Illusionen, Gold und Adrenalin

Der Wettergott meint es nicht gut mit uns. Es regnet. Die Wolken hängen tief über den Bergen und verhüllen alles. Wir frühstücken im schönen Aufenthaltsraum.

Es ist sehr interessant, die Gewohnheiten anderer Menschen zu studieren. Da sitzen Japaner und essen Gemüse, Asiaten mit Nudelsuppe, Amerikaner mit großer Portion Egg and bacon, Australier mit Unmengen von gerösteten Pappbrot und Schinken, Deutsche mit Ei, Brot und Wurst, die Franzosen mit Kaffee und Marmeladenbrot, Vegetarier mit Avocadoaufstrich und Banane und wieder andere mit leckersten Powermüsli. Welch eine Vielfalt, welch ein großartiger Morgen trotz Regen.

Der berühmte Wanaka-Tree
Der berühmte Wanaka-Tree

Die heutige Strecke ist weit. Unsere Reise führt nach Wanaka, zuerst durch Regenwald, der seinem Namen alle Ehre macht. Nach dem Haastpass ändert sich die Landschaft. Vorbei ist das Grün. Nun wird es wieder steppenartig und erinnert an eine Heidelandschaft mit kurzgewachsenen Nadelbäumen. Dazwischen liegen Weiden, bevölkert von vielen Kühen. Davon gibt es auf Neuseeland inzwischen mehr als Schafe. Um 16.00 Uhr erreichen wir Wanaka und schlafen wieder auf einem schönen Naturcampingplatz. Es regnet leider immer noch wie aus Eimern und so verbummeln wir den restlichen Tag im Wohnmobil.

Steht der Turm jetzt gerade oder nicht?
Steht der Turm jetzt gerade oder nicht?

Am nächsten Tag hat sich das Wetter gebessert. Stefan und Thomas gehen Fahrrad fahren am See und Fluss entlang. Meine Mutter, Sophia und ich vergnügen uns beim Mädelstag in der Puzzle World. Zuerst gehen wir in den Irrgarten und denken, dass wir den schnell durchlaufen. Falsch gedacht. Er ist eine echte Herausforderung, und wir benötigen 1 1/2 Stunden zur Bewältigung der „einfachen Aufgabe“: Suche den Weg zu den 4 verschiedenfarbigen Türmen, egal in welcher Reihenfolge. Am Ende haben wir alle keine große Lust mehr und sind froh, dass wir endlich am Ausgang angekommen sind.

Verirrt im Labyrinth und von oben haben wir auch keinen Überblick
Verirrt im Labyrinth und von oben haben wir auch keinen Überblick

Das Haus der Illusionen verlangt unseren gesamten Gleichgewichtssinn. Unsere Augen und das Gehirn sind völlig verwirrt und wir halten uns an den Handgriffen fest, um nicht hinzufallen. In einer Ausstellung sind die nächsten Sinnestäuschungen aufgebaut und dann gibt es zum Schluss kniffelige Spiele und Aufgaben, die logisches Denken erfordern. Genau das Richtige für mich. 😉

Im Haus der Illusionen ist alles schief und schräg
Im Haus der Illusionen ist alles schief und schräg
Wer ist hier größer? Wer kleiner? Gute Frage
Wer ist hier größer? Wer kleiner? Gute Frage
Immer der Reihe nach oder besser alle auf einmal?
Immer der Reihe nach oder besser alle auf einmal?

Jetzt müssen wir noch zurück zum Campingplatz laufen. Es sind ca. 4 km und der Weg zieht sich ewig am See dahin. Bei einem Zwischenhalt in der besten Gelateria der Stadt genehmigen wir uns einen Kaffee und für Sophia gibt es ein großes Eis. Abends bestaunen wir den grandiosen Sonnenuntergang. Er taucht die Berge in glühendes Orange, Rosa und Violett. Wahnsinn.

Orangefarbene Berge, unwirkliches Licht
Orangefarbene Berge, unwirkliches Licht
Kurze Zeit später ist alles in violettes Licht getaucht
Kurze Zeit später ist alles in violettes Licht getaucht

Am nächsten Tag fahren wir weiter in Richtung Queenstown. Unterwegs halten wir am berühmten BH-Zaun in Cardrona, der immer wieder für Ärger sorgt. Gedenkstätte ihrer an Brustkrebs verstorbenen Töchter, Mütter und Frauen sagen die Einen, öffentliches Verkehrshindernis durch anhaltende Touristen die anderen. Sehr viele Frauen haben ihre BHs an den Zaun gehangen, manchmal noch selbst, manchmal die Angehörigen, so wie es meine Freundin Jule in Erinnerung an ihre Mutter getan hat. Man kann dort auch eine Spende hinterlassen. Ich finde es eine tolle Sache und hoffe, dass der Zaun erhalten bleibt und nicht irgendwelchen Gesetzen zum Opfer fällt oder geplündert wird.

Der BH-Zaun bei Cardrona
Der BH-Zaun bei Cardrona

Der „Highway Crown Range“ eröffnet uns bei der Weiterfahrt wunderschöne Ausblicke in die Berge und tief hinunter in Tal. Schwindelerregend. Goldgelbes Tussockgras, so weit das Auge reicht, zaubert ein unwirkliches Bild. Lupinen in blau, rosa und gelb schmücken zahlreiche Bachläufe.

Das Licht zaubert Reflexe auf goldgelbes Gras
Das Licht zaubert Reflexe auf goldgelbes Gras

Wir halten in der ehemaligen Goldgräberstadt Arrowtown. Die Häuser an der Straße wurden restauriert, teilweise nachgebaut, damit man eine Vorstellung hat, wie der Ort früher aussah. Ein Stück abseits kann man sich die chinesische Siedlung anschauen, wo Menschen in unvorstellbar einfachen winzigen Stein- und Wellblechhütten lebten. Sophia ist unter die Goldwäscher gegangen. Mit viel Wasser werden die Flusskiesel aus dem Sieb geschwemmt und auf dem Boden bleiben die Goldpartikel zurück. Sie ist megastolz auf ihren goldenen Schatz, den sie in einer kleinen Flasche mit nach Hause nehmen darf. Für Kinder finde ich es eine schöne Erfahrung.

Die Winzhütten der chinesischen Goldgräber
Die Winzhütten der chinesischen Goldgräber

Wir bummeln durch die Hauptstraße. Stefan ist sehr beeindruckt von den vielen Oldtimern, die hier herumfahren. Er weiß kaum, wohin er zuerst blicken soll. Zum Schluss genießen wir in einem sehr hübschen Bauerngarten im alten Viertel die süßen Verführungen, genannt „Bunny Sticks“ und trinken dazu wieder diesen wunderbar starken Kaffee. Der ist hier in Neuseeland immer sehr sehr gut, selbst im kleinsten Kiosk oder Bistro. Die Kaffeezubereitungen sind 1 A.

