Luang Prabang, mal wieder im Krankenhaus

Stefans Zustand verbessert sich auch die nächsten Tage nicht sonderlich. Ich regele die Zimmerverlängerung und versuche, Sophia irgendwie zu beschäftigen. Sie ist im Moment gar nicht gut drauf. Ihre Laune ist miserabel, sie zickt ständig herum und weiß genau, an welchen Strippen sie ziehen muss, um mich auf die Palme zu bringen. Meine Laune ist auch langsam im Keller und ich bin ganz schön genervt. Unser Hotelbesitzer verstärkt meine Gereiztheit, da er permanent ankommt und uns irgendeine blöde Tour verkaufen will. Kapiert er nicht, dass wir im Augenblick andere Sorgen haben?

Stefan möchte gerne, dass wir ein Krankenhaus aufsuchen, da er sich mit einer ärztlichen Diagnose sicherer fühlt. Ich kann ihn verstehen, auch wenn ich befürchte, dass es nicht viel bringt, falls es überhaupt ein Hospital gibt, denn Laos ist damit generell schwach bestückt. Doch, im Stadtplan finden wir eins. In den 5 Wochen, die wir jetzt unterwegs sind, haben wir drei Krankenhausbesuche erlebt. Heute stürzen wir uns erneut in dieses Abenteuer. Wie gut, dass wir eine Auslandskrankenversicherung haben.

Wir brauchen für die Strecke ein Tuk Tuk. Mit dem Fahrer einige ich mich auf 50.000 Kip. Er bringt uns hin, wartet dort und fährt uns wieder zurück. Sicherheitshalber lasse ich mir unsere Abmachung noch X-Mal von ihm bestätigen. Nur damit wir uns richtig verstehen und es am Schluss keine Differenzen gibt. Wir starten.

Im Krankenhaus werden wir freundlich in Empfang genommen. Man weist uns zwei Plätze mitten in einem Raum zu. Ringsherum finden verschiedene Behandlungen an Patienten statt. Die erste Frau, der ich unsere Situation schildere, versteht mich nicht. Also ein neuer Versuch. Bingo, ich erwische einen Mann, der gut Englisch spricht. Am meisten überrascht es mich, wie gut ich ihm alles erklären konnte. Er schickt uns weiter zu einem Experten, der Stefans Ohr untersuchen will. Eine Helferin begleitet uns durch verschiedene Gänge und platziert uns auf Stühlen in einem Flur.

Irgendwann werden wir in ein Zimmer geholt. Es sieht aus wie eine Abstellkammer. Die Gerätschaften haben ihre besten Zeiten hinter sich, nur der Fernseher ist neueren Datums. Drei Frauen nehmen uns in Empfang. Ich vermute, es handelt sich um Krankenschwestern oder doch Ärztinnen? Eine schaut mithilfe einer Stirnlampe in Stefans Ohren. Ihre Erkenntnisse diskutiert sie ausgiebig mit der Nächsten. Jene guckt daraufhin in seine Ohren. Erneute Diskussion. Wissen die Damen, was sie hier tun oder denken sie, Stefan wäre als Versuchskaninchen hier. Einige Zeit passiert nichts. Wir sitzen und warten.

Nach und nach füllt sich der Raum mit immer mehr Personal. Die Tür zum Flur bleibt natürlich offen, denn so kann man sich besser mit Vorübergehenden unterhalten. Für Stefan zeigt keine der Damen mehr irgendein Interesse. Ihn lassen sie links liegen, denn ihre ganze Aufmerksamkeit gehört jetzt Sophia. Sie sind entzückt über dieses blonde Kind.

Ein Herr, vielleicht ist er der Arzt, kommt herein und fragt mich, was Stefan hat. Also, die ganze Litanei von vorn. Zum Glück spricht er Englisch, jedoch mit starkem Akzent und sehr sehr leise. Um ihn zu verstehen, hänge ich mit meinem Gesicht fast in seinem. Dann erteilt er einer der Damen eine Anweisung, woraufhin sie mit einer Pinzette einen Ohrpropfen aus Stefans Gehörkanal holt. Anschließend desinfiziert sie die Pinzette, indem sie einmal mit einem Tuch darüber wischt und legt sie als „sauber und steril“ unter das weiße Tuch auf den Tisch. Hygiene einwandfrei? Nun gut, andere Länder andere Methoden. Doch wir können froh sein, dass es inzwischen überhaupt ein Krankenhaus gibt. Das war vor ein paar Jahren noch nicht der Fall. Am Ende bleibt so ziemlich alles wie es war. Stefan soll abwarten, weiter die Ohrentropfen rein machen, Schmerzmittel nehmen und bekommt ein anderes Antibiotikum verschrieben.

Wieder draußen freuen wir uns, dass unser Tuk Tuk-Fahrer gewartet hat. Auf dem Weg zum Hotel machen wir einen Zwischenstopp bei der Apotheke. Es dauert endlos, bis sie kapieren, was ich will und mir am Ende auch die richtige Medizin aushändigen. Zurück am Hotel will der Fahrer 100.000 Kip Bezahlung. Eigentlich habe ich damit gerechnet, trotzdem explodiere ich vor Zorn. Seit 3 Tagen eine zickige Sophia, Stefan leidend, ein nervender Hotelier und diese Krankenhausaktion haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Diskussion endet nach langem Hin und Her bei 80.000 Kip.

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