganz schön Mühe, die Bergstrecken hinauf zu bewältigen. Zeitweise denke ich, dass er es nicht schafft und wir gleich rückwärts fahren oder der Bus den Geist auf gibt. Hin und wieder steigen Leute zu oder aus, dafür müssen die Stühle im Gang beiseite- und wieder hingerückt werden. Kein Problem, alle nehmen es gelassen.

Sophia bemerkt, dass die zwei Mädels und der Junge, welche neben uns sitzen, Deutsch sprechen. Sie haben sich irgendwo auf ihrer 3-monatigen Asienreise kennengelernt und verabredet, dass sie heute zusammen nach Kong Lor fahren. Und wie es aussieht, hat es geklappt. Sophia ist hellauf begeistert heimatliche Töne zu hören und verwickelt gleich eines der Mädchen in ein Gespräch. Natürlich sprudelt sie unsere ganze Lebensgeschichte heraus, wo wir waren und was wir vorhaben. Die Mädels finden es eine supertolle Sache und Sophia ist in eine lange Unterhaltung verstrickt.

Da die Strecke manchmal sehr holprig ist, fallen logischerweise irgendwann die ganzen leeren Wasserbehälter auf uns drauf. Gelassen wie wir inzwischen sind, stapeln wir sie wieder und wieder auf. So ist das hier in Asien halt. Wir nehmen es locker und leicht.

Irgendwann halten wir in einem größeren Dorf. Wir schauen uns fragend an: „Müssen wir jetzt aussteigen?“ Nach den Zeitangaben dürfte das noch nicht Kong Lor sein, also bleiben wir besser sitzen. Durch die Fenster sehen wir, dass sämtliche Tiere frei zwischen den Häusern und Mopeds herumlaufen. Hühner, Kühe, Hunde, Katzen, Büffel und Ziegen laufen bunt gemischt durcheinander, ein Zaun ist ihnen unbekannt. Interessant ist, dass sie sich alle miteinander verstehen. Sie wären gute Vorbilder für die Menschen. Wir amüsieren uns darüber und finden es klasse. Irgendwann geht es weiter.

Von wegen, die Fahrt dauert nicht lange. Wir sind jetzt schon einige Zeit unterwegs. Da der Bus so oft anhält, wundert es mich nicht, dass wir nicht ankommen. Endlich werden die Wasserbehälter ausgeladen. Wir helfen alle mit und bilden eine Reihe. Es geht schnell und zügig voran, die Einheimischen kommen gar nicht hinterher, sie uns abzunehmen. Hoffentlich halten wir nicht noch zehn Mal. Das ist das Besondere hier in Asien, egal wie weit die Strecke von A nach B ist, man benötigt immer den ganzen Tag.

Sophia hat keine Lust mehr und will aussteigen. Zum Glück ist das letzte Stück so mit Schlaglöchern übersät, dass wir regelrecht an die Busdecke fliegen und der Junge neben uns fast aus dem Sitz fällt. Wir finden es superlustig und Sophia vergisst über soviel „action“, dass sie raus wollte. Auch diese Busfahrt hat ein Ende. Statt um 16.00 Uhr kommen wir um 19.00 Uhr in Kong Lor an und sind wie so oft, völlig geschafft.

Kaum aus dem Bus heraus, sprechen uns die Vermieter an. Wir sehen uns ein Zimmer an und mieten es zum Preis von 13,70 €/2 Ü. Es ist sehr einfach, nicht ganz sauber, aber daran gewöhnt man sich und für zwei Nächte reicht es völlig.

Ein Haus in Kong Lor
Ein Haus in Kong Lor

Das Dorf besteht fast nur aus einer Straße. Essen gehen wir gleich ins nebenan liegende Restaurant. Sophia hätte gern einen Nachtisch nach dem anstrengenden Tag. Leider Fehlanzeige. Der Dorfladen hat zu. Wir fragen bei einem Guesthouse nach, wo ein Eisschild draußen hängt. Fehlanzeige. Der Mann erklärt uns, dass vielleicht der Dorfmarkt ganz am Ende von Kong Lor Eis hat. Gut, was tut mal nicht alles, damit das Kind glücklich wird. Also weiter. Kurz darauf hält neben uns ein Auto. Der Mann aus dem Guesthouse bedeutet uns einzusteigen, braust zum Markt, klopft dort an und eine Frau öffnet das Tor, obwohl der Laden schon geschlossen hat. Sophia bekommt ihren Nachtisch und wir bedanken uns herzlich bei dem netten hilfsbereiten Mann. Stefan und ich sind wieder stark beeindruckt von der Fürsorge wildfremder Menschen. Obwohl er uns nicht kennt und wir noch nicht mal ein Zimmer bei ihm gemietet haben, kümmert er sich um uns und unsere Bedürfnisse. Gastfreundschaft vom Feinsten. Zufrieden laufen wir zurück und gehen schnell schlafen.