Die Zeit ist stehengeblieben
Die Zeit ist stehengeblieben

Am späten Nachmittag kommen wir in Queenstown an. Besser wäre eine frühere Ankunft oder die Reservierung eines Stellplatzes gewesen. Doch wir haben Glück und ergattern den letzten Platz. Stefan bugsiert mit großem Können das Wohnmobil in die schmale Lücke. Einmal vor, einmal zurück, zack stehen wir eingequetscht zwischen den anderen Wagen.

Wir gehen in die Stadt und schauen, was es dort gibt. Der Ort selbst ist nicht sehr beeindruckend, finde ich, aber hierher fährt man ja, wegen der Extremsportarten. Queenstown ist die Adrenalinstadt pur. Alles kann man hier machen, was mit Nervenkitzel zu tun hat: Bungee Jumping von einer Brücke, Skydiving, Rafting, Canyooning, Speedboot fahren,……. Viele junge Leute bevölkern den Ort, suchen das Abenteuer und den Kick.

Wir schauen dem Treiben auf dem See zu. Sharks sind der neueste Schrei. Das sind pfeilschnelle geschlossene Boote mit denen über den See gerast wird. Zwischendurch tauchen sie ab und springen dann plötzlich aus dem Wasser hoch in die Luft. Das alte Dampfschiff zieht gemächlich seine Runden und über allen kreiseln Gleitschirm- und Drachenflieger, die tollkühn mit einem Saltoüberschlag ins Tal trudeln. Mir bleibt beim Anblick bereits das Herz stehen. Da wir jedoch nichts von alldem vor haben, bleiben wir nur eine Nacht, um die lange Strecke zu unterbrechen.

Der alte Dampfer
Der alte Dampfer

Später sitzen wir noch lange mit meiner Freundin Jule und ihrem Freund Daniel zusammen. Die beiden sind gerade für 3 Wochen auf Neuseelandreise. Ich finde es sehr schön, dass sich unsere Routen zufällig am gleichen Tag auf demselben Campingplatz treffen, und wir einen gemeinsamen Abend verbringen können. Es wird spät, denn es gibt viel zu erzählen.

Okarito und Franz-Josef-Gletscher

Über zahlreiche Kehren und Haarnadelkurven geht es durch dichten Regenwald nach Okarito, einem winzigen abgelegenen Dorf zwischen Meer, Lagune und neuseeländischen Alpen. Wir übernachten auf dem schönen naturbelassenen Campingplatz nahe am Meer. Sophia und ich gehen Duschen. Wir müssen sehr schnell sein. Für 1 $ gibt es 5 Minuten lang warmes Wasser und es dauert, bis wir beiden uns das Shampoo aus den langen Haaren gewaschen haben.

Türkisfarbene Lagune trifft auf blaues Meer und blauen Himmel
Türkisfarbene Lagune trifft auf blaues Meer und blauen Himmel

Später gehen wir noch zum Strand und spazieren an der Lagune entlang. Viele Wasservögel brüten hier. Es liegen haufenweise Treibholz und flache Steine auf dem schwarzgrauen Strand herum. Dahinter verschmelzen das türkisfarbene Wasser der Lagune und das Tiefblaue des Meeres mit dem Himmel. Schneebedeckte Berge mit wildwucherndem Regenwald krönen diese Idylle an der Westküste.

Schön geformtes Treibholz und Steine auf dunklem Sand
Schön geformtes Treibholz und Steine auf dunklem Sand
Ein Austernfischer beim Trocknen des Gefieders
Ein Austernfischer beim Trocknen des Gefieders

Am nächsten Morgen gehen wir durch den Ort mit den schönen Holzhäusern. An einem Haus verkündet ein Schild, dass hier echtes Sauerteigbrot gebacken wird. Leider nur an bestimmten Tagen und auf Bestellung. Heute ist geschlossen. Schade, es wäre auch zu schön gewesen, endlich mal wieder „gutes Brot“ statt dem üblichen pappigem Weißbrot zu essen.

Dorfansichten mit Obelisk und bunten Häusern
Dorfansichten mit Obelisk und bunten Häusern

Wir fahren weiter zum Franz-Josef-Gletscher. Es geht bergauf, bergab und immer wieder über Brücken, die meistens nur eine Fahrspur haben, dass heißt: Entweder können wir oder der Gegenverkehr die Brücke überqueren. Trotz Hauptreisezeit staut es sich jedoch nicht. Ich finde überhaupt, dass die Straßen ganz schön leer sind.

Anders am Gletscher. Wir finden zum Glück noch einen Parkplatz. Gerade als wir ankommen, reißt die Wolkendecke über den Bergen auf. Mit Hunderten anderer Touristen laufen wir zum Gletscher. Es ist ein schöner Weg. Zuerst zieht er sich durch ein Waldstück, geht dann am Wasserfall vorbei und schließlich entlang eines breiten Geröll-Flussbetts. Überall liegen seltsam rostrot gefärbte Steine.

Durch den Palmenwald zum Gletscher
Durch den Palmenwald zum Gletscher
Gletscher auf dem Rückzug
Gletscher auf dem Rückzug

Nach 1 Stunde Fußmarsch erreichen wir den Gletscher. Man kann nicht bis ran gehen, da es zu gefährlich ist. Es sind schon einige Todesfälle gewesen, da Touristen die Absperrung missachtet haben. So schauen wir aus der Ferne an, was vom berühmten Gletscher übrig geblieben ist. Seit 2008 ist sein Eis stark geschmolzen durch die Klimaerwärmung. Mir hat er trotzdem sehr gut gefallen. Dann setzt der Berg wieder sein Wolkenmützchen auf und wir laufen zum Wohnmobil zurück.

Ewiges Eis - wie lange noch
Ewiges Eis – wie lange noch

Unterwegs zum Fox Glacier halten wir am Lake Matheson, in dessen spiegelglatten Wasser sich bei schönem Wetter die Berge spiegeln sollen. Da diese hinter einer grauen Wand verschwunden sind, sparen wir uns den Weg zum Viewing Point und legen statt dessen eine Kaffeepause mit wieder einmal köstlichem Nusskuchen ein.

In Fox Glacier übernachten wir zum ersten Mal auf einem Top 10 Holiday Park. Dafür zahlen wir den stolzen Preis von 108 $ (65,00 €), doch sind darin grenzenlose Duschdauer, ein sehr schönes Kochhäuschen, ein Spielplatz mit Hüpffeld und als Krönung Kettcars enthalten. Voller Begeisterung saust Sophia damit 2 Stunden ums Karree zusammen mit zwei französischen Kindern.

Wir kochen, waschen Wäsche und sitzen später noch lange draußen. Es ist zwar kühl und feucht, doch stechmückenfrei. Welch eine Wonne. Das muss man ausnutzen. Langsam spielt sich der Ablauf von Hin-und Wegräumen morgens und abends ein. Wir gewöhnen uns an unser Nomadendasein.

