Am nächsten Tag tun mir meine Beine noch mehr weh. Aber so ist das halt. Wir machen uns auf den Weg von Turangi nach Rotorua. Unterwegs wollen wir uns einige fantastische Naturwunder ansehen.
Als erstes halten wir an den mächtigen Huka-Falls des Waikato Rivers. Er ist mit 425 km der längste Fluss Neuseelands. Es schäumt und wirbelt, Gischt sprüht auf, als sich der 100 m breite Fluss mit lautem Gebrüll in den 15 m schmalen Canyon zwängt. Es werden pro Sekunde 140.000 Liter Wasser dort durchgespült. Am Ende stürzt es sich, türkisblau gefärbt mit weißen Schaumkronen, 11 m tief über eine Klippe in das Flussbett zurück. Wir schauen uns das Spektakel von einer Brücke aus an. Welch ungeheure Kräfte sind hier am Werk. Beeindruckend. Dicht gedrängt bestaunt eine Menge Touristen dieses Naturschauspiel, und es ist nicht leicht ein Foto hinzubekommen ohne andere Leute darauf.
Danach fahren wir zur einzigen Shrimpsfarm des Landes, da wir uns frische Garnelen für das Abendessen kaufen wollen. Als Thomas und Stefan sehen, dass sie die Riesengarnelen selbst angeln können, gibt es kein Halten mehr. Es erwacht der Jagdtrieb und so machen sich die Männer an die Nahrungsbeschaffung. Wir Frauen vergnügen uns im Café und genießen anschließend ein durch die heißen Quellen gespeistes, warmes Fußbad. Ein bisschen Wellness kann nie schaden. Nach 2 Stunden holen wir die beiden Männer ab, die um 28 NZL $ Eintritt/Person ärmer und 5 Garnelen reicher sind. Da fehlt wohl die Übung. Dann wird es wohl Nudeln mit Tomatensauce zum Abendessen geben und als Krönung für Jeden eine Garnele oben drauf.
Nächster Anlaufpunkt ist das Wai-o-tapu Thermal Wonderland mit seinen heißen Quellen. 32,00 NZL $/Person kostet der Eintritt. Das wohlmeinende Schild am Eingang, dass man festes Schuhwerk tragen sollte, übersehen wir geflissentlich und laufen mit unseren Flip Flops hinein. Das ganze Gebiet mit allen Tieren und Pflanzen steht unter Naturschutz und ist übersät mit kollabierten Kratern, heißen und kalten Seen, blubbernden Schlammtümpeln und dampfenden Spalten. Ich finde es ist eine beängstigende Vorstellung, dass der Boden unter mir kocht. Dazu riecht es abscheulich und Sophia ist darüber „not amused“. Sie hält sich die Nase zu, heult und ist oberquengelig. Erst in der Hälfte der Strecke, am grünen See, ändert sich ihre Laune langsam.
Wir laufen den Rundweg. Überall verkünden Schilder, dass die Temperatur der Bodenlöcher 100° C beträgt und wir auf gar keinen Fall vom Weg abweichen dürfen. Wir können uns nicht vorstellen, dass es überall gleich heiß sein soll und Thomas prüft das. Am ersten Loch ist das Wasser angenehm warm, bei zweiten verbrennt er sich die Finger. Gut, wir glauben den Schildern. Das Gebiet zeigt eine große Vielfalt an Farben, hervorgerufen durch verschiedene chemische Zusammensetzungen der Elemente: Schwefel = gelb, Siliziumoxid = rotbraun, Eisenoxid = schwarz um nur Einige zu nennen.
Begleitet uns auf unserem Spaziergang durch eine bizarre Wunderwelt der Natur:
Rainbow Crater: Auffallend sind hier die Schwefelausblühungen auf den Kraterwänden und die Rotfärbungen. Es ist dauerhaft ein öliger Film auf dem siedenden Wasser.
Devil’s Ink Pots: Der Wasserstand in diesem Schlammtümpel verändert sich mit der Niederschlagsmenge. Die Farbe entsteht durch Graphit und Öl.
Artist’s Palette: Sie schließt sich an den Champagner Pool an und hat heiße und kalte Tümpel sowie zischende Erdspalten. Wie der Name sagt, ist sie sehr farbenprächtig und sieht toll aus.
The Primrose Terraces: Sie werden durch das Wasser des Champagnerpools gebildet, welches reichlich Siliciumoxid enthält. Durch Verdunstung entstehen die Ablagerungen und bilden die Terrassen. Sie sind geschätzte 700 Jahre alt.
Ngakoros See: Ein kleiner Wasserfall mündet in den See, er ist nach einem Vulkanausbruch vor etwa 700 Jahren entstanden und ist sehr groß.
Champagner Pool: Er ist die größte Attraktion in dem Gebiet, entstanden vor ca. 700 Jahren durch eine hydrothermale Explosion. Er hat einen Durchmesser von 65m und eine Tiefe von 62m. Die Wassertemperatur liegt bei 74°C und durch den aufsteigenden Wasserdampf ist es sehr warm an seinem Ufer. Sichtbare Perlen, die durch Kohlendioxid entstehen, blubbern an die Oberfläche (Champagnerbläschen). Das mineralhaltige Wasser enthält Gold, Silber, Arsen, Quecksilber, Schwefel und Antimon. Der Pool sieht imponierend aus mit seinem orangefarbenen Rand, besonders wenn sich die umliegende Landschaft in ihm spiegelt.
Bird’s Nest Crater: Zwei Vogelarten nisten in den Höhlen an den Kraterwänden. Anscheinend machen ihnen die Dämpfe, die dort aufsteigen nichts aus. Niemand weiß genau, warum sie sich so einen außergewöhnlichen Ort ausgesucht haben.
Das Bad des Teufels: Es ist ein zerklüfteter Krater. Je grüner das Wasser ist, desto mehr Arsensulfide sind darin enthalten. Und heute sieht es wirklich extrem giftig aus. Sophia ist hin und weg bei diesem Anblick und der Geschichte dazu. Schlagartig verebben die restlichen Schluchzer. Sie würde am liebsten jetzt hierbleiben.
Es gibt auch einen Bach, der dort hindurch fließt, der Wai-o-tapu-Bach. In der Sprache der Maori heißt das „Heiliges Wasser“. Auf seinem Weg nimmt er die natürlichen Chemikalien auf, wodurch es für Fische unmöglich ist, dort drinnen zu leben.
Das war ein kleiner Ausschnitt von dem, was wir dort gesehen haben. Noch nie habe ich ein derart beeindruckendes Naturwunder gesehen. Ich fand es großartig, absolut faszinierend und ich verleihe wieder einmal das Prädikat: besonders empfehlenswert, trotz großen touristischen Andrang. Wir sind nachmittags bis zum Schluß dort gewesen und waren am Ende fast ganz allein unterwegs.
Wir fahren weiter und kommen nach einem erlebnisreichen Tag um 18.30 Uhr in Rotorua auf dem Top 10 Campingplatz an. Zu unserem Erstaunen sind Waschmaschinen und Trockner frei. Wahrscheinlich, weil die meisten Menschen von Auckland in Richtung Süden fahren und nach 3 Tagen noch keine Wäsche schmutzig ist. Also nutzen wir die Gelegenheit zum Großwaschtag.