Eine Frau beim Weben, Kong Lor
Eine Frau beim Weben, Kong Lor

Kurzer Zwischenstopp in Vientiane

Um 20.30 Uhr holt uns ein Tuk Tuk vom Hotel in Luang Prabang ab und fährt uns zum Busbahnhof. Gegen Vorlage unseres Buchungszettels erhalten wir ein Busticket für den Sleepbus nach Vientiane. Es ist das erste Mal, dass wir dieses Transportmittel nutzen.

Wir lernen, dass wir vor dem Einsteigen die Schuhe ausziehen und in die uns zur Verfügung gestellten Plastiktüten packen müssen. Einen Sleepbus betritt man nur in Socken oder barfuß. Keine Ahnung warum, wegen der Sauberkeit kann es nicht sein. Der Fahrer wirkt sehr ungeduldig. Es geht ihm nicht schnell genug voran, deshalb sicherlich lässt seine Freundlichkeit sehr zu wünschen übrig.

Ganz hinten im Bus ergattern wir drei nebeneinander liegende Sitze. Sie sind äußerst bequem und wir können sie ganz weit nach hinten kippen. Die Plätze haben außerdem den Vorteil, dass sie genügend Stauraum dahinter bieten, um unsere Rucksäcke, Taschen und Schuhe unterzubringen. Sogar Fried Rice gibt es zu unserer großen Freude zum Essen. Die vorderen Reihen sind enger und die Leute müssen ihr ganzes Zeug zwischen die Beine nehmen. Ungünstig ist ein Sleepbus für große Menschen, ich denke mal ab 1,80 wird es sehr unbequem. Zum Glück haben wir eine gute Körperlänge. Alles passt prima. Um 22.00 Uhr starten wir.

Wir haben es uns gemütlich in unserer hinteren Reihe eingerichtet. Zeit zum Schlafen. Denkste. Die Ledersitze sind dermaßen glatt, dass Stefan und ich ständig herunterrutschen. Wir finden einfach keinen Halt, höchstens, wenn wir wie die Maikäfer auf dem Rücken liegen. Wir dösen vor uns hin, an richtig Schlafen ist nicht zu denken. Nur Sophia schläft wie ein Stein. Morgens um 6 Uhr kommen wir in Vientiane an. Wir beide sind fix und fertig, Sophia topfit und unternehmungslustig. Ich ahne, dass es ein anstrengender Tag wird.

Wir fahren mit einem Sammeltaxi in unser Hotel, welches leider ziemlich außerhalb im Baumarktviertel liegt. Der englische Wortschatz der Dame an der Rezeption besteht lediglich aus „passport“. Immerhin eine äußerst wichtige Vokabel, denn wie auch bereits in Thailand muss man in Laos seinen Pass beim Einchecken abgeben und bekommt ihn erst bei Abreise wieder ausgehändigt. Diese Regelung ist total nervig. Oft braucht man seinen Pass beim Buchen eines Tickets oder noch schlimmer, man vergisst ihn im Hotel und fährt ohne weiter. Wenn du Glück hast, bemerken sie es im Hotel gleich und schicken den Ausweis mit dem nächsten Bus hinterher, so geschehen bei dem Paar, das wir kennengelernt haben. Wir haben Gott sei Dank immer noch im letzten Augenblick daran gedacht.

Patuxai Monument in Vientiane
Patuxai Monument in Vientiane

Es ist sehr warm in Vientiane. Stefan schläft noch mal eine Runde, und ich versuche lustlos irgendwie Sophia zu bespaßen, obwohl mir die Augen fast zufallen. Am Nachmittag fahren wir mit einem Tuk Tuk in die Innenstadt. Ich möchte bei der Hitze erst einmal einen leckeren Icecoffee haben, egal zu welchem Preis. Leider ist das Getränk ultrasüß. Um einen Zuckerschock zu vermeiden, lasse ich die Hälfte vorsichtshalber stehen. Wir verbringen zur Freude von Sophia noch einige Zeit auf den Spielplatz, Essen später was und sind froh, als der Tag rum ist und wir ins Bett gehen können.