Im Goldrausch: Reefton und Hokitika

Die Lewis-Pass-Straße windet sich durch dichte Wälder, weite Ebenen und Berge. Die Landschaft hat alpenähnlichen Charakter. Anscheinend herrscht Trockenheit, denn ich kann beobachten, dass extrem bewässert wird. Ein Stück Weide ist grasgrün und Kühe grasen dort, während ringsherum alles braun und trocken ist. Es sieht aus wie ein grün/sandfarbener Flickenteppich.

Wir machen einen Stopp in Reefton, einem pittoresken Örtchen, wo anscheinend die Zeit stehen geblieben ist. Die Hauptstraße sieht ganz urig aus mit ihren Holzhäusern. Ich denke, ich bin mitten in einer Westernkulisse und bestimmt biegt gleich der Revolverheld um die Ecke. Man sieht kaum Leute – wie in einer Geisterstadt.

Außenansichten von Reefton
Außenansichten von Reefton

Wir laufen durch das Dorf, kaufen zwei große Plastikschüsseln (wie sich später herausstellt, die beste Investition in die Ausstattung des Campers) und wandern entlang des Flusses Inangahua, dessen Steine in der Sonne funkeln. Anhand der Bildtafeln erfahren wir, dass Reefton nicht nur Bergbau- und Goldstadt sondern auch die Stadt des Lichts war. 1888 war es der erste Ort der Südinsel mit Stromversorgung und 21 Straßenlaternen. Sie sorgten zu Weihnachten für einen Besucheransturm, denn alle wollten mit eigenen Augen diese Sensation ansehen. Über eine Drahtseilbrücke geht es zurück in den Ort und direkt in ein Café. Es gibt superguten Kaffee, und ich esse den leckersten Caramel Slice aller Zeiten: zuckersüß, klebrig, zum Niederknien, mit Suchtpotential.

Goldsucher: Am Fluss Inanaguhua mit seinen goldschimmernden Quarzsteinen
Goldsucher: Am Fluss Inangahua mit seinen goldschimmernden Quarzsteinen
Flussansicht mit Hängebrücke
Flussansicht mit Hängebrücke

Etwas vor Greymouth entdeckt Thomas einen kleinen naturbelassenen Campground. Zwar ohne Duschen und Strom, dafür aber wunderschön am Fluss liegt das „Nelson Creek Recreation Reserve“. Sofort zieht uns das Wasser magisch an. Rostrot und golden schimmert es in der Sonne. Kinder springen vom Steilufer in den Fluss und wir waten mit den Füßen durch das kühle Nass. Später baut Sophia Staudämme und vergnügt sich auf den tollen neuen großen Spielplatz, die Männer mischen sich unter die Einheimischen im örtlichen Pub, während wir beiden Frauen unter erschwerten Bedingungen kochen. Auf Sophias Wunsch gibt es Frikadellen und Nudeln mit gebratenem Gemüse.

Flussvergnügen am Nelson Creek
Flussvergnügen am Nelson Creek

Abends wird es sehr frisch und die Sandfliegen stechen mal wieder. Flying foxes nennen sie die Bewohner. Die Stiche jucken tagelang so stark, dass man nachts nicht schlafen kann. Es ist wirklich schlimm! Am nächsten Morgen erkunden wir noch die Gegend und wandern über die Hängebrücke ein Stück in den Wald hinein.

Weiße Steine, rostrotes Wasser und grüner Wald
Weiße Steine, rostrotes Wasser und grüner Wald

Auf der Fahrt nach Hokitika an der Westküste wechselt die Landschaft. Es wird grün und grüner, Regenwald begrenzt die Straße.

Hokitika ist entstanden während des Goldrausches in Neuseeland. Jetzt gibt es sehr viel Jade zu kaufen. Ein Geschäft reiht sich an das Nächste. Wir gehen in eine Werkstatt und sehen zu, wie der Stein bearbeitet wird. Das ist nicht ganz einfach und die Schleifer brauchen viel Fingerspitzengefühl, damit ein Schmuckstück daraus entsteht.

Den Jadeschleifern über die Schulter geschaut
Den Jadeschleifern über die Schulter geschaut

Dann besuchen wir „The National Kiwi-Center“ in der Ortsmitte, welches uns die Tierwelt Neuseelands näher bringt. Am Empfang sitzt eine Deutsche, die nach Neuseeland ausgewandert ist. Mir fällt auf, dass sehr viele Einwanderer aus Deutschland kommen. Sophia ist ganz begeistert, dass sie die 100 Jahre alten Aale mit Fleischbröckchen füttern darf. Dann schauen wir uns die Kiwis an, diese großen flugunfähigen nachtaktiven Nationalvögel. Ganz leise müssen wir sein, damit sie sich nicht erschrecken. Auch eine „Glühwürmchenhöhle“ gibt es. Weiter geht es zum Krabbenfangen. Man nimmt sich eine Schnur, hängt ein kleines Stück Fleisch an den Haken und versucht, damit eine Krabbe zu angeln. Wir brauchen sehr viel Geduld bis eine anbeisst. Wir sehen sie an, fotografieren sie und dann geht es zurück in das Becken. Eine Urkunde bezeugt Sophias Anglerglück.
Eintritt: 22 $/Person (13,25 €), Sophia durfte noch kostenlos hinein

Hurra, Sophia hat eine große Krabbe gefangen
Hurra, Sophia hat eine große Krabbe gefangen

Wir bummeln noch durch den Ort bei herrlichsten Sonnenschein. Der alte Teil sieht verlassen aus, die Läden sind geschlossen. Auf den Weg zum Meer kommen wir an einem Take away vorbei und holen uns für 20 $ eine Riesenportion Fish & Chips, äußerst fettig und traditionell verpackt in Zeitungspapier. Mit Blick auf das strahlend blaue Meer verspeisen wir unsere Mahlzeit mal ohne die lästigen Mücken. Pure Urlaubsfreude kommt auf.

Blaue Blumen, blaues Meer, blaue Berge in Hokitika
Blaue Blumen, blaues Meer, blaue Berge in Hokitika

Von Christchurch nach Hamnersprings

Wir verabschieden uns von der freundlichen Rezeptionistin Sophia Lou, einer nach Neuseeland eingewanderten Chinesin. Ein Shuttletaxi bringt uns zur Maui-Station, wo wir unser gemietetes Wohnmobil abholen. Während die Herren in die Geheimnisse des Fahrzeugs eingewiesen werden, trinken wir Frauen Kakao und Kaffee.

Um 12.00 Uhr starten wir in unser Camperleben, nachdem wir alle Kleidung verstaut haben. Stefan traut sich mit Copilot Thomas an seiner Seite auf die Straße. Großes Auto ist für ihn kein Problem, der Linksverkehr dagegen gewöhnungsbedürftig. Doch alles klappt ganz prima.

In Kaiapoi gibt es einen Abstecher zum Strand. Tosendes Meer, viele Fischer und stürmischer Wind. Herrlich. Er pustet den Kopf frei. In Amberley kaufen wir in einem riesigen Supermarkt ein, denn schließlich brauchen wir was zum Essen. Das nimmt einige Zeit in Anspruch, doch endlich ist die große Wunschliste abgearbeitet. Nun hält uns nichts mehr auf.

