Mal wieder klingelt der Wecker sehr früh am Morgen. Die Sachen sind gepackt. Jetzt müssen wir irgendwie zum Patuxai Monument kommen, von wo uns der Minibus abholt. Im Fahrpreis ist der Transfer vom Hotel zur Busstation enthalten, jedoch nur, wenn das Hotel im Zentrum liegt, was bei unserem nicht der Fall ist.
Jetzt stehen wir an der Rezeption und versuchen der Dame klarzumachen, dass der Zimmerpreis erheblich höher ist als angeboten. Langsam wird es eng mit der Zeit. Wir werden um 9.00 Uhr am Treffpunkt abgeholt und es ist schon 8.15 Uhr. Gut, wir zahlen den Preis und legen ihr die Kreditkarte hin. Statt sie zu nehmen, erzählt sie uns was. Es ist zum ausflippen, was will sie denn? Sie versteht uns nicht und wir sie nicht. So geht die Diskussion hin und her, bis wir vermuten, dass wir bar bezahlen sollen. Wir kratzen unser Barvermögen zusammen. Ich bin mal wieder stinksauer, denn das Zimmer war diesen Preis nicht wert.
Draußen knallt die Sonne vom Himmel. Unterwegs holen wir noch unsere Wäsche ab und dann suchen wir uns ein Tuk Tuk. Wir erreichen pünktlich den Treffpunkt. Ich hatte zwischendurch große Bedenken, weil so viel Verkehr war. Der Minibus kommt und pickt uns auf. Vorher boten uns natürlich hunderte Tuk Tuk-Fahrer ihre Dienste an. Manchmal nervt es ganz schön, dieses ständige Gefrage, aber sie wollen ja auch nur was verdienen.
An der Busstation holen wir Reiseproviant und sichern uns Plätze. Die hinteren drei Sitzreihen im Bus sind belegt. Massenweise stapeln sich dort leere Wasserbehälter bis an die Decke. Wir sitzen kurz davor. Inzwischen sind alle Plätze besetzt und noch immer drängen Menschen herein. Mit der größten Selbstverständlichkeit werden Plastikstühle hervorgeholt und von hinten bis nach vorne in den Gang gestellt, damit die Leute sitzen können. Ja, ja, aber die Sicherheitsvorschriften und so weiter und so fort. Ich weiß. Es ist eine faszinierende, einfache Lösung. Alle haben einen Sitzplatz, alle sind zufrieden und warten gelassen auf die Abfahrt um 10.00 Uhr. Eine super Idee, finde ich.
Es ist sehr warm im Bus, da es keine Klimaanlage gibt. Zum Glück soll die Fahrt nach Kong Lor nicht lange dauern. Wir fahren durch eine tolle atemberaubende grüne Landschaft mit Karstfelsen, Flüssen und Bergen. Der Bus hat ganz schön Mühe, die Bergstrecken hinauf zu bewältigen. Zeitweise denke ich, dass er es nicht schafft und wir gleich rückwärts fahren oder der Bus den Geist auf gibt. Hin und wieder steigen Leute zu oder aus, dafür müssen die Stühle im Gang beiseite- und wieder hingerückt werden. Kein Problem, alle nehmen es gelassen.
Sophia bemerkt, dass die zwei Mädels und der Junge, welche neben uns sitzen, Deutsch sprechen. Sie haben sich irgendwo auf ihrer 3-monatigen Asienreise kennengelernt und verabredet, dass sie heute zusammen nach Kong Lor fahren. Und wie es aussieht, hat es geklappt. Sophia ist hellauf begeistert heimatliche Töne zu hören und verwickelt gleich eines der Mädchen in ein Gespräch. Natürlich sprudelt sie unsere ganze Lebensgeschichte heraus, wo wir waren und was wir vorhaben. Die Mädels finden es eine supertolle Sache und Sophia ist in eine lange Unterhaltung verstrickt.
Da die Strecke manchmal sehr holprig ist, fallen logischerweise irgendwann die ganzen leeren Wasserbehälter auf uns drauf. Gelassen wie wir inzwischen sind, stapeln wir sie wieder und wieder auf. So ist das hier in Asien halt. Wir nehmen es locker und leicht.
Irgendwann halten wir in einem größeren Dorf. Wir schauen uns fragend an: „Müssen wir jetzt aussteigen?“ Nach den Zeitangaben dürfte das noch nicht Kong Lor sein, also bleiben wir besser sitzen. Durch die Fenster sehen wir, dass sämtliche Tiere frei zwischen den Häusern und Mopeds herumlaufen. Hühner, Kühe, Hunde, Katzen, Büffel und Ziegen laufen bunt gemischt durcheinander, ein Zaun ist ihnen unbekannt. Interessant ist, dass sie sich alle miteinander verstehen. Sie wären gute Vorbilder für die Menschen. Wir amüsieren uns darüber und finden es klasse. Irgendwann geht es weiter.
Von wegen, die Fahrt dauert nicht lange. Wir sind jetzt schon einige Zeit unterwegs. Da der Bus so oft anhält, wundert es mich nicht, dass wir nicht ankommen. Endlich werden die Wasserbehälter ausgeladen. Wir helfen alle mit und bilden eine Reihe. Es geht schnell und zügig voran, die Einheimischen kommen gar nicht hinterher, sie uns abzunehmen. Hoffentlich halten wir nicht noch zehn Mal. Das ist das Besondere hier in Asien, egal wie weit die Strecke von A nach B ist, man benötigt immer den ganzen Tag.
Sophia hat keine Lust mehr und will aussteigen. Zum Glück ist das letzte Stück so mit Schlaglöchern übersät, dass wir regelrecht an die Busdecke fliegen und der Junge neben uns fast aus dem Sitz fällt. Wir finden es superlustig und Sophia vergisst über soviel „action“, dass sie raus wollte. Auch diese Busfahrt hat ein Ende. Statt um 16.00 Uhr kommen wir um 19.00 Uhr in Kong Lor an und sind wie so oft, völlig geschafft.
Kaum aus dem Bus heraus, sprechen uns die Vermieter an. Wir sehen uns ein Zimmer an und mieten es zum Preis von 13,70 €/2 Ü. Es ist sehr einfach, nicht ganz sauber, aber daran gewöhnt man sich und für zwei Nächte reicht es völlig.
Das Dorf besteht fast nur aus einer Straße. Essen gehen wir gleich ins nebenan liegende Restaurant. Sophia hätte gern einen Nachtisch nach dem anstrengenden Tag. Leider Fehlanzeige. Der Dorfladen hat zu. Wir fragen bei einem Guesthouse nach, wo ein Eisschild draußen hängt. Fehlanzeige. Der Mann erklärt uns, dass vielleicht der Dorfmarkt ganz am Ende von Kong Lor Eis hat. Gut, was tut mal nicht alles, damit das Kind glücklich wird. Also weiter. Kurz darauf hält neben uns ein Auto. Der Mann aus dem Guesthouse bedeutet uns einzusteigen, braust zum Markt, klopft dort an und eine Frau öffnet das Tor, obwohl der Laden schon geschlossen hat. Sophia bekommt ihren Nachtisch und wir bedanken uns herzlich bei dem netten hilfsbereiten Mann. Stefan und ich sind wieder stark beeindruckt von der Fürsorge wildfremder Menschen. Obwohl er uns nicht kennt und wir noch nicht mal ein Zimmer bei ihm gemietet haben, kümmert er sich um uns und unsere Bedürfnisse. Gastfreundschaft vom Feinsten. Zufrieden laufen wir zurück und gehen schnell schlafen.