Pha That Luang, Vientiane, die goldene Stupa
Pha That Luang, Vientiane, die goldene Stupa

Am nächsten Tag schauen wir uns die Tempelanlage Pha That Luang an, mit der großen buddhistische Stupa aus dem 16. Jahrhundert. Sie ist das Nationalsymbol von Laos und zahlreiche Legenden ranken sich um das goldene Gebäude. Eine davon erzählt, dass sich hier eine Reliquie von Buddha befindet. Danach fahren wir wieder in die Innenstadt, um ein Busticket für die Weiterreise am nächsten Tag zu buchen. Natürlich geht es nochmals auf den Spielplatz und abends besuchen wir den Nachtmarkt.

Pha That Luang, Goldener Buddha
Pha That Luang, Goldener Buddha

Es war ein kurzer Zwischenstopp in Vientiane, der aber völlig ausgereicht hat. Obwohl es die Hauptstadt von Laos ist und sie als wirtschaftliches sowie kulturelles Zentrum gilt, hat die Stadt nicht so viele Attraktionen zu bieten, um länger zu bleiben. Morgen fahren wir weiter nach Kong Lor.

Hier haben wir geschlafen:

Skyline Hotel für 34,00 €/2 Nächte im DZ (angegeben war 29,00 €) ohne Frühstück
Es liegt sehr weit außerhalb und in der näheren Umgebung gibt es keine Essenstände. Will man in die Innenstadt oder was Essbares finden, braucht man jedes Mal ein Taxi. Das ist nervig. Gezwungenermaßen beschäftigt man sich dann den ganzen Tag irgendwie in der Stadt, da man keine Lust hat mehrfach hin und her zu fahren.
Unser Zimmer war in Ordnung. Verständigung mit Händen und Füßen. Miserables Internet gab es nur unten bei der Rezeption.
Insgesamt Durchschnitt, es gibt Besseres in Vientiane zu günstigeren Konditionen.

Kuang Si Wasserfälle bei Luang Prabang

Stefan ist kurz vorm Lagerkoller, Sophias Stimmung eine blanke Katastrophe und mir ist zum Heulen zumute. So hatte ich mir die Weltreise nicht vorgestellt. In meinen Träumen verlief das ganz anders. Ich stehe an der Rezeption und verlängere nochmals unser Zimmer, wobei mir der geschäftstüchtige Hotelier erneut die „First Class Sightseeing Tour zum Special Price“ verkaufen will. Mann, das nervt total. Er wird mir immer unsympathischer und ich hoffe, dass wir endlich hier wegkommen.

Jetzt, drei Tage später, geht es Stefan besser. Die starken Ohrenschmerzen sind weg und mit ihnen das Fieber. Langsam kommt er wieder zu Kräften und damit steigt seine Unternehmenslust. Im gleichen Maß wie es mit Stefan aufwärts geht, geht es mit Sophia abwärts, d.h. ihr Zickigkeitsfaktor geht jeden Tag weiter runter bis er schließlich bei Null steht. Wie Phönix aus der Asche taucht mein fröhliches, lebenslustiges Töchterchen wieder auf.

Am Tag vor unserer Abreise schaffen wir es noch, die absolute Naturattraktion Luang Prabangs, die Kuang Si Wasserfälle zu besuchen. Wir fahren mit dem Taxi, haben dort leider nur 3 Stunden Zeit und dann geht es zurück. Es ist ein verflixt knapper Zeitplan, doch es geht nicht anders. Wäre Stefan fitter, hätten wir mit dem Roller fahren können.

Blaugrünes Wasser fließt über mehrere Natursteinbecken ins Tal
Blaugrünes Wasser fließt über mehrere Natursteinbecken ins Tal

Der Wasserfall, eingebettet in eine Dschungellandschaft ist wunderschön. Nach einem Sturz von 30 Meter ergießt sich das Wasser in große und kleine Naturbecken, in denen man sogar herumplanschen kann. Falls du irgendwann mal hierher kommst, musst du dir diese Naturschönheit ansehen. Mach dich allerdings auf viele Menschen gefasst, die den gleichen Gedanken haben, denn es ist ein beliebter Platz sowohl bei Touristen als auch bei Einheimischen.