Wir biegen auf die Lewis-Passtraße ein. Unser erstes Ziel ist Hamnersprings. Atemberaubend ist der Blick von der hohen einspurig zu befahrenden Brücke ins Tal. Die ganze Landschaft wirkt wie einem Modellbaukasten entsprungen. Zum ersten Mal kommen wir mit den in NZL erfundenen Extremsportarten in Berührung, denn große Plakate für Bungee-Jumping und anderen Nervenkitzel leuchten uns entgegen.

In Hamnersprings wollen wir in den heißen Quellen baden, nachdem wir aber feststellen, dass es sich um ein Thermalbad handelt, haben wir keine Lust dazu und fahren gleich weiter zum Campingplatz außerhalb des Ortes.

Frühstück auf dem Campingplatz von Hamnersprings begleitet von Sandflys
Frühstück auf dem Campingplatz von Hamnersprings begleitet von Sandflys

von Elvira
Hier erleben wir dann eine Herausforderung der besonderen Art: Sandfliegen stürzen sich auf uns, hocherfreut über das frische Blut aus Europa. Wir mummeln uns ein trotz Sonnenschein. Flipflops aus, Schuhe mit Socken an, das extrastarke Antibrumm auf die Haut, was den Biestern nur ein müdes Lächeln entlockt und balinesische Räucherstäbchen auf den Tisch, bei denen ihnen das Lachen vergeht.

Ich versuche in der heruntergekommenen Küche Chili con carne mit Reis zu kochen. Es ist nervig, umständlich und die Kochtöpfe sind viel zu klein für 5 Personen.

Erstes Fazit:
NZL und ich sind noch Lichtjahre von einem Miteinander entfernt. Es ist kalt obwohl es doch Hochsommer ist, voller Stechmücken, die einen den Aufenthalt draußen vermiesen und zu einer Wohnmobilfreundin bin ich ebenfalls noch nicht geworden. Nachts kann ich nicht schlafen auf dem beengten Raum und jedes Mal, wenn sich Jemand im Schlaf umdreht, wackelt das ganze Ding. Kurz: es ist nervig und ätzend, nur die Landschaft entschädigt ein wenig. Warum tue ich mir sowas in meinem hohen Alter an?

Christchurch – erdbebengeplagte Stadt

Nach ausgiebigem Frühstück bei grauem Himmel und einer hochsommerlichen Temperatur von 14° starten wir zur Stadtbesichtigung in Christchurch.

Dort sind die Zerstörungen des verheerenden Erdbebens im Februar 2011, bei dem Schäden in Milliardenhöhe entstanden und 185 Menschen starben, noch allgegenwärtig. Überall wird gebaut und saniert. Das Stadtbild prägen Absperrungen, Kräne und Gerüste. Inzwischen hat die alte Stadttram ihren Betrieb wieder aufgenommen und fährt seit 2013 ihre Runden durch die Innenstadt.

Auf dem Weg zum Botanischen Garten können wir erahnen, wie schön die Stadt war, bevor alles innerhalb von Sekunden in Trümmern lag. Der Garten ist wunderschön mit seinen mächtigen alten Bäumen und den Blumenrabatten. Wir hören beim kostenlosen Sonntag-Nachmittag-Konzert zu. Trotz Kälte sind viele Bewohner mit ihren Klappstühlen erschienen und es herrscht Festivalstimmung. Wir bummeln am Avon entlang und sehen den Gondolieren zu, die ihre Boote durch den Fluss staken.

Der große Springbrunnen mit seinen blauen Fischen im botanischen Garten
Der große Springbrunnen mit seinen blauen Fischen im botanischen Garten
Mächtige alte Bäume, perfekt zum Klettern
Mächtige alte Bäume, perfekt zum Klettern

An der Bridge of Remembrence ist das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar. Das Epizentrum des Bebens befand sich genau in der Innenstadt mit ihren zahlreichen Hotels, Geschäften und markanten Häusern. Der ganze Stadtteil ist völlig zerstört. Inzwischen sind ein Teil der Gebäude abgerissen und das Ganze ist eine riesige Baustelle.

Wir kommen zu einer Straße, wo überall Container aufgebaut sind. Darin befinden sich übergangsweise Geschäfte oder kleine Restaurants. Es wird improvisiert, damit das Leben nach dem Erdbeben weitergehen kann. Re:Start nennt sich dieses Projekt – wir lassen uns nicht unterkriegen. Es sieht ganz nett aus und kommt anscheinend bei den Leuten gut an. Schon wird überlegt, ob man aus der Improvisation eine feste Einrichtung werden lässt.

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Neubeginn in Containern nach dem Erdbeben von 2011

Jetzt schauen wir uns noch die Kathedrale an. Sie ist beim Erdbeben so stark beschädigt worden, dass sie nicht mehr begehbar ist. Überall sieht man die Risse und Mauerteile liegen herum. Noch ist unklar, was mit ihr geschehen soll. Ein blumenbemalter Bretterzaun umringt sie. Er bringt Farbe und Fröhlichkeit inmitten von Zerstörung und Mahnmalen, die an die Toten erinnern. Wir sind berührt von der Stimmung, die hier irgendwo zwischen Aufbruch, Trotz, Freude und Erinnerung angesiedelt ist.

Die zerstörte Kathedrale umringt vom bunten Bretterzaun
Die zerstörte Kathedrale umringt vom bunten Bretterzaun

Wir überlegen jetzt, was wir noch machen können, da der Tag noch nicht herum ist und wandern weiter in die New Regent Street. Die Straße sieht sehr schön aus mit den hübschen bunten Häusern zu beiden Seiten, den netten Cafés und kleinen Läden. Mittendrin zieht die alte Tram ihre Spur. Wir kaufen uns dann noch total leckere Cookies bei Mrs. Higgins. Sie sind frisch gebacken und super köstlich. Traumhaft.

Buntes Leben in der New Regent Street
Buntes Leben in der New Regent Street

Abends gehen wir zum Essen in die Brewery in der Papanui Road in der Nähe unseres Hotels. Es gibt leckere Steaks vom heißen Stein und dazu ein Pint Ale. Köstlich.

Hier haben wir gewohnt:

Colonial Inn, 2 Übernachtungen im Appartement für 5 Pers. 226,00 €
Es liegt nur einen kurzen Fußweg entfernt zur Innenstadt und dem botanischen Garten im Stadtteil Merivale. Gleich in der Nähe gibt es Supermärkte und Restaurants. Die Zimmer sind mit einer kleinen Küche eingerichtet, alles ist sauber und gepflegt. Das Personal ist ausgesprochen freundlich. Wir fühlten uns dort sehr gut aufgehoben.

