Im Goldrausch: Reefton und Hokitika

Die Lewis-Pass-Straße windet sich durch dichte Wälder, weite Ebenen und Berge. Die Landschaft hat alpenähnlichen Charakter. Anscheinend herrscht Trockenheit, denn ich kann beobachten, dass extrem bewässert wird. Ein Stück Weide ist grasgrün und Kühe grasen dort, während ringsherum alles braun und trocken ist. Es sieht aus wie ein grün/sandfarbener Flickenteppich.

Wir machen einen Stopp in Reefton, einem pittoresken Örtchen, wo anscheinend die Zeit stehen geblieben ist. Die Hauptstraße sieht ganz urig aus mit ihren Holzhäusern. Ich denke, ich bin mitten in einer Westernkulisse und bestimmt biegt gleich der Revolverheld um die Ecke. Man sieht kaum Leute – wie in einer Geisterstadt.

Außenansichten von Reefton
Außenansichten von Reefton

Wir laufen durch das Dorf, kaufen zwei große Plastikschüsseln (wie sich später herausstellt, die beste Investition in die Ausstattung des Campers) und wandern entlang des Flusses Inangahua, dessen Steine in der Sonne funkeln. Anhand der Bildtafeln erfahren wir, dass Reefton nicht nur Bergbau- und Goldstadt sondern auch die Stadt des Lichts war. 1888 war es der erste Ort der Südinsel mit Stromversorgung und 21 Straßenlaternen. Sie sorgten zu Weihnachten für einen Besucheransturm, denn alle wollten mit eigenen Augen diese Sensation ansehen. Über eine Drahtseilbrücke geht es zurück in den Ort und direkt in ein Café. Es gibt superguten Kaffee, und ich esse den leckersten Caramel Slice aller Zeiten: zuckersüß, klebrig, zum Niederknien, mit Suchtpotential.

Goldsucher: Am Fluss Inanaguhua mit seinen goldschimmernden Quarzsteinen
Goldsucher: Am Fluss Inangahua mit seinen goldschimmernden Quarzsteinen
Flussansicht mit Hängebrücke
Flussansicht mit Hängebrücke

Etwas vor Greymouth entdeckt Thomas einen kleinen naturbelassenen Campground. Zwar ohne Duschen und Strom, dafür aber wunderschön am Fluss liegt das „Nelson Creek Recreation Reserve“. Sofort zieht uns das Wasser magisch an. Rostrot und golden schimmert es in der Sonne. Kinder springen vom Steilufer in den Fluss und wir waten mit den Füßen durch das kühle Nass. Später baut Sophia Staudämme und vergnügt sich auf den tollen neuen großen Spielplatz, die Männer mischen sich unter die Einheimischen im örtlichen Pub, während wir beiden Frauen unter erschwerten Bedingungen kochen. Auf Sophias Wunsch gibt es Frikadellen und Nudeln mit gebratenem Gemüse.

Flussvergnügen am Nelson Creek
Flussvergnügen am Nelson Creek

Abends wird es sehr frisch und die Sandfliegen stechen mal wieder. Flying foxes nennen sie die Bewohner. Die Stiche jucken tagelang so stark, dass man nachts nicht schlafen kann. Es ist wirklich schlimm! Am nächsten Morgen erkunden wir noch die Gegend und wandern über die Hängebrücke ein Stück in den Wald hinein.

Weiße Steine, rostrotes Wasser und grüner Wald
Weiße Steine, rostrotes Wasser und grüner Wald

Auf der Fahrt nach Hokitika an der Westküste wechselt die Landschaft. Es wird grün und grüner, Regenwald begrenzt die Straße.

Hokitika ist entstanden während des Goldrausches in Neuseeland. Jetzt gibt es sehr viel Jade zu kaufen. Ein Geschäft reiht sich an das Nächste. Wir gehen in eine Werkstatt und sehen zu, wie der Stein bearbeitet wird. Das ist nicht ganz einfach und die Schleifer brauchen viel Fingerspitzengefühl, damit ein Schmuckstück daraus entsteht.

Den Jadeschleifern über die Schulter geschaut
Den Jadeschleifern über die Schulter geschaut

Dann besuchen wir „The National Kiwi-Center“ in der Ortsmitte, welches uns die Tierwelt Neuseelands näher bringt. Am Empfang sitzt eine Deutsche, die nach Neuseeland ausgewandert ist. Mir fällt auf, dass sehr viele Einwanderer aus Deutschland kommen. Sophia ist ganz begeistert, dass sie die 100 Jahre alten Aale mit Fleischbröckchen füttern darf. Dann schauen wir uns die Kiwis an, diese großen flugunfähigen nachtaktiven Nationalvögel. Ganz leise müssen wir sein, damit sie sich nicht erschrecken. Auch eine „Glühwürmchenhöhle“ gibt es. Weiter geht es zum Krabbenfangen. Man nimmt sich eine Schnur, hängt ein kleines Stück Fleisch an den Haken und versucht, damit eine Krabbe zu angeln. Wir brauchen sehr viel Geduld bis eine anbeisst. Wir sehen sie an, fotografieren sie und dann geht es zurück in das Becken. Eine Urkunde bezeugt Sophias Anglerglück.
Eintritt: 22 $/Person (13,25 €), Sophia durfte noch kostenlos hinein

Hurra, Sophia hat eine große Krabbe gefangen
Hurra, Sophia hat eine große Krabbe gefangen

Wir bummeln noch durch den Ort bei herrlichsten Sonnenschein. Der alte Teil sieht verlassen aus, die Läden sind geschlossen. Auf den Weg zum Meer kommen wir an einem Take away vorbei und holen uns für 20 $ eine Riesenportion Fish & Chips, äußerst fettig und traditionell verpackt in Zeitungspapier. Mit Blick auf das strahlend blaue Meer verspeisen wir unsere Mahlzeit mal ohne die lästigen Mücken. Pure Urlaubsfreude kommt auf.

Blaue Blumen, blaues Meer, blaue Berge in Hokitika
Blaue Blumen, blaues Meer, blaue Berge in Hokitika

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