Um 4 Uhr morgens startet der Bus von Agujitas de Drake. Es fahren nur zwei Busse am Tag: einer früh, einer in den Abendstunden. Wir haben keine Wahl, denn wir wollen auf dem Landweg über die Grenze nach Panama. Die andere Möglichkeit wäre mit den Speedboot, dann über Sierpe nach Palmar Norte, dort übernachten und am nächsten Tag weiter – sehr umständlich, zeitaufwendig und teurer.
Der Bus rumpelt über die Straßen und hält irgendwann an einer Kreuzung. Es dauert bis wir kapieren, dass wir hier aussteigen müssen. Wir laufen den anderen Leuten einfach hinterher, stehen dann am Straßenrand mitten in der Walachei und warten auf den Bus, der hoffentlich bald kommt. Sophia muss derweil auf die Toilette. Kein Problem, einfach am Straßenrand abhalten. Sehr wohl ein Problem sind die großen Ameisen, die mich bei dieser Aktion anfallen und an meinem Fuß rote Flecken hinterlassen, die sehr stark brennen.
Kurz darauf hält ein Bus vor unserer Nase, mit dem für 4.200 Colon (6,85€) nach Neily fahren, nochmal umsteigen, weitere 1.200 Colon (1,95€) zahlen für uns alle und endlich um 9.00 Uhr die Grenzstadt Paso Canoas erreichen. Wir freuen uns, dass wir so früh schon hier sind und essen erst einmal etwas. Die Stadt ist sehr hässlich mit viel Verkehr.
Dann stürzen wir uns voller Mut ins Getümmel der vielen Menschen. Das Abenteuer Grenzübergang beginnt im großen Grenzgebäude. Mit Ausschilderung ist hier nichts. Nach langem Suchen finden wir endlich eine Frau, die etwas Englisch spricht. Sie führt uns zu einem alten Haus, weiter vorne vor dem Grenzgebäude. Man übersieht es sehr leicht und nimmt es nicht wirklich wahr. Gut, jetzt stehen wir hier und haben keine Ahnung warum. Alles wirkt absolut chaotisch und verworren. Dabei brennt die Sonne vom Himmel und es ist glühend heiß.
Mit Händen und Füßen fragen wir einen Mann in Uniform wie es weitergeht. Er ist sehr hilfsbereit und lotst uns zu einem unscheinbaren Kleinbus. Dort müssen wir 8 $ Ausreisesteuer bezahlen und erhalten eine Art Quittung. Zurück im alten Haus bekomme ich irgendwann heraus, dass wir noch Formulare ausfüllen müssen. Nun heißt es Anstehen und Warten. Zack, knallt der Beamte einen Ausreisestempel in unsere Reisepässe. Erster Punkt geschafft.
Auf dem Weg zum Grenzgebäude machen wir einen Abstecher bei der Bank, um unsere Colon in Dollar umzutauschen. Am Eingang werden wir durchgecheckt und müssen unsere Rucksäcke und unser Gepäck ablegen. Wir nehmen auf den freien Stühlen Platz, die in einer langen Reihe aufgestellt sind. Neben mir beginnt eine Frau unruhig zu werden, quatscht mich auf Spanisch voll, von dem ich ja kein Wort verstehe und fuchtelt mit den Händen herum. Irgendwie wird mir klar, dass wir uns in keiner Ansteh- sondern einer Ansitzschlange (nennt man das so?) befinden, d.h. nach und nach rückt man immer einen Platz weiter bis man am Bankschalter ankommt. Witzige Gepflogenheit.
Um 12 Uhr sind wir wieder im Grenzgebäude. Ratlos starren wir auf die vielen Menschenschlangen. Wo sollen wir uns anstellen? Wir finden es heraus, Stefan stellt sich an, während Sophia und ich uns mit unserem Gepäck am Rand auf den Boden setzen. Sophia ist sehr lieb und malt. Zum Glück sind wir zu Zweit und so wechseln wir uns mit dem Anstehen ab. Es geht nicht voran und unsere Laune sinkt.
