Stefan ist kurz vorm Lagerkoller, Sophias Stimmung eine blanke Katastrophe und mir ist zum Heulen zumute. So hatte ich mir die Weltreise nicht vorgestellt. In meinen Träumen verlief das ganz anders. Ich stehe an der Rezeption und verlängere nochmals unser Zimmer, wobei mir der geschäftstüchtige Hotelier erneut die „First Class Sightseeing Tour zum Special Price“ verkaufen will. Mann, das nervt total. Er wird mir immer unsympathischer und ich hoffe, dass wir endlich hier wegkommen.
Jetzt, drei Tage später, geht es Stefan besser. Die starken Ohrenschmerzen sind weg und mit ihnen das Fieber. Langsam kommt er wieder zu Kräften und damit steigt seine Unternehmenslust. Im gleichen Maß wie es mit Stefan aufwärts geht, geht es mit Sophia abwärts, d.h. ihr Zickigkeitsfaktor geht jeden Tag weiter runter bis er schließlich bei Null steht. Wie Phönix aus der Asche taucht mein fröhliches, lebenslustiges Töchterchen wieder auf.
Am Tag vor unserer Abreise schaffen wir es noch, die absolute Naturattraktion Luang Prabangs, die Kuang Si Wasserfälle zu besuchen. Wir fahren mit dem Taxi, haben dort leider nur 3 Stunden Zeit und dann geht es zurück. Es ist ein verflixt knapper Zeitplan, doch es geht nicht anders. Wäre Stefan fitter, hätten wir mit dem Roller fahren können.
Der Wasserfall, eingebettet in eine Dschungellandschaft ist wunderschön. Nach einem Sturz von 30 Meter ergießt sich das Wasser in große und kleine Naturbecken, in denen man sogar herumplanschen kann. Falls du irgendwann mal hierher kommst, musst du dir diese Naturschönheit ansehen. Mach dich allerdings auf viele Menschen gefasst, die den gleichen Gedanken haben, denn es ist ein beliebter Platz sowohl bei Touristen als auch bei Einheimischen.
Unsere 3 Stunden sind fast herum. Wir hetzen und eilen zum Taxi zurück. Es ist sehr schade, dass uns die Zeit fehlt zum Genießen und Entspannen. Das hat mir den Ausflug etwas vermiest. Deshalb empfehle ich, sich unbedingt einen Roller zu leihen, auf eigene Faust hinzufahren und einen Tag in dieser wundervollen Natur zu verbringen.
Planänderung für den Taxifahrer: Wir haben erfahren, dass es einen Schmetterlingspark gibt, der gleich an der Fahrstrecke liegt. Den wollen wir uns unbedingt ansehen. Sophia freut sich und ist total aufgeregt. Der Fahrer ist dagegen „not amused“. Auf eine halbe Stunde Besichtigung will er sich einlassen, wir wollen 1 Stunde. Nach einer Verhandlungsrunde lässt er sich unwillig darauf an.
Ein Pärchen aus den Niederlanden, die vor fünf Jahren nach Laos ausgewandert sind, betreiben den Park. Er ist sehr schön angelegt. Man sieht, wieviel Herzblut die Beiden da hinein gesteckt haben. Wir haben uns mit dem Mann unterhalten und ihm die Situation mit dem Taxi und der wenigen Zeit geschildert. Er sagt, dass sie damit große Probleme haben, weil die Taxiunternehmer die Touristen in einen extrem knappen Zeitrahmen pressen wollen. Sie hoffen, auf diese Weise zwei Touren an einem Tag zu schaffen, was ihren Umsatz verdoppeln würde. In der Regel klappt das nie, was die Fahrer aber nicht verstehen wollen. Wir selbst sind das beste Beispiel und Ärger mit dem Nachverhandeln hat man dann noch obendrauf. Der Niederländer meint, sie wären daran, das Konzept zu ändern. Ich bin gespannt ob, wie und vor allem wann sie es irgendwie umgesetzt bekommen. Denn in Laos wirken alle tiefenentspannt, die Uhren scheinen langsamer zu gehen und alles dauert etwas länger.
Am Abend buchen wir unseren Sleepbus nach Vientiane, jedoch nicht bei unserem Hotelbesitzer. Er und wir befinden uns nicht auf einer Kommunikationsebene. Er versteht uns nicht und wir ihn nicht. Endlich, die letzte Nacht in Luang Prabang und morgen geht es weiter in Richtung Süden. Dabei ist der Ort wirklich sehenswert und trägt seine Auszeichnung als Weltkulturerbe völlig zu Recht. Er hatte nur das Pech, dass wir genau hier auf dem emotionalen und körperlichen Tiefpunkt unserer Reise angekommen waren.
Hier haben wir in Luang Prabang gewohnt:
9 Nächte in der Villa Aphay für insgesamt 118,53 € (ohne Frühstück)
Die Zimmer waren in Ordnung, Duschen dagegen nervig. Wir hatten die Wahl bei der Einstellung: entweder verbrennen oder erfrieren. Vom auf „Agoda“ beschriebenen Zimmerservice war Null zu spüren. Ebenso haperte es mit der Reinigung. Nur auf mehrmaliges Drängen und dann unter missmutigen Blicken wurde der Müll geleert. Das einzige, was klappte waren die ständigen Bemühungen, uns trotz Stefans Krankheit Sightseeingtouren verkaufen zu wollen. Das ging mir ziemlich auf den Geist, vielleicht war ich aber auch nur zu empfindlich. Zum Schluss mussten wir noch mit Bargeld bezahlen, obwohl Kreditkarte angegeben war. Sehr gut ist die Lage, denn man ist schnell in der Innenstadt und auf dem Nachtmarkt.