So war es einmal: Die gesamte Innenstadt ist zerstört nach dem Erdbeben von 2011
So war es einmal: Die gesamte Innenstadt ist zerstört nach dem Erdbeben von 2011

Aktuell: Ein neues Erdbeben erschütterte Christchurch
Zwei Tage nach unserem Abflug, am Sonntag, 14. Februar 2016 bebte die Erde erneut in Christchurch und sorgte für Angst und Schrecken unter den Einwohnern. Das Epizentrum lag dieses Mal 20 km entfernt an der Küste, wo es zu Erdrutschen und einem Kliffabbruch kam. Zum Glück gab es nur mehrere Leichtverletzte und weitere Schäden an den schon arg in Mitleidenschaft gezogenen Gebäuden. An der Kathedrale brachen weitere Mauern ein.
Klick hier und du kannst den Bericht der Tagesschau lesen.

Ankunft in Christchurch, Neuseeland

5 Wochen Neuseeland liegen vor uns, zusammen mit meiner Mutter Elvira und ihren Partner Thomas.

Die Ankunft in Christchurch beginnt mit Einreiseformalitäten. Zunächst dürfen die Hunde an unserem Gepäck schnuppern, dann füllen wir eine Erklärung aus und bestätigen, dass wir keinerlei der auf den Plakaten aufgemalten Sachen mit uns führen. Unser Vorteil ist, dass mit uns eine asiatische Reisegruppe ankam und die Beamten dort alle Hände voll zu tun haben. Wir nutzen die Gunst der Stunde, gehen einfach zügig weiter und hinaus.

Nach fast 4 Monaten in Asien ist der Anblick von Christchurch ungewohnt für uns. Alles ist sauber, strukturiert und teuer! Wir wissen, dass wir den roten Bus zu unserer Unterkunft nehmen müssen und als wir hören, was wir zahlen sollen, trifft uns fast der Schlag: 21 $ (12,70 €) für uns drei, dabei handelt es sich nur um eine kurze Strecke. Der Busfahrer ist ausgesprochen nett und hilfsbereit. Er zeigt uns beim Aussteigen noch, in welche Richtung wir zum Hotel laufen müssen. Ein paar Schritte, dann sind wir dort und ruhen uns erst einmal aus.

Wir haben ein Appartement und kaufen am Nachmittag in der Mall was fürs Abendessen und Frühstück ein. Ich koche Spaghetti mit Tomatensoße und wir freuen uns alle Drei, endlich mal wieder selbst zu kochen, noch dazu Lieblingsessen.

Meine Mutter und Thomas sollten eigentlich lange vor uns angekommen sein, doch sie hatten einige Probleme auf ihren Flug und es wird noch dauern bis sie da sind.

Ein Flug mit Hindernissen, geschrieben von Elvira:

Wir starten am Donnerstag, 5. Januar um 7.30 Uhr vom Bahnhof Hofgeismar nach Frankfurt/Flughafen. Die Zugfahrt verläuft problemlos. Ich freue mich auf den Flug mit dem A 380 durchgeführt von Emirates. Dann der 1. Knaller: Unser Flieger nach Dubai hat 100 Minuten Verspätung. Jetzt wird es spannend, denn mit unserem Anschlussflug in Dubai wird es knapp. Auf Nachfragen gibt es die Erklärung, dass man daran arbeitet, Lösungen zu finden. Dann bin ich mal neugierig wie die aussehen.

Blick auf die Silhouette von Dubai vom Flughafen
Blick auf die Silhouette von Dubai vom Flughafen

In Dubai werden wir von einer freundlichen Mitarbeiterin erwartet mit der „wunderbaren“ Nachricht: „Alles ist geregelt, ihr Flug umgebucht und nach einer selbstverständlich kostenlosen Übernachtung fliegen sie morgen früh weiter nach Sydney und von dort nach Auckland.“ Damit ist klar, dass unser Weiterflug nach Christchurch ins Wasser fällt. Wer zahlt das? An diesem Punkt fühlt sich niemand mehr zuständig. Schulterzucken. Klasse, fliege Emirates und du kannst was erleben, wenn es auch nicht das ist, was du willst, vor allen Dingen nicht nachts um 2.30 Uhr.

Wir erreichen Auckland am Samstag, 7. Januar um 14.00 Uhr und haben Glück. Air New Zealand fliegt um 17.00 Uhr nach Christchurch und wir bekommen noch 2 Plätze für schlappe 570 NZL$ Freundschaftspreis.48 Stunden später sind wir am Ziel. Willkommen in Christchurch, Neuseeland.

Sofort finden wir den „red bus“. Später stellt sich heraus, dass wir im falschen Bus sitzen. Mit „red bus“ war die Außenfarbe des Busses gemeint und nicht die „rote Linie“. Nun, so hatten wir gleich eine Stadtrundfahrt für 8 $/Person. Die freundliche Busfahrerin organisiert, dass wir mit dem blauen Bus unser Ziel doch noch erreichen. Wir zahlen 3,75 $/Person Lehrgeld und ab geht es zum Hotel. Unter lautem Gejohle, Herumhüpfen und Freudentränen schließe ich meine kleine Sophia und dann Larissa und Stefan in die Arme.

Das gemeinsame Abenteuer „Unterwegs in Neuseeland mit dem Camper“ kann beginnen.

Kuta: auf Wiedersehen Bali

Sophia ist krank. Sie hat nachts schon schlecht geschlafen, dann kam Fieber und Übelkeit dazu und heute Morgen Erbrechen. Mit quengelndem, kranken Kind versuche ich nebenbei zu packen. Sophia behält nichts in sich und mir ist schleierhaft wie wir die lange Taxifahrt überstehen sollen. Doch unser Flieger ist gebucht, wir müssen zurück.

Um 12 Uhr ist das Taxi da. Stefan lädt alles in Auto und ich trage Sophia. Der Junge auf dem Rücksitz muss seinen Platz räumen und setzt sich zwischen das Gepäck in den Kofferraum. Sophia liegt nun auf der Rückbank und schläft zum Glück sofort ein.

Die Strecke ist sehr kurvenreich, der Verkehrs enorm und chaotisch, entsprechend lange dauert die Fahrt. Beim Tanken erwacht Sophia, würgt, und wir rennen zu den Toiletten. Die sind übelst dreckig, also wieder raus und einen Platz draußen gesucht. Passt. Perfektes Timing. Der Taxifahrer denkt, dass es Sophia wegen seiner Fahrweise schlecht ist und wirkt sehr unglücklich. Leider versteht er unserer Erklärungen nicht und so bleibt er in seinem Glauben.

Wir kommen ohne weitere Zwischenfälle in Kuta an, beziehen unser gebuchtes Zimmer und kaufen im gegenüber liegenden Supermarkt ausnahmsweise Fertigsuppen, weil Stefan und ich Riesenhunger haben.

