Wir packen unsere Sachen, denn gleich startet unsere Zweitagesfahrt auf dem Mekong. Das Bootunternehmen will uns um 9.00 Uhr pünktlich vom Hotel abholen. Das war wohl mehr eine grobe Zeitangabe, denn wir sitzen nun hier wie bestellt und nicht abgeholt. Eine halbe Stunde später kommt Leben in die Bude, das Tuk Tuk ist da. Auf dem Weg zum Boot holen wir noch einige Leute ab. Es wird eng und kuschelig in dem kleinen Gefährt.
Am Anlieger kaufen wir Proviant und gehen an Bord. Die Plätze auf dem Boot sind Holzbänke oder alte Autositze, mit etwas Glück erwischt man einen mit Kopfstütze. Wir richten uns gemütlich ein, denn pünktlich um 10.00 Uhr soll das Boot ablegen.
10.30 Uhr: nichts passiert.
11.00 Uhr: es passiert immer noch nichts. In Deutschland wäre in der gleichen Situation gerade die erste Beschwerdewelle über diese unverschämte Verspätung vorbeigerauscht.
11.30 Uhr: Haben wir das falsche Boot erwischt?
12.00 Uhr: Es tut sich was, „Leinen los“.
Wir erfahren, dass die Schiffe erst fahren, wenn sie voll besetzt sind. Ich finde das sehr sinnvoll unter Energiesparaspekten.
Wir haben eine lange Bootsfahrt vor uns. Die Sonne scheint vom wolkenlosen blauen Himmel. Unsere Aufgabe ist es jetzt, Sophia zu beschäftigen. Es wird wie immer UNO gespielt, Pantomime vorgeführt, Fotos von der Landschaft gemacht und auch mal mit dem Handy gespielt. Dann entdeckt Sophia, dass hinter uns ein Mädchen sitzt, das Deutsch kann, da sie aus den Niederlanden kommt. Damit ist sie jetzt als Freundin von ihr auserkoren. Sie freut sich sehr, denn endlich ist da Jemand, mit der sie Reden kann. Sie erzählt der neuen Freundin ihre ganzen Lebensgeschichten und dann spielen die Zwei zusammen.
Die Landschaft ist sehr schön. Überall ringsherum sind hohe, dicht bewachsene Berge. Über die Bäume wuchern Kletterpflanzen. Der Fluss wird zeitweise von sandigen Ablagerungen am Ufer eingeengt, dazu schauen überall Felsbrocken und große Steine aus dem braunen Wasser heraus. Durch die sehr starke Strömung geht es flott voran.
Wenn wir an Dörfern vorbei fahren oder dort anhalten, rennen die Kinder den Berg herunter und winken uns zu. Eine willkommene Abwechslung im täglich gleichen Ablauf des Dorflebens. Es fasziniert mich wieder wie einfach die Menschen hier leben. Die Hütten sind aus Bambus, es gibt nur einen Raum und die Matratzen liegen auf dem Boden. Fließendes Wasser? Fehlanzeige. Gekocht wird draußen auf einer Feuerstelle und die Wäsche wird im Fluss mit der Hand gewaschen. Wenn ich dieses Leben hier betrachte, weiß ich, wie gut es mir in Deutschland geht und bin dankbar dafür. Welch ein Luxus bei uns und trotzdem jammern wir. Ganz anders die Menschen hier. Sie leben von dem was sie anbauen, haben ein paar Tiere, wirken gelassen, glücklich und mit ihrem Leben zufrieden.
Ganz versunken in meine Betrachtungen, lehnt sich Sophia an meinen Autositz. Ich kippe um, stürze fast auf die Leute hinter mir. Die Sitze sind nicht befestigt. Gut, nun habe ich es unsanft mitbekommen.
Auf dem Boot beschäftigen sich die Leute alle irgendwie, um die lange Fahrzeit zu überbrücken. Viele Lesen, spielen Karten oder unterhalten sich. Manche trinken Bier und dösen vor sich hin. Eine Gruppe von jungen Leuten schaut „König der Löwen“ auf Englisch. Diese Zeichentrickfilme gehen immer, auch wenn man schon Ende 20 ist. Nach einiger Zeit fangen drei Leute an, auf ihren mitgebrachten Gitarren zu spielen und zwei Mädels singen dazu. Das ist wunderschön und die Zeit vergeht wie im Flug. Nach 6 Stunden Fahrt kommen wir abends um 18.00 Uhr im kleinen Dörfchen Pak Beng an.
Wir erhalten unser Gepäck, laufen an den Leuten vorbei, die ihre Unterkünfte anpreisen und werden von einer Frau angesprochen, die uns ein Zimmer mit Blick auf den Mekong in ihrem Haus anbietet. Wir sehen es uns an, finden es ganz ok für eine Nacht und bezahlen ihr die 13,30 €/DZ. Beim Waschen im Bad wundere ich mich, warum der ganze Boden auf einmal nass ist und erzähle es Stefan. Der sieht nach und entdeckt die Ursache versteckt im Schränkchen unter dem Waschbecken. Dort fehlt der Siphon und das ganze Wasser plätschert ungehindert ins Bad. Mir fehlen die Worte.
In Pak Beng legen die Slowboote einen Zwischenstopp für eine Nacht ein. Das Dorf lebt fast ausschließlich von den Mekong-Touristen. Man erzählt uns, dass die Preise für Essen und Trinken tüchtig angezogen haben in den letzten Jahren. Wir finden ein gemütliches, idyllisch gelegenes Restaurant, lauschen den Geräuschen der Natur und hören weiter entfernt die Affen kreischen.
Wir sind alle müde und schlafen schnell ein, denn am nächsten Morgen heißt es wieder früh aufstehen und Weiterfahrt nach Luang Prabang.