Wir sind in Te Anau wieder auf einen schönen Top 10 Holiday Park Campingplatz. Er liegt direkt gegenüber dem See und ist bestückt mit Whirlpools, Sauna und einem tollen Luftkissen zum Hüpfen. Stefan und ich probieren es gleich aus und sind begeistert, mehr als Sophia. 😉
Nachmittags bummeln wir die Seepromenade entlang. Ständig starten dort die Helikopter und das Wasserflugzeug zu Besichtigungstouren. Das Zentrum des Örtchens besteht aus quadratischen Pavillons, bedeckt mit Wellblech. Überhaupt ist Wellblech sehr beliebt. Häuser, Garagen, Hallen, alles wird damit gebaut. Darüberhinaus sind Neuseelands Bewohner, Kiwis genannt, sehr kreativ, wenn es darum geht aus Altem was Neues zu machen. Verrostete Rohre werden umfunktioniert zu Abgrenzungen, Briefkästen oder einem Kunstwerk. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Die Besichtigung ist schnell abgeschlossen. So besonders ist der Ort nicht. Doch Stefan hat trotzdem große Freude, weil es wieder so viele Oldtimer zu sehen gibt und wegen dem Skateboardpark. Am liebsten wäre er sofort drauf losgefahren, hätte er sein Skateboard dabei. Bisher haben wir in fast jedem Ort, und sei er noch so klein, eine Anlage gesehen. Und auch Sophia freut sich, weil sie den sehr schönen Spielplatz entdeckt. Weg ist sie, und wir widmen uns in Ruhe dem guten Kaffee.
Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum Milford Sound, dem 15 km langen spektakulären Fjord, Weltnaturerbe der Unesco. Unser Navi sagt, dass es 118 km dorthin sind. Bei der Buchung der Schiffstour hat uns die Dame in der i-site ein Prospekt gegeben und darauf hingewiesen, dass die Straße bereits ein unvergessliches Erlebnis sei. Also planen wir viel Zeit für Zwischenstopps ein.
Zu Beginn fahren wir am Lake Te Anau entlang. Wir kommen in eine alpine Bergwelt. Nebelschwaden ziehen über die Gipfel. Wieder denke ich an den dunkel düsteren „Herr der Ringe“ Film. Die Farben der Natur kommen leider nicht richtig zur Geltung, deshalb ersparen wir uns die Mirror Lakes, die Seen, in denen sich die Berge spiegeln. Am nächsten Halt haben wir einen fantastischen Ausblick ins Tal und auf schneebedeckte Berge. Was sollen wir nur zuerst fotografieren?
Und dann gibt es die frechen Keas, das sind Bergpapageie. Sie sind sehr intelligent und da Mülleimer leeren keine richtige Herausforderung für sie darstellt, haben sie sich darauf spezialisiert, die Gummidichtungen an den Fahrzeugen kaputt zu machen. Kaum stehen wir auf dem Parkplatz, da kommen gleich einige angeflogen und beginnen mit der Arbeit. Wir fahren zügig weiter bevor sie unseren Camper auseinander nehmen.
Die Strecke ist wirklich toll und die Natur so beeindruckend. Ständig könnte man stehen bleiben. An der Tutoko Bridge gibt es einen zauberhaften moosbewachsenen Track. Stefan und ich würden ihn sehr gerne laufen, doch es mangelt an Zeit, da wir pünktlich zu unserer gebuchten Schiffstour in Milford sein müssen. Noch einmal steigen wir aus, bewundern die schroffen Berge vor dem 1,2 km langen Homer Tunnel. Die in den Berg gehauene Röhre ist nur einspurig befahrbar und wir warten ungefähr eine Viertelstunde vor der roten Ampel. Danach geht es in engen Serpentinen den Berg hinunter zum Fjord.
Wir haben noch Zeit, um was zu essen und ein Stück am Ufer des Milford Sound entlang zu spazieren. In der Sprache der Maori heißt er übrigens Piopiotahi. Ich finde, das hört sich sehr schön an. Grandios die Kulisse aus Wasserfällen und Bergen, deren Prominentester der fast 1.700 Meter hohe Mitre Peak, der Bischofshut, ist. Unsere Bootstour startet genau in dem Moment, als ein riesiges Kreuzfahrtschiff um die Ecke biegt. Wie winzig wir dagegen sind.
Trotzdem es bewölkt ist, der Fjord beeindruckt mit den steil aus dem Wasser herausragenden schroffen Felsen, die teilweise mit Moos bewachsen sind. Auf großen Steinen liegen Robben, ruhen sich aus und genießen jeden Sonnenstrahl. Und plötzlich sind sie da, schwimmen neben unserem Schiff: eine Gruppe Delfine. Sofort steigt das Stimmungsbarometer, anscheinend senden Delfine Glücksbotenstoffe zu uns Menschen. Jeder an Bord hat ein Lächeln auf den Lippen und die Augen strahlen. Wir schippern bis auf das offene Meer hinaus. Auf dem Rückweg gibt es noch eine Dusche unter einem Wasserfall.
Der Piopiotahi ist eine der Hauptattraktionen Neuseelands, natürlich bei Touristen äußerst beliebt und aus dem Grund herrscht dort reger Ausflugsverkehr. Ich bin begeistert über diesen supertollen Ausflug. Diese Tour ist absolut empfehlenswert und ich lege sie jeden Neuseelandurlauber sehr ans Herz. Unbedingt hinfahren.
Die Bootstour hat 70,- $ gekostet/Person, Kinder 17 $ und ist wirklich jeden $ wert. Mindestens einen Tag vor der Fahrt zum Milford Sound buchen, denn die Schiffstouren sind heiß begehrt.
Gegen 19.30 Uhr sind wir zurück und gehen in der „Fjordland Pizzeria“ essen. Wir gewöhnen uns an den Selfservice, der fast überall in NZL herrscht. Du holst dir die Speisekarte, wählst aus, gehst zur Theke, bestellst, bezahlst und bekommst die Getränke gleich mit an den Tisch, ebenso eine Nummer, damit die Bedienung später weiß, wer welches Essen bekommt. Die Pizza ist sehr lecker, knusprig und gut belegt. Da der Himmel sich wieder tief in sein graues Kleid gehüllt hat, gehen wir wieder einmal sehr früh schlafen.