Am nächsten Tag ist Sophias Krankheit wie weggewischt und sie hopst wieder fröhlich herum. Wahrscheinlich ist ihr die Aufregung um unsere Abreise auf den Magen geschlagen. Wir schlendern durch Kuta und wollen neue Eiskönigin-Flip Flops für Sophia kaufen, da ihre in Nusa Lembongan irgendwie unter die Räder gekommen sind. Schade, keine zu finden. Wir werden jedoch von einem Ladenbesitzer gefunden, der denkt, er könne uns ein T-Shirt zum überteuerten Preis verkaufen. Eigentlich will Stefan kein Shirt und so wenden wir uns ab und gehen weiter. Der Verkäufer gibt nicht auf und rennt uns hinterher. Er lässt nicht locker und als sein Angebot bei 2,40 € statt 23,- € liegt, hat er Stefan überzeugt. Er kauft das Shirt, wobei der Verkäufer ziemlich sauer wirkt, da das Geschäft nicht so lief wie er es sich dachte. Wir freuen uns total über unseren besten Handel seit wir in Asien sind.

Wir essen noch was und laufen dann zum Flughafen. Alles geht gut. Unser Gate hat sich zwar geändert, jedoch waren andere Leute so nett es uns mitzuteilen, da es nirgends angeschrieben steht. Nach der großen Sicherheitskontrolle werden wir ein zweites Mal durchgecheckt auf Getränke- und Proviant im Handgepäck. Einige Leute sind sauer, denn sie müssen ihr im Transitbereich teuer gekauftes Wasser nun wieder abgeben. Dann startet unser Flug von Denpasar über Sydney nach Christchurch. Neuseeland wir kommen.

Hier haben wir gewohnt:

Gong Segara Homestay, Übernachtung mit Frühstück 11,29 €
Es liegt in der Nähe des Flughafens und wir konnten zu Fuß zum Airport laufen. Das Zimmer war ok für eine Nacht. Beim Benutzen des Wasserhahns lief das ganze Wasser auf den Fußboden im Bad statt in den Abfluss. Na, dann braucht man nur noch Putzmittel dazuschütten und einen Wischmop holen zum Saubermachen. Praktisch.

Zusammenfassung:
Unser Aufenthalt in Bali ist vorbei. Er verging wie im Flug. Wir haben nicht soviel gemacht, da wir die Zeit hauptsächlich nutzen wollten, um uns auszuruhen und Kraft für Neuseeland zu tanken. Uns hat es hier sehr gut gefallen. Preislich ist alles ok und wir konnten entscheiden, ob wir Party haben oder lieber die Ruhe abseits vom Touristentrubel genießen wollten. Wenn man sich traut einen Roller zu leihen und abseits der Hauptstraßen fährt, lernt man noch ein ursprüngliches Bali kennen.
Wir empfehlen auf jeden Fall ein Moskitonetz einzupacken. Wir haben es oft benötigt und waren froh, es dabei zu haben. Und wenn es nur um die Sicherheit ging, dass nachts im Schlaf kein ungebetener tierischer Besuch über uns krabbelt.

Uns gefiel es ausgesprochen gut in Südostasien?
Nachdem wir uns in Bangkok von unseren ersten Kulturschock erholt hatten, haben wir uns in den Ländern Südostasiens sehr wohl gefühlt. Wir hatten wundervolle Erlebnisse, denen wir mal erstaunt, mal belustigt und dann wieder völlig fassungslos gegenüber standen. Vieles wirkt im ersten Moment chaotisch, doch zu unserer Verblüffung ordnet es sich wie von Zauberhand, weil alle Rücksicht aufeinander nehmen. Die Menschen sind überaus freundlich, hilfsbereit und entspannt. Wenn man sich auf die uns manchmal merkwürdig erscheinende Kultur einlässt und sie annimmt, dazu noch locker und gelassen bleibt und die Dinge so akzeptiert wie sie sind, kommt man hier prima zurecht.

Entspannte Tage in Amed

Mit dem Speedboot geht es zurück nach Sanur auf Bali. Das Wasser ist heute ruhig und wir kommen schnell voran. Das bestellte Taxi wartet am Hafen und über die romantische Küstenstraße erreichen wir den Fischerort Bunutan/Amed. Nachdem wir uns in unserem Bungalow mit zauberhaften Meerblick eingerichtet haben, erkunden wir die Gegend und laufen nach Lipah. Wir mieten uns einen Roller, denn zu Fuß ist die Gegend ist zu weitläufig.

Entlang der Küste gibt es zahlreiche idyllische Badestrände und die Gewässer sind fantastisch zum Schnorcheln geeignet. Wir fahren nach Liga und Jemeluk und in der Bucht von Banjuning sehen wir beim Schnorcheln sogar ein Schiffswrack. Es ist ein 20 Meter langes japanisches Patrouillenboot, welches ziemlich nah am Strand in 2 – 12 Meter Tiefe liegt. Sophia ist außer sich vor Freude über dieses Abenteuer.

Wir sind jeden Tag an irgendeinem Strand. Das Meer ist türkisblau und warm, ideale Schnorchelbedingungen. Das Korallenriff beginnt bereits im hüfthohen Wasser. Ein paar Schritte und du stehst mittendrin zwischen kunterbunten Fischen. Sophia ist kaum noch aus dem Wasser heraus zu bekommen. Sie fühlt sich wie Arielle, die Meerjungfrau.

Nach Amed kommen wenige Touristen. Dass es hier noch relativ ursprünglich zugeht, erkennt man sofort an den Preisen in den Supermärkten. Es gibt auch mal einen teureren Markt, aber generell sind die Waren günstig.

Mittags essen wir an der Straße bei einem Baxostand. Für 10.000 Rp. (0,70 €) gibt es total leckere Suppe mit Nudeln, Salat, frittierte Chips, Schweinefleischbällchen und Tofu. Fast täglich kehren wir hier ein und so kannte uns die sehr nette Frau schnell. Verständigt haben wir uns mit Händen und Füßen. Auf dem Weg entlang der Küste nach Norden entdecken wir kurz vor Amed ein Warung namens „Lari“. Natürlich kehren wir dort ein. Das Essen schmeckt ausgezeichnet, ist preisgünstig und die Besitzer ausgesprochen freundlich. Sehr gut ist in dieser Region Mahi-Mahi (gemeine Goldmakrele), eine Fischspezialität.

Frischer Fisch an der Straße
Frischer Fisch an der Straße für die Spezialität „Mahi-Mahi“

Damit wir nicht nur am Strand herumlungern sondern auch was von der Gegend sehen, gibt es eine Tour entlang der Küste nach Süden. Wir fahren durch viele kleine Dörfer, die Berge hoch und wieder hinunter und wollen schließlich zu einem Aussichtspunkt, den wir auf unserer Karte entdeckt haben. Die „Straße“, falls man das so bezeichnen kann, ist eine totale Katastrophe: entweder riesige Schlaglöcher oder übersät mit Steinen. Mühsam kommen wir voran.