Kuang Si Wasserfälle eingebettet in den Dschungel
Kuang Si Wasserfälle eingebettet in den Dschungel

Unsere 3 Stunden sind fast herum. Wir hetzen und eilen zum Taxi zurück. Es ist sehr schade, dass uns die Zeit fehlt zum Genießen und Entspannen. Das hat mir den Ausflug etwas vermiest. Deshalb empfehle ich, sich unbedingt einen Roller zu leihen, auf eigene Faust hinzufahren und einen Tag in dieser wundervollen Natur zu verbringen.

Planänderung für den Taxifahrer: Wir haben erfahren, dass es einen Schmetterlingspark gibt, der gleich an der Fahrstrecke liegt. Den wollen wir uns unbedingt ansehen. Sophia freut sich und ist total aufgeregt. Der Fahrer ist dagegen „not amused“. Auf eine halbe Stunde Besichtigung will er sich einlassen, wir wollen 1 Stunde. Nach einer Verhandlungsrunde lässt er sich unwillig darauf an.

Ein Pärchen aus den Niederlanden, die vor fünf Jahren nach Laos ausgewandert sind, betreiben den Park. Er ist sehr schön angelegt. Man sieht, wieviel Herzblut die Beiden da hinein gesteckt haben. Wir haben uns mit dem Mann unterhalten und ihm die Situation mit dem Taxi und der wenigen Zeit geschildert. Er sagt, dass sie damit große Probleme haben, weil die Taxiunternehmer die Touristen in einen extrem knappen Zeitrahmen pressen wollen. Sie hoffen, auf diese Weise zwei Touren an einem Tag zu schaffen, was ihren Umsatz verdoppeln würde. In der Regel klappt das nie, was die Fahrer aber nicht verstehen wollen. Wir selbst sind das beste Beispiel und Ärger mit dem Nachverhandeln hat man dann noch obendrauf. Der Niederländer meint, sie wären daran, das Konzept zu ändern. Ich bin gespannt ob, wie und vor allem wann sie es irgendwie umgesetzt bekommen. Denn in Laos wirken alle tiefenentspannt, die Uhren scheinen langsamer zu gehen und alles dauert etwas länger.

Am Abend buchen wir unseren Sleepbus nach Vientiane, jedoch nicht bei unserem Hotelbesitzer. Er und wir befinden uns nicht auf einer Kommunikationsebene. Er versteht uns nicht und wir ihn nicht. Endlich, die letzte Nacht in Luang Prabang und morgen geht es weiter in Richtung Süden. Dabei ist der Ort wirklich sehenswert und trägt seine Auszeichnung als Weltkulturerbe völlig zu Recht. Er hatte nur das Pech, dass wir genau hier auf dem emotionalen und körperlichen Tiefpunkt unserer Reise angekommen waren.

 

Hier haben wir in Luang Prabang gewohnt:

9 Nächte in der Villa Aphay für insgesamt 118,53 € (ohne Frühstück)
Die Zimmer waren in Ordnung, Duschen dagegen nervig. Wir hatten die Wahl bei der Einstellung: entweder verbrennen oder erfrieren. Vom auf „Agoda“ beschriebenen Zimmerservice war Null zu spüren. Ebenso haperte es mit der Reinigung. Nur auf mehrmaliges Drängen und dann unter missmutigen Blicken wurde der Müll geleert. Das einzige, was klappte waren die ständigen Bemühungen, uns trotz Stefans Krankheit Sightseeingtouren verkaufen zu wollen. Das ging mir ziemlich auf den Geist, vielleicht war ich aber auch nur zu empfindlich. Zum Schluss mussten wir noch mit Bargeld bezahlen, obwohl Kreditkarte angegeben war. Sehr gut ist die Lage, denn man ist schnell in der Innenstadt und auf dem Nachtmarkt.

Luang Prabang, mal wieder im Krankenhaus

Stefans Zustand verbessert sich auch die nächsten Tage nicht sonderlich. Ich regele die Zimmerverlängerung und versuche, Sophia irgendwie zu beschäftigen. Sie ist im Moment gar nicht gut drauf. Ihre Laune ist miserabel, sie zickt ständig herum und weiß genau, an welchen Strippen sie ziehen muss, um mich auf die Palme zu bringen. Meine Laune ist auch langsam im Keller und ich bin ganz schön genervt. Unser Hotelbesitzer verstärkt meine Gereiztheit, da er permanent ankommt und uns irgendeine blöde Tour verkaufen will. Kapiert er nicht, dass wir im Augenblick andere Sorgen haben?