Nicht nur wir, sondern auch andere sind genervt. Bald schreien Einige auf Spanisch herum und es gibt einen kleinen Aufstand. Um 17 Uhr ist meine Laune auf dem Tiefpunkt. Daran ändert auch der Beamte nichts, der versucht Ordnung ins System zu kriegen. Es gibt vier offene Schalter, wobei nur der Äußere für Touristen sein soll. Davor drängeln sich jedoch viele Leute, auch die, welche mit dem Auto nach Panama einreisen. Hier geht gar nichts mehr. Also überhören wir die Anweisungen dieses Beamten und bleiben in der zweiten Reihe stehen. Der gibt nicht auf, will uns erneut in die Touristenschlange schicken.
Jetzt reicht es mir endgültig. Aus Gereiztheit wird ein Tobsuchtsanfall. Es ist 18 Uhr, seit 6 Stunden hängen wir hier herum, nichts funktioniert und nun sollen wir uns in einer längeren Schlange anstellen. In meiner Wut schreie ich den Beamten an, laut und auf deutsch. Ist mir egal, ob er was versteht, der Ton und die Lautstärke machen die Musik. Und das Wunder geschieht: Wir dürfen stehenbleiben.
Dann sind wir an der Reihe. Man benötigt die Quittung über Zahlung der Ausreisesteuer von Costa Rica, ein Weiterreiseticket und natürlich den Pass. Endlich, nach 6 1/2 Stunden Anstehen, haben wir unseren Einreisestempel für Panama. Und Sophia? Sie war sehr lieb, hat geduldig ausgeharrt, gemalt und gespielt. Nicht jedes Kind würde sowas mitmachen.
!!! Man muss aufpassen, dass man ein Rück-/ Weiterreiseticket (Flug oder Bus) vorweisen kann!!! Manche Touristen hatten nur ein Rückflugticket von Costa Rica, weil sie nur einen Abstecher nach Panama machten. Dieses wird nicht anerkannt!!!
Unsere nächste Anlaufstelle sind die Minibusse nach David hinter dem Grenzgebäude. Es gibt nur eine Hauptverkehrsstraße, die vom Norden in Panamas Süden führt, von daher kann man nichts falsch machen. Sie fahren im 10-Minuten-Takt. Brav stellen wir uns an und warten auf den Nächsten. Als der Bus hält werden Sophia und ich zur Seite geschupst und die Leute drängeln sich unter Zuhilfenahme ihrer Ellenbogen hinein. Ich komme mir vor wie bei den Schulbussen früher, nur dass es sich jetzt um Erwachsene handelt. Wir schaffen es nicht, unsere Rucksäcke hinten in den Kofferraum zwischen Eimern und Kabeln zu quetschen und dann 3 Sitzplätze zu ergattern.
Nach dem misslungenen dritten Versuch muss ein anderer Plan her. Einem netten Mann erklären wir unser Dilemma. Er reagiert sehr verständnisvoll. Wir dürfen ein Stück vorher in den Bus steigen und erst dann fährt er weiter zur Menschenmeute. In den Bussen laufen die Klimaanlagen auf Hochtouren und es ist ratsam, sich was überzuziehen. In Panama sind wir in einem kinderfreundlichen Land, Sophia fährt umsonst im Bus mit.
Nach 1 Stunde Fahrt kommen wir am Busbahnhof in David an und nehmen ein Taxi zu unserem Hostel. Es ist viel los im Ort, da hier so eine Art Kirmes mit Westernreiten stattfindet. Verkehrsregeln gibt es nicht und das Chaos wird erhöht durch die Pferde, welche die Straßen verstopfen. Das hat uns noch gefehlt, wo wir alle total geschafft sind von dem Tag. Im Fischrestaurant gegenüber unserem Hostel gehen wir was essen und fallen dann alle in die Betten.
Hier haben wir gewohnt:
Eine Nacht im Hostel „Bambu“ für 26,55 € mit Frühstück.
Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit. Das Zimmer war sauber und im Garten gibt es einen Swimmingpool. Dort wohnt auch ein wilder Nasenbär. Die Gäste füttern ihn und er ist inzwischen zahm. Manchmal lässt er sich streicheln, je nachdem wie seine Laune ist. Vorsicht ist also trotzdem geboten.
Prädikat: sehr empfehlenswert.