Die Einheimischen sind völlig von den Socken als sie uns entdecken. Sie winken, rufen uns Begrüßungen zu und starren uns an wie Außerirdische. Besonders die Kinder ziehen wir an wie Motten das Licht und als wir endlich an dem besagten Aussichtspunkt ankommen, rennt schon ein ganzer Haufen hinter uns her. Eine Frau und ein älterer Junge versuchen sich mit uns zu unterhalten. Wir sind eindeutig die Attraktion hier und eine willkommene Abwechslung in ihrem harten Alltag. Abseits vom Tourismus sehen wir wie die Leute wirklich leben, wie arm sie sind, trotzdem wirken sie zufrieden und glücklich. Dieses Erlebnis macht uns wieder einmal bewusst, in welchem Reichtum und Luxus wir in Deutschland leben. Besonders die Kinder, barfuß, in dreckigen Sachen, mit Rotznasen und Wunden, in denen unzählige Fliegen sitzen, werden uns noch sehr lange im Gedächtnis haften bleiben.

Wenn man Entspannung, Ruhe, eine abwechslungsreiche Landschaft, Meer und Sand sucht, ist man in Amed richtig. Wenn man gerne schnorchelt und sich selbst beschäftigen kann (besonders abends) ist man in Amed richtig. Wenn man Bars, Party und Unterhaltung sucht, ist man in Amed falsch.

Wir haben jetzt ein privates Taxi für 500.000 Rp (34,00€) gebucht, das uns nach Kuta bringt.

Hier haben wir gewohnt:

Bos Bungalows, 5 Nächte für 49,67 € mit Frühstück
Die Bungalows sind mit Meerblick und sehr schön. Die Angestellte war sehr nett und hilfsbereit. Es gibt nur eine Kaltwasserdusche, doch bei der Hitze ist das eine willkommene Abkühlung. Du brauchst auf jeden Fall ein Moskitonetz, da du sonst völlig zerstochen wirst. Es ist nur Barzahlung möglich. Kreditkarten werden nicht akzeptiert. Prädikat: empfehlenswert


Wir hatten zwar mit der Rechnung einige Probleme, da wir wieder mehr zahlen sollten als von Agoda angegeben, doch da die Angestellte ihren Chef nicht erreichte, blieb es beim geringeren Preis. Glück für uns.

Silvester auf der Trauminsel

Nusa Lembongan ist wirklich eine Trauminsel und es gelten zwei besondere Regeln:

  1. Helme beim Rollerfahren sind totaler Unsinn, denn hier gibt es keine Polizei
  2. Kinder (schätzungsweise 10 Jahre) dürfen Roller fahren, denn sie müssen ja irgendwie von A nach B kommen

Wahrscheinlich ist das sicherer als bei uns, wenn 10jährige mit dem Fahrrad unterwegs sind. Hier wird sehr viel Rücksicht aufeinander genommen.

Zum Essen gehen wir in die Warungs, welche in den Seitenstraßen abseits des Strandes liegen. Am besten und günstigsten ist es dort, wo auch die Einheimischen essen. Wenn wir die Hygiene mal außen vor lassen, war das leckerste Essen in der Lembongan Stadt. Ein Warung, total dreckig, besetzt mit hunderten von Fliegen, servierte köstliche Gerichte. Es gab auch eine kraftvolle Suppe. Wir konnten uns persönlich davon überzeugen, denn das halbe Huhn lag noch in der Brühe. Hier brauchst du keine Angst vor seltsamen undefinierbaren Zusatzstoffen haben. Hier ist alles echt. Außer dem sehr guten Essen gibt es in der Stadt noch einen Strand, doch wegen der hohen Wellen können wir nicht baden.

Ein Algenboot beim Mangrovenwald
Ein Algenboot beim Mangrovenwald

Sophia besteht auf eine zweite Paddeltour durch die Mangroven. Bei Ebbe kann man in flachen Wasser hervorragend total große bunte Seesterne sehen, Krabben, Seegurken und andere Meeresbewohner. Der Mann vom letzten Mal sitzt wieder da, aber noch bevor er sein Eintrittsgeld-Seemannsgarn spinnen kann, winken wir fröhlich, rufen ihm ein „Hello, nice to see you“, entgegen und paddeln ohne Stopp weiter. Er winkt lachend zurück und wartet geduldig auf die nächsten Touristen. Mit Sicherheit wird einer Eintritt zahlen oder seine Dienste in Anspruch nehmen. Wir haben unsere Freude an ihm.

Algensammlerinnen am Meer
Algensammlerinnen am Meer

Die nächste Herausforderung ist, woher Geld bekommen ohne zu stehlen. Es gibt nur einen Automaten auf der Insel in Jungut Batu und der ist defekt und bleibt es auch bis zu unserer Abfahrt. Doch es gibt eine Wechselstube. Beim ersten Tausch berechnen sie uns 6% Gebühren, beim Zweiten wollen sie 8%. Diese Flausen reden wir der Dame schnell wieder aus. Kurzes Palaver und am Ende bleibt es beim niedrigen Gebührensatz.

Nachdem wir um die Insel gerollert sind besuchen wir die kleine Nachbarinsel Nusa Ceningan, die über eine einspurig zu befahrene Brücke zu erreichen ist. Später findet der Umzug in den anderen Bungalow statt. Der ist neu, hat Klimaanlage und sieht innen toll aus. Alles ist in weiß gehalten, dadurch wirkt er hell und freundlich. Und weil Sophia gerne in der Hängematte schaukelt, hängt der Besitzer gleich eine neue auf, neben den zwei riesigen stylischen Sitzsäcken. Sophia ist begeistert und legt sich gleich hinein.

Die Algen werden ausgebreitet und getrocknet
Die Algen werden ausgebreitet und getrocknet

Silvester wird in Indonesien drei Mal gefeiert. Je nach ethnischer Zugehörigkeit der Einwohner finden die Neujahrsfeierlichkeiten zwischen Januar und März statt, mal laut und mal sehr sehr leise. Der Besitzer der Bungalow Anlage feiert mit seiner Familie und Freunden und lädt uns dazu ein. Das Essen vom Büffet ist umsonst, die Getränke müssen wir zahlen. Wir freuen uns sehr, dass wir mit Balinesen feiern dürfen. Am Silvesternachmittag wird fleißig gewerkelt, die Fische ausgenommen und gekocht diovan 160 mg. Die Feier beginnt verspätet, da mal wieder Stromausfall ist. Das passiert fast jeden 2. Tag, wir sind schon daran gewöhnt. Sophia schaufelt sich hingebungsvoll Essen auf ihren Teller. Büffet mag sie besonders, denn dann kann sie sich was aussuchen. Es gibt Rippchen, Thunfisch, Schweinespieße, Gemüse mit Kokosraspeln und Reis. Alles schmeckt superlecker und wir schlemmen voller Wonne. Die Leute sind nett und wir fühlen uns sehr wohl. Um 21.00 Uhr sind jedoch alle Leute verschwunden, die Party ist zu Ende.