Stefan möchte gerne, dass wir ein Krankenhaus aufsuchen, da er sich mit einer ärztlichen Diagnose sicherer fühlt. Ich kann ihn verstehen, auch wenn ich befürchte, dass es nicht viel bringt, falls es überhaupt ein Hospital gibt, denn Laos ist damit generell schwach bestückt. Doch, im Stadtplan finden wir eins. In den 5 Wochen, die wir jetzt unterwegs sind, haben wir drei Krankenhausbesuche erlebt. Heute stürzen wir uns erneut in dieses Abenteuer. Wie gut, dass wir eine Auslandskrankenversicherung haben.

Wir brauchen für die Strecke ein Tuk Tuk. Mit dem Fahrer einige ich mich auf 50.000 Kip. Er bringt uns hin, wartet dort und fährt uns wieder zurück. Sicherheitshalber lasse ich mir unsere Abmachung noch X-Mal von ihm bestätigen. Nur damit wir uns richtig verstehen und es am Schluss keine Differenzen gibt. Wir starten.

Im Krankenhaus werden wir freundlich in Empfang genommen. Man weist uns zwei Plätze mitten in einem Raum zu. Ringsherum finden verschiedene Behandlungen an Patienten statt. Die erste Frau, der ich unsere Situation schildere, versteht mich nicht. Also ein neuer Versuch. Bingo, ich erwische einen Mann, der gut Englisch spricht. Am meisten überrascht es mich, wie gut ich ihm alles erklären konnte. Er schickt uns weiter zu einem Experten, der Stefans Ohr untersuchen will. Eine Helferin begleitet uns durch verschiedene Gänge und platziert uns auf Stühlen in einem Flur.

Irgendwann werden wir in ein Zimmer geholt. Es sieht aus wie eine Abstellkammer. Die Gerätschaften haben ihre besten Zeiten hinter sich, nur der Fernseher ist neueren Datums. Drei Frauen nehmen uns in Empfang. Ich vermute, es handelt sich um Krankenschwestern oder doch Ärztinnen? Eine schaut mithilfe einer Stirnlampe in Stefans Ohren. Ihre Erkenntnisse diskutiert sie ausgiebig mit der Nächsten. Jene guckt daraufhin in seine Ohren. Erneute Diskussion. Wissen die Damen, was sie hier tun oder denken sie, Stefan wäre als Versuchskaninchen hier. Einige Zeit passiert nichts. Wir sitzen und warten.

Nach und nach füllt sich der Raum mit immer mehr Personal. Die Tür zum Flur bleibt natürlich offen, denn so kann man sich besser mit Vorübergehenden unterhalten. Für Stefan zeigt keine der Damen mehr irgendein Interesse. Ihn lassen sie links liegen, denn ihre ganze Aufmerksamkeit gehört jetzt Sophia. Sie sind entzückt über dieses blonde Kind.

Ein Herr, vielleicht ist er der Arzt, kommt herein und fragt mich, was Stefan hat. Also, die ganze Litanei von vorn. Zum Glück spricht er Englisch, jedoch mit starkem Akzent und sehr sehr leise. Um ihn zu verstehen, hänge ich mit meinem Gesicht fast in seinem. Dann erteilt er einer der Damen eine Anweisung, woraufhin sie mit einer Pinzette einen Ohrpropfen aus Stefans Gehörkanal holt. Anschließend desinfiziert sie die Pinzette, indem sie einmal mit einem Tuch darüber wischt und legt sie als „sauber und steril“ unter das weiße Tuch auf den Tisch. Hygiene einwandfrei? Nun gut, andere Länder andere Methoden. Doch wir können froh sein, dass es inzwischen überhaupt ein Krankenhaus gibt. Das war vor ein paar Jahren noch nicht der Fall. Am Ende bleibt so ziemlich alles wie es war. Stefan soll abwarten, weiter die Ohrentropfen rein machen, Schmerzmittel nehmen und bekommt ein anderes Antibiotikum verschrieben.

Wieder draußen freuen wir uns, dass unser Tuk Tuk-Fahrer gewartet hat. Auf dem Weg zum Hotel machen wir einen Zwischenstopp bei der Apotheke. Es dauert endlos, bis sie kapieren, was ich will und mir am Ende auch die richtige Medizin aushändigen. Zurück am Hotel will der Fahrer 100.000 Kip Bezahlung. Eigentlich habe ich damit gerechnet, trotzdem explodiere ich vor Zorn. Seit 3 Tagen eine zickige Sophia, Stefan leidend, ein nervender Hotelier und diese Krankenhausaktion haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Diskussion endet nach langem Hin und Her bei 80.000 Kip.