Und nun? Das haben wir uns etwas anders vorgestellt. Wir gehen zur Hauptstraße, wo einige junge Leute ihre eigene Party feiern, kaufen erneut Knaller und Wunderkerzen, da unsere nichts taugten und tuckern zum Strand. Sophia ist müde und quengelig, deshalb lenken wir sie mit vorgezogenem Feuerwerk ab. Kurz vor unserem Bungalow erklingt aus einer Bar Livemusik. Ich frage Sophia, ob wir hineingehen und noch ein bisschen tanzen wollen. Sofort ist sie hellwach. Tanzen ist ein Zauberwort, welches Müdigkeit und schlechte Laune sofort vertreibt. Wir lernen zwei Engländer und eine Österreicherin kennen. Sie alle tanzen mit Sophia. Irgendwann später geht einer der Engländer zum Gitarristen auf die Bühne. Er singt wirklich sehr gut und ein Lied ist nur für Sophia, deren Augen strahlen und funkeln. Der Abend ist gerettet und schon ist es 0 Uhr. Alle Leute sitzen am Strand und schauen sich das Feuerwerk auf der Insel und drüben auf Bali an. Mit einer völlig fix und fertigen Sophia gehen wir zum Bungalow und schnell ins Bett. Es war ein sehr schöner Silvesterabend.

Unsere Zeit auf Nusa Lembongan verging wie im Flug. Die Insel ist einfach supertoll, ein Postkartenidyll. Wir haben das Strandleben und die Ruhe sehr genossen. Ich lege jedem ans Herz, hierher einen Abstecher zu machen, wenn er mal auf Bali ist.
Wir kaufen noch ein Boot/Taxi-Ticket bei unserem Bungalowbesitzer für 900.000 Rp (61,00€) und werden weiter nach Amed fahren.

Wir haben wir gewohnt:

Suka Beach Bungalow, 7 Nächte für 163,80 € incl. Frühstück
Die Anlage liegt direkt am Strand und der Besitzer ist sehr herzlich und hilfsbereit. Im Standard Bungalow hatten wir nur eine Kaltwasser Dusche, im zweiten dann Warmwasser. Leider gibt es nur Salzwasser, doch die Schönheit der Insel lässt mich darüber hinwegsehen, dass Haut und Haare etwas leiden. Prädikat: Absolut empfehlenswert.

Inseltraum Nusa Lembongan

Wir laufen von unserem Homestay zur Perama Station, wo wir abgeholt (mit Verspätung) und nach Sanur gefahren werden. Dort wartet das Speed Boot auf uns. Sophia wird getragen, da man bis zu den Knien ins Wasser hinein muss, um ins Boot zu gelangen. Es geht los. Wir haben etwas Wellengang und zeitweise springt das Boot ganz schön übers Wasser. Stefan und mir gefällt das, anderen Leuten eher weniger.

Angekommen in der Stadt Jungut Batu, sind wir sofort begeistert von der Insel Nusa Lembongan. Das Wasser ist glasklar und ein weißer Sandstrand schmiegt sich an türkisblaues Wasser. Weit und breit sehen wir kein Taxi. Seltsam ungewohnt. Also laufen wir los. Die Sonne knallt vom Himmel und wir sind froh, als nach kurzer Zeit ein Roller neben uns anhält. Der Fahrer fragt, wohin wir wollen und bietet an, uns für 50.000 Rp (3,40€) zu fahren. Gerne nehmen wir sein Angebot an. Zuerst bringt er Sophia und mich zu der Bungalowanlage und dann holt er Stefan ab.

Es ist herrlich. Unser Bungalow liegt direkt am Strand. Sophia beschlagnahmt gleich eine der zwei Hängematten und beschließt, darin zu übernachten. Und wir beschließen, unseren Aufenthalt auf dieser wunderschönen Insel zu verlängern. Unser Bungalow ist besetzt, doch ein anderer ist frei. Dann wechseln wir eben, kein Problem.

Nun fehlt uns nur noch ein Roller zum Glück. Wir mieten einen für 7 Tage (pro Tag 50.000 Rp = 3,40€), denn ohne einen fahrbaren Untersatz kommen wir auf dieser Insel nirgends hin. Als wir nach Helmen fragen, schaut der Vermieter erst leicht irritiert und antwortet dann mit schallenden Lachen: „Ihr braucht keine Helme, hier gibt es keine Polizei.“ Stefan und ich sind völlig sprachlos. Mit einer solchen Erklärung haben wir nicht gerechnet. Wir wollten die Helme wegen der Sicherheit unserer Köpfe und nicht wegen der Polizei. Dann sind wir wohl gezwungen, uns den örtlichen Sicherheitsstandard anzupassen.

Zurück vom Strand beginnt Sophias Projekt „Schlafen in der Hängematte“. Die Aktion endet bereits nach 2 Stunden. Um Mitternacht steht sie vor unserem Bett, denn hier ist es bequemer als in der Hängematte. Wieder was gelernt.

Wir leihen uns ein Kajak und paddeln zum Korallenriff. Abwechselnd gehen Stefan und ich schnorcheln, da Sophia lieber im Boot bleiben möchte. Sie ist zwar seit 4 Monaten stolze Besitzerin des Seepferdchen-Abzeichens, doch so mitten im Meer zu schwimmen ist ihr suspekt. Das ist völlig okay. Wir dagegen bestaunen eine fantastische Unterwasserwelt mit unzähligen bunten Fischen, die um uns herum huschen. Wunderschön.

Mangroven überleben im Salzwasser
Mangroven überleben im Salzwasser

Als wir in den Mangrovenwald paddeln wollen, werden wir von einem Mann angehalten. Er verlangt einen horrenden Eintritt von uns. Wir verweigern die Zahlung, denn wir sehen, dass andere Touristen einfach durchfahren. Nach kurzer Diskussion bedeutet er uns, dass wir einfach weiterpaddeln sollen.

Mangroven sind Bäume, die im Küstenbereich wachsen. Sie schützen vor Sturmfluten und bieten zahlreichen Muscheln, Krustentieren und Fischen Lebensraum. Sie sind wahre Überlebenskünstler, denn sie können Salzwasser aufnehmen und in Süßwasser umwandeln. Leider sind diese Wälder gefährdet. Sie werden großflächig zerstört, um Platz für Shrimpsfarmen zu schaffen.

Verwirrend: Wasserspiegelungen im Mangrovenwald
Verwirrend: Wasserspiegelungen im Mangrovenwald

Im Mangrovenwald ist es wie in einem Labyrinth. Alles sieht gleich aus und die Spiegelungen der Bäume im Wasser sind ganz schön verwirrend. Wir sehen dann auch den Mann, der uns Eintritt abknöpfen wollte. Dieses Mal fungiert er als Bootsführer für andere Touristen. Wieviel Jobs er wohl noch so hat.

Abends gehen wir in ein Warung, das auf dem Rückweg liegt. Ganz alleine sitzen wir am Tisch direkt am Meer bei Kerzenschein und genießen andächtig unser Essen, während die Sonne im Meer versinkt. Welch ein wunderschöner zauberhafter Abend.

Sonnenuntergang am Strand auf Nusa Lemborgan
Sonnenuntergang am Strand auf Nusa Lembongan